Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 27
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0029
Die niederadelige Herrschaft Glatt

1.1.3 Die Herren von Ehingen

Die Herren von Ehingen bildeten ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht, das sich nach
1300 in mehrere Linien teilte. Alle nach 1420 lebenden Adligen ihrer Familie stammten von
Burkart »mit dem Zopf« ab18.

Ihre wesentlichsten Besitzungen lagen zerstreut im Neckarraum zwischen Tübingen und
Horb. Zeitweise griffen sie im 16. Jahrhundert bis nach Waldkirch (Landkreis Emmendingen)
aus. Seit dem D.Jahrhundert waren sie neben anderen Standesgenossen Ganerben auf der
Burg Entringen bei Tübingen. Seit 1437 waren sie Ortsherrn von Kilchberg bei Tübingen19.

Die Herren von Ehingen bewohnten den vermutlichen Stammsitz auf dem Schlössleberg in
Niedernau, der 1407 zerstört wurde, 1512 erwarben sie Obernau, 1539 erbten die Reichsfreiherrn
von Ehingen die Weitenburg, die sie jedoch 1613 an Württemberg verkauften. Sämtliche
dieser Besitzungen befanden sich am oberen Neckar zwischen Horb und Rottenburg.

Georg von Ehingen stand der Verheiratung seines Sohnes Rudolf mit Sophia von Neuneck
nicht im Wege. Am 6. Juli 1500 übergab er Hans von Neuneck eine Verschreibung über das
Heiratsgut der Sophia in Höhe von 1000 Gulden samt dem Schloß Vörbach mit Zugehörd20.
Rudolf von Ehingen erlangte wie sein Vater eine größere regionale Bedeutung in der Politik,
jedoch mochte er nicht ebenso glücklich zu handeln.

Wie seine Vettern Hug-Werner und Hans von Ehingen stand Rudolf in württembergischen
Diensten. Letzterer trat verschiedentlich in den Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Württemberg auf. Hierbei standen sich Herzog Ulrich und seine widerstrebenden
Landstände gegenüber. Zeitweilig griff auch die habsburgisch-österreichische Verwaltung ein,
wodurch Rudolf von Ehingen gleichfalls betroffen war.

Herzog Ulrich hatte sich wegen seiner Gewalttaten Klagen vor dem Mainzer Reichstag
1517 eingehandelt21. Damals war Rudolf Haushofmeister des Herzogs und sollte in Augsburg
vermitteln helfen, was aber nichts fruchtete. 1519 ging Herzog Ulrich ins Exil nach Zürich.
Dieser gedachte nun 1525 mit Hilfe der bäuerlichen Bewegung wieder das Regiment in
Württemberg zu übernehmen. Ende Februar 1525 brach der Herzog mit Schweizer Söldnern
auf und Ende des gleichen Monats war Balingen in seiner Hand22. Dort befand sich Hug-
Werner von Ehingen seit 1524 auf österreichische Anweisung als Obervogt23. Rudolf von
Ehingen, jetzt ebenfalls in österreichischen Diensten, sollte die Stadt entsetzen, was ihm
zunächst mißlang. Erst am 16. März fiel Balingen in die Hände Rudolfs von Ehingen und des
Schwäbischen Bundes24. Die Niederlage der Bauern am 12.Mai 1525 bei Böblingen machte
dann alle Absichten Ulrichs und seiner Anhänger, wie Verbündeten, zunichte.

Die Verbindung mit dem Geschlecht von Neuneck wurde schon vor 1500 aufgenommen.
Rudolfs Verheiratung mit Sophia von Neuneck erfolgte im Jahre 1488 - sie war die Erbtochter25
. Burkart von Ehingen, der die andere Tochter des Hans von Neuneck geheiratet hatte,

18 »Mit dem Zopf«: Ritterorden vom Zopf, der vom Dienstherrn Burkarts von Ehingen, Albrecht III.
von Osterreich, begründet worden war. Die Entstehung des Ordens weist auf den ritterlichen Minnedienst
hin. Ordenszeichen war ein mit einer Schnalle verzierter Gürtel, der wie ein Zopf auf dem Rücken
getragen wurde. Der Riemen war aus rotem Leder, mit Metallstückchen besetzt. - Gabriele Ehrmann:
Georg von Ehingen. Reisen nach der Ritterschaft. Edition und Kommentar in zwei Bänden. Teil 2.
Göppingen 1979. S.48.

19 Aus dieser Linie stammte Georg (1428-1508), württ. Rat, Diplomat und Friedensrichter, Mithelfer
bei der Begründung der Universität Tübingen und Statthalter zu Mömpelgart. - Uber seinen Reisebericht
nach Palästina, Spanien, Portugal und England s. Ehrmann (wie Anm. 18) Anm. 6.

20 Schloßarchiv Kilchberg, U151. - Zit. nach Ehrmann (wie Anm. 18) S. 130.

21 Walter Grube: Der Stuttgarter Landtag 1457-1957. Stuttgart 1957. S. 104 f.

22 Ebd. S. 138.

23 Wie Anm. 10 S. 15.

24 Ebd. S.359f.

25 Ottmar (wie Anm. 4) S. 158.

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