Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 168
(PDF, 60 MB)
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Casimir Bumiller

einen auf die fortgeschrittene Verschuldung der bäuerlichen Bevölkerung in der Grafschaft um
1540. Sie schafft weiter einen Zugang zum Verständnis der zwiespältigen Judenpolitik
kleinerer Landesherren. Und nicht zuletzt liefert sie einen Ansatz zum Verständnis der
diffusen Gefühle von Neid, Haß und Aggression bei der christlich-bäuerlichen Bevölkerung
gegen das kapitalistische Gebaren der jüdischen Minderheit.

ZUR SOZIALGESCHICHTE DER HECHINGER JUDEN

Familie und Sippe

Die Quellen des 16. Jahrhunderts geben zwar die Zahl der jüdischen Haushaltsvorstände in
der Grafschaft Zollern wieder, nicht aber die Familien- oder Haushaltsgröße. Deshalb war es
oben nur annäherungsweise möglich, eine absolute Zahl der jüdischen Einwohnerschaft zu
ermitteln. Ziehen wir deshalb zur Absicherung und zum Vergleich die drei »Specificationen«
des 17. Jahrhunderts heran, in denen jeweils alle jüdischen Familienmitglieder aufgeführt sind.
Demnach lebten 1645 in Hechingen 34 Juden in acht Haushalten, was einer Haushaltsgröße
von etwas mehr als vier Personen entspricht.41 Die 74Juden, die 1678 auf 11 Haushalte verteilt
waren, ergeben sogar eine Haushaltsgröße von annähernd sieben Personen42, und ein Jahr
später leben mit 70Juden in zehn Familien genau sieben Personen in einem Haushalt
zusammen.43 Diese Zahlen verweisen zwar auf die extremen Schwankungen, denen die
Haushaltsgrößen von Jahr zu Jahr und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt unterliegen können,
dennoch scheint der zwischen den hier ermittelten Zahlen liegende Faktor 5, mit dem wir im
16. Jahrhundert gerechnet haben, einigermaßen gerechtfertigt.

Etwas zweites können wir aus den Verhältnissen des 17. Jahrhunderts zum Vergleich mit
dem 16. heranziehen. Der größere Teil der 34 Personen in der Specification von 1645 ist auf
zwei Familienverbände verteilt: so sind die ersten vier Haushalte mit insgesamt 16 Personen
durch direkte Verwandtschaft und Verschwägerung alle um das Familienoberhaupt Raphael
geschart. Eine zweite jüdische Sippe deutet sich in den Haushalten von alt und jung Samuel an.
Es läßt sich also für das 17. Jahrhundert ein enger verwandtschaftlicher Zusammenhang
innerhalb der jüdischen Gemeinde Hechingen erahnen.

Specification

der Judenschafft so Zue Hechingen Wohnen.
Beschrihen den 29. Augusti Anno 1645.

1.

Raphael, vnd sein

2.

Weib.

3.4.

2 Söhn.

5.

Benedict, sein Tochterman, vnd

6.

sein Weib.

7.

Ein Khündt

8.

Ein Magt.

9.

Jacob sein, Raphaels, Ander Tochterman.

10.

Sein Weib.

11.12.

2 Khündt.

13.

1 Magt

41 StAS Ho 1 C II 7 b Nr. 17 (Pak. 370), B1.66.

42 StAS FAS DH 73,5.

43 StAS Hol Nr. 1435 Bl. 1-2.

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