Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 22
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0024
Wolfgang Hermann
VORWORT

Es gibt fast keinen Landstrich in Hohenzollern, dem Sebastian Locher vor etwa 100 Jahren
und mehr seine Aufmerksamkeit nicht geschenkt hätte. Eine Ubersicht zu Lochers Forschungsergebnissen
gab Franz Keller in dem Band der Hohenzollerischen Jahreshefte von
1937.

Sebastian Locher zählte nicht zu dem akademischen Personenkreis seiner Zeit. Er wurde
1825 als Sohn eines Kleinbauern in Stetten unter Holstein geboren. Nach vieler Mühe gelang
es Sebastian Locher, 1842 in die Unterrichtsanstalt Habsthal aufgenommen zu werden, um
dort für das Lehreramt vorbereitet zu werden. 1844 ging er erfolgreich von dieser Anstalt ab.
Seine Lehrerzeit hieß für ihn viele Jahre lang Wanderzeit: 1844 Benzingen, 1845 Veringendorf,
1846 Dettingen, 1848 Glatt, 1849 Heiligenzimmern, 1850 wieder Benzingen. Aus gesundheitlichen
Gründen schied Locher 1855 aus dem Dienst aus. In Hermentingen betrieb er sodann
mit seiner Frau bis zum Jahre 1863 eine von ihm selbst erworbene und instandgesetzte Mühle.

Nach seiner Gesundung war Locher aber bestrebt, wieder in den Schuldienst einzutreten.
Es gelang ihm auch. Von 1863 bis 1866 versah er in Veringenstadt die Stelle eines Provisors.
Das 66er Jahr brachte ihm dann die Gewißheit, in Sigmaringen als Lehrer tätig sein zu können.
Von 1866-1879 befanden sich seine Schulräume im Eckhaus an der Einmündung der Josefi-
nenstraße in den Leopoldplatz (heute mit dem Schuhgeschäft Noll). Schulgebäude danach war
die heutige »Alte Schule«.

Der Weg von Lochers Wohnung zu seiner Schule war nicht weit. 1870 hatte er das Haus in
der Buchhaldenstraße Nummer 8 erworben und für seine Bedürfnisse umgebaut. Sebastian
Locher starb nach einem lange dauernden Leberleiden am 27. Juni 1889, nachdem seine Frau
vier Monate zuvor verstorben war. Er hinterließ einen Sohn namens Paul und zwei Töchter,
Anna und Maria. Seine Enkelin, Frau Maria Mendler, wird einigen alten Sigmaringern noch im
Gedächtnis verblieben sein.

Zu seinen Lebzeiten erfuhr Sebastian Locher zahlreiche Anerkennungen. Nicht nur wegen
seiner pädagogischen Schriften in der Zeit, als nach den Einigungskriegen Maße, Währung und
Gewicht vereinheitlicht wurden. Locher fand Beachtung durch seine Anleitung zur Bienenzucht
. Wegen seiner unermüdlichen Bemühungen um die Geschichtsforschungen war Locher
seit 1867 - sechs Jahre danach war das fürstliche Archiv in der Karlstraße erstellt - Ausschußmitglied
im »Verein für Geschichte und Altertumskunde«. Zusammen mit Sebastian Locher,
aber lange nicht so ausgreifend, arbeiteten die fürstlichen Archivräte Schnell und Zingeler,
sowie der Gymnasiallehrer Lichtschlag.

Sebastian Locher korrespondierte viel mit anderen Forschern in Deutschland. Er reiste zu
den Archiven in Stuttgart und Donaueschingen; er forschte in Konstanz, Überlingen, Zwiefalten
und Salem. Im Staatsarchiv Stuttgart ging er ein und aus. Dessen Leiter, Oberstudienrat
von Stälin, war dem Lehrer aus Sigmaringen sehr gewogen.

Lochers Arbeiten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind nicht hoch genug einzuschätzen.
Immerhin war er einer der ersten, der daranging, geschichtliche Quellen der verschiedenen
hohenzollerischen Teilräume zusammenzutragen, zu sichten und in Regestenform zusammenzufassen
: die über die Grafen von Veringen und die Herren von Neuneck. Keller berichtet in
seinem Aufsatz, daß Locher über 1000 Urkunden und urkundliche Nachrichten über die
Veringer Grafen sammelte und übertrug (HJh 1937, S.244). Von dem Neunecker Adel fand
der Heimatforscher mehr als 1600 Urkunden und Nachweise. Fast alle seine Regesten versah
Locher mit Anmerkungen, die in jedem Falle mindestens überlegenswert sind. Die Regesten
zu den Herren von Neuneck umfassen die Zeitspanne von 1236 bis 1688. Das 15. und
16. Jahrhundert nehmen unter diesen etwa drei Viertel des Umfangs ein.

Seine Ergebnisse veröffentlichte Locher in den Mitteilungen des Vereins oder in Vorträgen
. Die Fundorte seiner Quellen sind für uns heute unzureichend beschrieben, da Locher nur
die Archive mitteilt. Als er mit seinen Forschungen einsetzte, war die Repertorisierung von

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