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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0274
Neues Schrifttum

verschiedenen Anbauarten auf Gemarkung Bodman seit Ende des 19.Jahrhunderts; er benutzt auch das
Gemeindearchiv.

Die Reihe der größeren Darstellungen wird abgeschlossen durch einen Artikel von Frank Göttmann
über den »Fruchtmarkt in Bodman«, der die Zusammenfassung einer größeren Arbeit - Dissertation oder
Examensarbeit? - darstellt, die im Rahmen eines Projekts »Regionalismus« an der Universität Konstanz
entstanden ist; sie versucht, moderne wirtschaftsgeschichtliche Fragestellungen am begrenzten Beispiel zu
verifizieren. Die im gleichen Zusammenhang vom Herausgeber genannten Beiträge von ChristhardSchrenk
»Bemerkungen zur Dreifelderwirtschaft« und »Bemerkungen zur Allmende in Bodman« stellen dagegen
nur Notizen dar (von jeweils einer halben Seite), die nicht mit der ersten Arbeit verglichen werden können.
Sie werden im Anhang neben vielen anderen abgedruckt (insgesamt 17 auf 13 Druckseiten, vermischt mit
Quellenauszügen), die nach Auffassung des Rezensenten insgesamt eher unnötig sind und das Buch
unübersichtlich machen. Statt dessen fehlen die sozialen und alltagsgeschichtlichen Aspekte fast völlig.
Auch hätte man gerne gewußt, wer sich hinter den vielen Autorennamen verbirgt.

Eine ausführliche Bibliographie über Bodman sowie Orts-, Personen- und Sachregister ergänzen das
umfangreiche Buch, das in manchem hätte gestrafft werden können und wieder einmal zeigt, daß derartige
Sammelbände ihre eigenen Probleme stellen.

Stuttgart Bernhard Theil

Walter Stettner: Ebingen. Die Geschichte einer württembergischen Stadt. Mit einem Beitrag von Jürgen
Scheff. Sigmaringen: Thorbecke 1986. 606 S., 37 Abb.

In einer Urkunde des Klosters Heiligkreuztal vom 21. September 1285, ausgestellt »in der stat ze
Ebingen«, wird Ebingen erstmals als Stadt erwähnt. Seine 700jährige Stadtgeschichte in ihren vielfältigen
Aspekten aufzurollen, ist das Ziel des Autors, der sich bereits in zahlreichen Untersuchungen zur Landesund
Stadtgeschichte insbesondere mit der Entwicklung des Ebinger Gemeinwesens befaßt hat. Nicht »von
hoher Warte« soll Geschichte dargestellt werden; vielmehr will das vorliegende Buch »den Ebinger Bürger,
den Handwerker, den Fabrikanten und den Arbeiter in ihren vielfältigen Bedingtheiten zeigen« (S. 9).

Höhepunkte in der Ebinger Geschichte gab es kaum - zu entfernt lag der Ort von den Brennpunkten des
Geschehens, zu abgeschnitten blieb er von den großen Verkehrsströmen. Seine Abgeschiedenheit bewahrte
ihn vor großen Kriegskatastrophen, minderte aber nicht die Mannigfaltigkeit städtischen Lebens. Seit jeher
war Ebingen das Zentrum eines größeren, wenn auch armen Umlandes auf der Schwäbischen Alb. Der
Leser erfährt von den Herrschaftsverhältnissen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, von den
Beziehungen der Stadt zu Fürsten und Staat, von der Entwicklung der städtischen Verwaltung. Widersprüchlich
gerät die Darstellung der Stadtgründung Ebingens. Werden einmal die Grafen von Hohenberg
als Stadtgründer genannt (S.37), heißt es wenig später (S. 39): »Man hat bisher geglaubt, die Grafen von
Hohenberg hätten Ebingen zur Stadt gemacht. Das trifft wohl nicht zu: Dort, wo der Mühlbach unter der
Stadtmauer hindurch zur Schmiecha floß, stand eine alte Neuenbürg, die von 1614/15 bis 1770/71 in etwa
20 Jahrgängen der Stadtrechnungen genannt wird... Die Grafen von Nellenburg sind daher als Erbauer der
Ebinger Stadtbefestigung und als Gründer der Stadt Ebingen anzusehen.«

Überzeugender gelingt Stettner dagegen die Schilderung der »kleinen Verhältnisse«; anschaulich und
lebendig werden Alltag und Lebensart der Ebinger vor Augen geführt. Man gewinnt Einblick in die
heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung und erfährt von den Lebensbedingungen von Bürgern,
Bauern und Handwerkern, von den wirtschaftlichen Verhältnissen, Justiz- und Steuerwesen, Wissenschaft
und Kunst, Kirche und Schule. Was man jedoch vermißt, ist eine ausführliche und zusammenhängende
Darlegung der Reformation und ihrer Aufnahme in Ebingen. Obwohl die Quellen vorhanden gewesen
wären, beschränkt sich der Verf. auf vereinzelte Bemerkungen (S. 265 ff.).

Breiten Raum nimmt die Darstellung des 19. Jahrhunderts ein. Tiefgreifende Wandlungen vollzogen
sich auch in Ebingen in diesen hundert Jahren. Die Bevölkerung nahm rasch zu - ihre Zahl stieg von 4000 auf
12000 Einwohner -, politische Auseinandersetzungen, verbunden mit Erschütterungen des kirchlichen
Glaubens, traten an die Oberfläche, und aus Handwerk und Manufaktur entwickelte sich die industrielle
Produktion. Wenn auch seit 1878 an das Eisenbahnnetz angeschlossen, blieb die Verkehrsferne und
Randlage Ebingens eine negative Konstante. In den bewegten Jahren der Weimarer Republik meldete sich
auch in dem jungen Industrieort eine selbstbewußte Arbeiterschaft zu Wort und griff aktiv in die Politik ein
(S. 283 ff.).

Sehr knapp, vereinfachend und vielfach ins Banale abgleitend schildert Stettner die Zeit des Dritten

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