Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 123
(PDF, 60 MB)
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Beiträge zur Personalgeschichte

Für diese Möglichkeit würde aber die Tatsache sprechen, daß Pirzschelin 1570/71 nicht
mehr als Mitglied des Konvents erwähnt wird, daß er an der Wahl des neuen Propstes 1571
nicht teilgenommen hat, und daß er auch in den Protokollen des Bistums nicht (mehr) als
Konventuale von Beuron genannt wird.

Und schließlich könnte die Bezeichnung »Presbyter der Konstanzer Diözese« noch eine
ganz andere Frage aufwerfen, die bisher noch nicht erörtert worden ist. Nur Pirzschelin selbst
nennt sich Augustinerchorherr. In den Unterlagen des Bistums wird er, wie so viele andere
auch, nur »Priester der Diözese Konstanz« genannt. Selbst der Propst von Beuron bezeichnet
ihn bei der Präsentation nicht als Mitglied des Beuroner Konvents, wie dies sonst bei einer
ganzen Reihe anderer Präsentationen üblich war. Es besteht daher die berechtigte Annahme,
daß solche Seelsorger, die vom Propst auf inkorporierte oder patronatseigene Pfarreien
vorgeschlagen wurden, ohne ausdrücklich als Angehörige des Ordens bezeichnet zu werden,
in Wirklichkeit Weltgeistliche waren, die sich jedoch während ihrer Tätigkeit auf solchen
Pfarreien dem Augustinerorden so eng verbunden fühlten, daß sie sich in dieser Zeit auch
Augustinerchorherren nannten. Als eigentliche Chorherren, die von Jugend an dem Orden
angehörten, Profeß abgelegt und dort ihre Ausbildung erhalten hatten, können sie demnach
nicht angesehen werden. Zutreffender könnte man sie »Augustinerchorherren auf Zeit«
nennen. Auch die Vorschrift3, daß Anhänger der neuen Lehre nicht in den Orden aufgenommen
werden dürfen, könnte in diese Richtung deuten.

Bei anderen Priestern auf Beuroner Pfarreien läßt sich bislang nicht nachweisen, daß sie
sich selbst als Augustinerchorherren bezeichneten. Sie können daher als Bestätigung der
ausgeführten Vermutungen nicht herangezogen werden.

Der Nachweis, daß Pirzschelin in der ersten Hälfte der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts
Pfarrer in Deilingen war, wo das Haus Österreich das Besetzungsrecht hatte, hat weitere
gezielte Nachforschungen erforderlich gemacht, die tatsächlich ausführlichere Lebensdaten zu
seiner Person ans Licht brachten.

Nach den Investiturprotokollen dieser Zeit4 wurde der Presbyter der Konstanzer Diözese
Bartholomäus Birtschel auf Vorschlag des Beuroner Propstes Wilhelm von Arnsperg am 14. 4.
1545 in die Pfarrkirche Egesheim investiert. Am 22. 4. 1563 hat er resigniert. Sein Nachfolger
in Egesheim wurde der Presbyter der Konstanzer Diözese Othmar Reiser, der am 21. 4. 1570
ebenfalls resignierte, nach Obernheim überwechselte und dort Dekan des Landkapitels
Ebingen wurde. Die Pfarrei Egesheim übernahm auf Vorschlag Wilhelms, des Abts von
Kreuzlingen und Propsts von Beuron, Vitus Jäcklin, ein Augustinerchorherr aus Beuron.

Nicht geklärt ist, wohin sich Pirzschelin nach der Aufgabe der Pfarrei Egesheim begeben
und ob er sich auch weiterhin mit der Geschichte des Klosters Beuron beschäftigt hat. Einige
Jahre später begegnen wir ihm aber erneut. Nach den Investiturprotokollen wurde er am 4. 6.
1573 (26. 11. 1572 proklamiert) in Deilingen investiert. Mit der Zahlung der »Ersten Früchte«
(primi fructus) kam er zunächst in Verzug, hat aber dann am 3. 2. 1574 durch Sebastian Paul
aus Egesheim 10 Gulden an seiner Schuld bezahlt, so daß er im Register 1574/75 nur noch mit
10 Gulden im Rückstand war5.

Bei der Übertragung der Pfarrei Deilingen im Jahre 1572/73 nennen ihn die Register
Bartholomäus Rumas. Die Bedeutung dieses neuen Namens, den sich Pirzschelin selbst
zugelegt hat oder der ihm von anderer Seite gegeben wurde, ist noch nicht geklärt. Bei der
Visitation am 8. 9. 1581 wird Pirzschelin zum letzten Mal als Pfarrer von Deilingen genannt.

3 Befehl der Regierung in Innsbruck an den Abt von Kreuzlingen nach dem Tod des Propsts Johannes
Weck 1537 (Auszug bei Zingeler).

4 Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert wurden von Manfred Krebs
im Freiburger Diözesanarchiv 66. 1938 veröffentlicht. Die Protokolle des 16. und 17. Jahrhunderts lagern
noch unveröffentlicht im Erzbischöflichen Archiv Freiburg unter der Signatur Hall0-Hal20.

5 Hauptstaatsarchiv Stuttgart (zitiert: HStAS) B 466a Bü 435: Register der Ersten Früchte (Ausstände)
des 16.Jahrhunderts.

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