Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 147
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0149
Die spätgotischen Kelche von Glatt und Neckarhausen

Burg Neckarhausen ansässig war40. Er ist uns oben als einer der Glatter Kastvögte des Jahres
1498 begegnet und bezeichnet Ulrich v. Lichtenstein 1528 als seinen Stiefsohn.

Dieser Ulrich muß schon am 28. September 1518 volljährig gewesen sein, da er an diesem
Tag dem Bischof von Konstanz einen gewissen Jeorius Hegner als Kaplan für Neckarhausen
präsentierte41. Das Präsentationsrecht der Familie v. Lichtenstein für die Besetzung der
Neckarhauser Kaplanei wird beim Verkauf der Herrschaft Wehrstein durch Graf Ludwig v.
Neuenbürg, Herr zu Tengen, an Graf Joß Niklas v. Hohenzollern am 28. Juli 1552 indirekt
bestätigt42. In den Verkauf war die Lehenschaft an den Pfarrpfründen und Kaplaneien zu
Empfingen, Fischingen und Betra einbezogen; die Empfingen unterstehende Ulrichskapelle
bleibt unerwähnt. Offenbar bestand die Ulrichskapelle schon lange - wenn man nach dem
Vorkommen des Vornamens Ulrich bei den Neckarhauser Lichtenstein gehen darf, was mit
dem ausgehenden H.Jahrhundert einsetzt.

Aber in der Hauptsache, der Identifizierung des Kelchstifters beziehungsweise der Kelch-
stifterin, gelangt man auch bei Ulrich (III.) nicht auf sicheren Grund. Er hatte Anna
Widmann, eine Tochter des vorderösterreichischen Kanzlers Beatus Widmann v. Mühringen,
zur Frau. Dieter Manz konnte vor kurzem ein heraldisches Grabmal in der Heiligkreuzkirche
in Horb als das des 1548 verstorbenen Ulrich und seiner Frau Anna identifizieren43. Die
Inschrift ist abgewittert. Den gut erhaltenen widmannschen Schild füllt ein springender
Widder aus, womit zur Genüge erklärt ist, daß Anna Widmann nicht die Stifterin des Kelches
von Neckarhausen sein kann. Nachdem Ulrich v. Lichtenstein in der österreichischen Zeit
Württembergs, und zwar 1531, 1533 und noch an Ostern 1534 als (Ober-)Vogt in Rosenfeld
belegt ist44, tritt er seit 1537 und letztmals am 14. März 1545 in den von mir durchgesehenen
Archivalien mit dem Titel eines Vogtes oder Vogtamtsverwalters in Horb auf45, was zu seiner
Position als Schwiegersohn des Kanzlers Widmann sehr gut paßt. Nach Th. Schön, der wie so
oft keinen Beleg angibt, hatten Ulrich und Anna v. Lichtenstein neun Kinder45*. Von diesen
ließen sich in den durchgesehenen Archivbeständen nur zwei namhaft machen: der älteste
Sohn Burkhard, der mit einer Besiegelung, die auf den 2. April 1562 fällt, seine Volljährigkeit
bekundet46, und sein Bruder Ulrich (IV.), mit dem zusammen Burkhard am 15. November
1569 einen Güterverkauf vornimmt47. Die im Hinblick auf das Todesjahr Ulrichs (1548) späte
Nennung des Burkhard - immerhin 44 Jahre nach der ersten Erwähnung seines Vaters -
schafft Raum für allerhand Überlegungen, darunter auch jene, daß Ulrich (III.) vor seiner Ehe
mit Anna Widmann mit einer Frau aus der Familie v. Stein verheiratet gewesen sein könnte.
Die nicht belegte hohe Kinderzahl der Anna muß dazu allerdings auf die Seite geschoben
werden. Jedoch läßt sich die Vermutung einer Eheschließung Lichtenstein/Stein nicht mehr
von der Hand weisen, wenn man zur Kenntnis nimmt, daß David v. Stein zu Bühl (Stadtteil
von Tübingen) am 22. Juni 1561 als Siegler in einer Angelegenheit erscheint, die bis zu diesem
Zeitpunkt zu den Tätigkeiten derer v. Lichtenstein zu Neckarhausen gehörte48.

Bevor ich dies erläutere, sind ein paar Bemerkungen zu David v. Stein (t 1565) zu machen.
Er gehört zu denen v. Stein zu Rechtenstein und ist einer von vier Söhnen des Bernhard (f vor
1537), der über drei Adelssitze (Rechtenstein, Niederstotzingen und Emerkingen) verfügte.

40 J. Ottmar: Burg Neuneck, S. 187.

41 Freundliche Mitteilung von Dr. F. Hundsnurscher, Freiburg.

42 StASIG Ho 177 U 123.

43 Südwestpresse vom 3. 1. 1987, Horber Ausgabe.

44 Pfeilsticker: Neues Württembergisches Dienerbuch § 2725. StASIG Dep. 39 Herrschaft Haigerloch
und Wehrstein 75,201.

45 StASIG Dep. 38 II Baisingen d 137.
45aTH. Schön: Neckarhausen, S. 131.

46 StASIG Ho 177 U 138.

47 StASIG Dep. 39 Glatt 56,24.

48 StASIG Ho 163 U 107.

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