Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 149
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0151
Die spätgotischen Kelche von Glatt und Neckarhausen

die Lehensempfänger rechtlich in keiner Weise verbunden sind, der auch keine Herrschaftsrechte
in Fischingen oder Neckarhausen vorzuweisen hat oder als direkter Nachbar darüber
Bescheid wissen sollte, was sich an seiner Grenze tut. So bleibt eigentlich nur die Annahme,
David v. Stein habe hier als Vertreter oder als Vormund für die Kinder des Ulrich v.
Lichtenstein agiert. Die zweite Besonderheit liegt darin, daß die Fischenz auf Markung
Neckarhausen bei ihrer siebten Erwähnung erstmals nicht als Eigentum eines bestimmten
Trägers des Namens v. Lichtenstein bezeichnet wird, sondern allgemein als lichtensteinisches
Wasser. Dies untermauert die These von der Vertreter- oder Vormundschaft des David v.
Stein. Eine solche Rolle übernahmen in der Regel nahe Verwandte, wie dies zum Beispiel in
der obigen Tabelle bei der Belehnung von 1529 auf der Seite des Lehensherrn abzulesen ist.

Wenn man bei der These bleiben will, daß der Kelch v. Neckarhausen die Stiftung der
Ehefrau eines Lichtenstein zu Neckarhausen war und dieser Kelch nicht auf ganz und gar
unnachvollziehbaren Wegen irgendwann nach seiner Entstehung in die dortige Ulrichskapelle
gelangte, erscheint es m. E. beim jetzigen Stand unseres Wissens als das Nächstliegende, in
dieser Frau die erste Ehefrau des bis 1545 belegbaren Ulrich v. Lichtenstein zu sehen. Bei den
wenigen Indizien, die vorliegen, ist es auch nicht ausgeschlossen, daß die Heiratsverbindung
eine Generation früher liegt. Das Einzige, was in diesem Fall verneint werden könnte, wäre
eine Eheschließung des Vaters von Ulrich (III.), Eucharius, mit einer Dame v. Stein, denn die
überlieferten Lebensdaten der Margarethe Berger im Verein mit dem Stiftungsjahr 1521
machen dies unmöglich.

Was nun auf der anderen Seite die v. Stein angeht, ist es aufgrund der Lebensdaten des
David, der 1565 als erster der Brüderreihe, in die er gehört, starb, nicht möglich, daß es sich
bei der postulierten Kelchstifterin um eine Schwester der vier Brüder gehandelt haben könnte.
Vielmehr müßte man sie in die Generation von Davids Vater Bernhard einreihen. Die
Stammtafel der Stein, die Eugen Stemmler aufgrund der von ihm erarbeiteten Regesten
zusammengestellt hat57, bietet dafür allerdings genausowenig einen Anhaltspunkt wie eine
1746 kopierte und testierte »Genealogia Derer vom Stain zum Reichtenstain ...« im Hauptstaatsarchiv
Stuttgart58. Deren Verfasser führt in allen acht Generationen, die er kennt, nur
männliche Namensträger auf. Bei einer derartigen Überlieferung muß die Erforschung der
Rolle von Frauen in den verschiedenen Bereichen menschlichen Handelns und Tuns einfach
Stückwerk bleiben oder ist schlechterdings nicht möglich. Erfreulicherweise erlaubte es die für
die Darstellung der Geschichte des Glatter Kelches vorhandene Überlieferung, diesen Mangel
in einem kleinen Teilbereich etwas zurückzudrängen.

KUNSTHISTORISCHE BEMERKUNGEN ZU DEN KELCHEN VON GLATT UND
NECKARHAUSEN

Die Gesamtaufnahmen der beiden Kelche, zwischen deren Entstehung 23 volle Jahre
liegen, lassen sowohl Ähnlichkeiten bei der Formgebung erkennen als auch Unterschiede. Die
andersartige Gestaltung des Fußes ist sicherlich der auffälligste Unterschied, während bei den
Knäufen eine beträchtliche Ähnlichkeit vorliegt. Bei meiner Suche nach Kelchabbildungen, die
zum Ziel hatte, zu einer Aussage zum Entstehungsort oder -gebiet des Glatter Kelches zu
gelangen - denn von ihm ging ich zunächst aus -, stieß ich mit Hilfe des Ausstellungskataloge^
»Spätgotik am Oberrhein« auf einen Kelch aus Freiburg. Seine Einbeziehung erscheint mir
auch im Hinblick auf den Kelch von Neckarhausen sinnvoll59.

Es ist dies der nach seinem Stifter Peter Sprung benannte Kelch im Augustinermuseum in

57 Vgl. Anm.49.

58 HStAS B 580 Büschel 1718.

59 Vgl. Literaturverzeichnis unter: J.M. Fritz: Goldschmiedekunst, 1970.

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