Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 140
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0142
Johann Ottmar

weise Jakob v. Neuneck von der älteren Glatter Linie das Präsentationsrecht aus. Darüber
hinaus bietet eine Urkunde vom 29. Januar 1498 eine vollständige Liste der Kastvögte der
Glatter Kirche. In diesem Dokument bitten Hans v. Neuneck der Altere - das heißt der
obengenannte Junker Hans -, sein Neffe Hans v. Neuneck der Jüngere (zu Vörbach) und
Anton v. Neuneck von der älteren Linie zu Glatt um das Almosen für den begonnenen
Neubau des Chores der Pfarrkirche in Glatt8. Die nachweisbaren Beziehungen des in
Neuneck ansässigen Ritters Hans zum Dorf Glatt beschränken sich auf das Eigentumsrecht
an einigen Weinbergen auf Glatter Markung9 und auf eine Fischenz in der Glatt in einem
Flußabschnitt, der an der Markungsgrenze von Glatt und Hopfau einsetzte10.

Der ursprüngliche Bestimmungsort des Kelches

Es wird demnach zu ergründen sein, wieso ein von Hans v. Neuneck, Ritter, und Gertrud
v. Ow gestifteter Kelch sich - dies sei vorweggenommen - schon seit Jahrhunderten in
Glatt befindet, obwohl er, wie ich mit weiteren Argumenten zu untermauern hoffe,
ursprünglich nicht für die Glatter Pfarrkirche gedacht war. Im Rahmen dessen, was die
herangezogenen Quellen aussagen, ist deshalb zunächst zu erarbeiten, für welches Gotteshaus
der Kelch ursprünglich bestimmt war und danach, welche Personen und Umstände
für den Ortswechsel verantwortlich zu machen sind. Die Fortsetzung der Schilderung der
Lebensumstände des Stifterpaares wird den Zugang zu den Antworten auf diese Fragen
eröffnen. Über die bereits genannten und im folgenden noch zu nennenden Personen, die
entweder zu den Stiftern und/oder zum Glatter Kelch in Verbindung standen, gewährt die
unten wiedergegebene »Verwandtentafel des Stifterpaares des Glatter Kelches« einen Überblick
.

Hans v. Neuneck, Ritter, gehörte in den beiden letzten Jahrzehnten seines bis 1498
währenden Lebens zu den begüteteren der Adeligen am Neckar und Schwarzwald. Diese
Aussage ist nicht nur dadurch zu belegen, daß er aus 26 Orten im genannten Gebiet Natural-
und Geldabgaben bezog", sondern auch damit, daß er seinen beiden Töchtern bei deren
Heirat 1478 und 1488 je 1000 fl als Heimsteuer auszahlen konnte12. Güterkäufe in den Jahren
1490 und 1498 machen klar, daß seine Mittel damit nicht erschöpft waren, und der letzte
Güterkauf fällt in das Jahr nach der Kelchstiftung. Darüber hinaus bezeugen die Steuerlisten
der Gesellschaft mit dem St. Jörgenschild, daß sein 1488 und 1496 auf jeweils 326 fl beziffertes
Einkommen innerhalb der gesamten Neunecksippe nur von dem seines »Vetters« Hans v.
Neuneck zu Glatt überboten wurde,3. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß der Junker Hans
noch wirtembergische Dienstgelder bezog, die dem Ritter Hans nach seinem Ausscheiden aus
dem wirtembergischen Dienst im Jahr 1482 nicht mehr zur Verfügung standen.

Das Kerngebiet der aus Herrschaftsrechten rührenden Einnahmen des Ritters lag westlich
von Horb und südlich von Dornstetten. Er war einer der Teilhaber der Adelsherrschaft
Neuneck, die aus der gleichnamigen Burg, dem Burgweiler Neuneck und den beiden Bauerndörfern
Unteriflingen und Böffingen bestand. Zu seinem von seinem Vater ererbten Anteil an der
Ganerbenburg Neuneck gehörte ein Haus mit Holzplatz davor samt einem Schweinestall mit
Dunglege! Nachdem Hans v. Neuneck 1464 und 1482 je eine Hälfte des hohengeroldseckischen
Lehens Dießen, bestehend aus Burg und Dorf gleichen Namens und dem Nachbarort Dettlin-
gen, erwerben konnte und damit belehnt wurde, hatte er einen zweiten Adelssitz zu seiner

8 M. Krebs: Investiturprotokolle, S. 315f. StASIG Dep. 39 Glatt79,7.

9 StASIG Dep. 39 Glatt45, 47; 45,48; 45,50; Belege von 1452 Mai 16 aus der Zeit von Hansens Vater
Georg.

10 StASIG Ho 163 U 21 und U 27 aus den Jahren 1474 und 1487.

11 StASIG Dep. 39 Glatt 140,2 Nr. 4 (Verzeichnis von 1515).

12 StASIG Dep. 38 II Baisingen d 136 U vom 29. 1. 1478. v. Tessinsches Archiv Kilchberg U 151.

13 StASIG Dep. 39 Glatt 75,301 und 56,38. J. Ottmar: Die Burg Neuneck und ihr Adel, S. 144.

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