Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 14
(PDF, 60 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0016
Hans-Dieter Lehmann

kann nicht Südgallien das ursprüngliche Ziel gewesen sein: sie haben Inneralamannien
gequert. Die Flucht mit den geraubten Schätzen wurde über den Rhein fortgesetzt, weil das
Land am Neckar mittlerweile von den Sueben besetzt worden war.

Wenn die Wilherer elbgermanische Alamannen gewesen wären, würde ihre enge Bindung
an die Burgunder überraschen. Bei Ammianus Marcellinus (Buch 28, 5.9) wird uns von
andauernden Spannungen zwischen Alamannen und Burgundern berichtet, die Rom für seine
Zwecke zu nutzen suchte. Rom war wahrscheinlich auch schuld an der militärischen Schwäche
der Wilherer. Die von der Sage erwähnte, schon längere Zeit zurückliegende katastrophale
Niederlage spiegelt die Ereignisse des Jahres 368 n. Chr. wider. Damals war ein Feldzug
Valentinians I. nach Inneralamannien hinein mit der Schlacht um den Alamannenberg bei
Solicinio für die Römer erfolgreich abgeschlossen worden. Im Gegensatz zu ihren elbgermanischen
Nachbarn an Rhein und Main erhielten die alamannischen Wilherer keine Verstärkung
durch Zuzug aus Mitteldeutschland; auf ihre Eigenart im alamannischen Stammesverband
wird noch zurückzukommen sein.

Kein direkter Zusammenhang besteht in der schwäbischen Herkunftssage zwischen dem
»Herzog« Alpker und dem umgekommenen König Walderich. Nicht allzu abwegig erscheint
jedoch die Möglichkeit, daß der in der Not gewählte Führer des Volkes im Namen seines
Sohnes - hier nicht genannt - an das ausgerottete Königshaus der Wilherer anzuknüpfen
suchte.

Von untergeordnetem Zeugniswert, besonders für die Frühzeit, sind zwei Ortlichkeiten
im Raum vor dem ehemaligen Limes: Murrhardt mit seiner hochmittelalterlichen Walderich-
Kapelle, eher in Zusammenhang mit dem Waltharius christianus stehend denkbar, sowie in der
Nähe die Stadt Welzheim. Zuerst als »Wallenzin« genannt10, ist der Name - in entsprechender
Weise wie Walhavari zu Wilheri verkürzt - im »Wilzin« der schwäbischen Herkunftssage
wiederzuerkennen. Die entsprechende Vokalaufhellung ist beim Personennamen Wilfried
>Walafried bekannt.

Wer waren die Wilheri der schwäbischen Herkunftssage?

Schneider11 sieht in ihnen die Römer. Er stützt sich dabei auf die von Ammian verbürgte
Kooperation der Römer mit den Burgundern und deren Feindschaft zu den zwischen Main,
Rhein und Neckar siedelnden Alamannen elb-germanischer Herkunft. Schon Möllenhoff
wollte dagegen bei den Wilheri an »Walche, Walhe« denken. Hieran anknüpfend möchte ich
auf die ursprüngliche Bedeutung dieser germanischen Bezeichnung für ihre keltischen Nachbarn
zurückkommen. Der Name, in lateinischer Form als »Volcae« überliefert, ist bereits früh
in der Kontaktzone zwischen Kelten und Germanen am Mittelgebirgsrand entstanden.
Müllenhofjrkam eine Ableitung des Wortes »Wilheri« aus »Walhe« unwahrscheinlich vor. Ich
nehme eine Verkürzung aus »Walhavari« an. Dieser germanische Stammesname - in der
Bedeutung »Keltenkrieger, Angehörige der Celtae« - wäre analog gebildet wie zum Beispiel
Baiuvari, Raetobari und viele andere. Diese germanische Bildungsweise für Volksnamen war
nicht nur für germanische Stämme, sondern auch für andere Nationen üblich: zum Beispiel ist
»Rumware« belegt für die Römer12.

Bei antiken Autoren ist »Walhavari« nicht belegt. Bis in die Spätzeit verwenden lateinisch
oder griechisch schreibende Schriftsteller ausschließlich die Namen »Celtae« oder »Keltoi« für
Stämme an der oberen Donau.13 Völlig isoliert steht der einem germanischen »Walhavari«

10 W.Beck, D.Planck: Der Limes in Süddeutschland. 1980, S.94.

11 W.Schneider: Arbeiten zur alamannischen Frühgeschichte. HeftIII/iV. Tübingen 1976, S. 1 ff.

12 W. Foerste: Die germanischen Stammesnamen auf -varii. Frühmittelalterliche Studien 3. 1969,
S.60ff.

13 Die folgenden antiken Autoren der Spätzeit verwenden die Begriffe »celtae/keltoi« beziehungsweise
»galli/galatai« auf rechtsrheinische Stämme an der oberen Donau beziehungsweise auf die Bewohner des

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0016