Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 153
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0155
Die spätgotischen Kelche von Glatt und Neckarhausen

Freiburg (Abb. 5). Die vergleichende Betrachtung aller drei Kelche hat den besonderen Reiz,
daß bei einer ganzen Reihe von Details jeweils zwei der drei Kelche Ubereinstimmungen oder
Verwandtschaften erkennen lassen, während der jeweilige dritte abweicht. Auf die unterschiedliche
Formgebung des Fußes wurde schon hingewiesen, und diese bedingt natürlich
auch den Fußdurchmesser. Hingegen haben die Kelche aus Glatt und Freiburg gemein, daß
der Knauf recht kräftig ausgefallen ist, wohingegen der Neckarhauser Kelchknauf kleiner ist.
In der Höhe jedoch liegen alle drei Gefäße nur einen beziehungsweise zwei Millimeter
auseinander (vgl. Tabelle unten).

Nachdem ich auf den Peter-Sprung-Kelch gestoßen war, der nur drei Jahre nach dem
Kelch von Glatt entstand, war ich geneigt, beide Kelche aufgrund ihrer stilistischen Verwandtschaft
als Erzeugnisse derselben (Freiburger) Werkstatt anzusehen. Meine in diese Richtung
zielenden Anfragen wurden von fachmännischer Seite mit Warnungen vor zu weitreichenden
Schlüssen beantwortet60. Diese Bemerkung sei der Tabelle über die Maße (in cm) und Daten
der Kelche vorangestellt, die als Versuch verstanden werden könnte, aus der nicht in Abrede
zu stellenden Ähnlichkeit der Kelche deren Herkunft aus derselben Werkstatt herzuleiten.
Dies ist nicht beabsichtigt.

Kelch aus

Entstehungsjahr
Gesamthöhe
Höhe bis
Kuppaansatz

Durchmesser
Fuß Kuppa

Gewicht

Material

Glatt

Freiburg

Neckarhausen

1497
1500
1521

17,9
17,8
17,7

10,9
11,3

12,4
13,5
13,3

9,9
9,2
10,3

350 g
505 g

Silber
vergoldet

Die Patene des Glatter Kelches hat einen Durchmesser von 15,4 cm, einen Muldendurchmesser
von 9,8 cm und ein Gewicht von 150 g; Material: wie der Kelch.

Drei Forscher gehen davon aus, daß der Peter-Sprung-Kelch in Freiburg entstanden ist61.
Dafür spricht beispielsweise die Ähnlichkeit mit einem anderen, allerdings unbeschrifteten
Kelch aus dem Freiburger Münsterschatz, ferner die Tatsache, daß der Stifter aus Freiburg
stammt und daß Hans Rott für den Zeitraum von 1480 bis 1530 zwanzig Freiburger
Goldschmiede namhaft machen konnte62. Im übrigen deuten auch Details an weiteren
Goldschmiedearbeiten im Augustinermuseum darauf hin63.

Auf den ersten Blick scheinen die Maßverhältnisse und die Gestaltungselemente des
Glatter Kelches für eine sehr große Nähe zum Kelch des obersten Meisters der Freiburger
Zünfte, eben Peter Sprung, zu sprechen. Bei genauerer Betrachtung stellen sich allerdings eine
ganze Reihe von Abweichungen heraus, deren auffälligste, die Form des Fußes, gar nicht so
sehr ins Gewicht fällt, denn sie ist in erster Linie eine Frage des finanziellen Aufwandes, den
ein Stifter treiben kann, und nicht so sehr des Stils. Der Knauf des Peter-Sprung-Kelches hat
einen eher kugelförmigen Knauf, die Form der Blätter auf dem Knauf ist schlanker, und sie
laufen spitz zu. Ihre Mittelgrate sind erhaben, und bei den Blütenformen ist deutlich eine
Vierzahl herausgearbeitet, doch haben sie sich der Gestalt der Raute einzufügen. Auch die
Verzierungen der Schaftfelder und das Gittermuster der Zarge weichen deutlich voneinander
ab. Was beide Kelche verbindet, ist die ähnliche Relation der Teile zueinander, das heißt das
sehr harmonische Gesamtbild. Der Freiburger Kelch wirkt etwas schlanker, was der Wirklich-

60 Zunächst Dr. Detlef Zinke vom Augustinermuseum Freiburg mit Schreiben vom 25. 3. 1988 und
danach Prof. Dr. J.M.Fritz, Kunsthistorisches Institut der Universität Heidelberg, mit Brief vom 14. 5.
1988.

61 Inge Schroth: Goldschmiedekunst. 1970, S. 52 Nr. 73. Gombert: Freiburger Münsterschatz, S. 57f.
Nr. 12a) und b) und Abb.27. J.M.Fritz: Goldschmiedekunst. 1970, S.233f. Nr. 186.

62 Hans Rott: Quellen und Forschungen, Oberrhein I, S. 150.

63 Beispielsweise das Reliquienstandkreuz (Ende 15.Jh., Nr. 12160) und die Monstranz (Anf. 16. Jh.,
Nr. 12161) aus Kloster Adelhausen bei Freiburg.

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