Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 169
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0171
Die jüdische Gemeinde Hechingen im 16. Jahrhundert

14.
15.
16.
17.
18.

Lehman, Raphael driter Tochterman

23.
24.

19.20.21.22.

Sein Weih
1 Magt

Isaac, vnd sein
Weih

4 KhUnder
Jung Samuel, sein

29.

30.

31.32

33.

34.

25.26.27.28.

Weib.
4 Khünder

Alt Samuel,
Sein Schwester
2 Töchter
1 Sohn
Schmuel

Mit dieser »Sehhilfe« aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet, fällt nun auch in unserer obigen
Tabelle des 16. Jahrhunderts eine Tendenz zur Sippenbildung auf, wobei Mayr Jud mit seinen
beiden Söhnen Baruch und David und dem Schwiegersohn Mosse unter den zehn jüdischen
Familien Hechingens um 1544 den größten Sippenblock bildet. Eine vergleichbare Verdichtung
zeigt sich 1560 um den Kramer Lemlin mit seinen Verwandten Jäck und Enßlin und dem
Schwiegersohn Jonas.

Aussagen über Kinderzahlen, wie sie die Specificationen des 17. Jahrhunderts zulassen
(2,4 Kinder pro Familie 1645, 4 Kinder 1678), sind im 16. Jahrhundert dagegen nicht möglich.
Ebenso ist nichts bekannt über häusliches Dienstpersonal (falls nicht die regelmäßige Formel
vom Brotgesinde in den Schirmbriefen des 16. Jahrhunderts auf ein Strukturelement des
jüdischen Haushalts verweist) und über private Schulmeister, wie sie von 1678 an in den
begüterten jüdischen Familien Hechingens immer wieder begegnen.

Ein Zug, der den jüdischen Gemeinden durch alle Zeiten eigentümlich ist, kommt in
Hechingen allerdings auch um die Mitte des 16. Jahrhunderts bereits zum Ausdruck: Zu den
nahen verwandtschaftlichen Bindungen tritt das enge Zusammenleben der jüdischen Bevölkerung
. Die zehn jüdischen Haushalte von 1544 verteilen sich auf sechs Häuser in der Stadt
Hechingen.44 In dieser Enge war die kulturelle und soziale Abgrenzung der Juden nach außen,
aber auch die soziale und moralische Kontrolle nach innen leichter zu handhaben.

Jüdische Frauen

Es ist leider nicht im einzelnen zu beobachten, wie diese Sippenbildung durch die
Heiratspolitik der jüdischen Familienoberhäupter zustande kam. Statt dessen ist uns das
außergewöhnliche Dokument einer christlich-jüdischen Ehe in Hechingen erhalten geblieben,
ein Dokument, das wegen der kulturellen Abgeschlossenheit der Juden und wegen der
christlichen Vorbehalte überraschen muß.45 Überdies ist es eine der seltenen Quellen, in denen
uns ein Frauenschicksal entgegentritt, ja in denen eine jüdische Frau überhaupt einmal bei
ihrem Namen genannt wird.

44 Cramer (wie Anm. 12) S. 205.

45 Otto Werner: Eine katholisch-jüdische Ehe in Hechingen im 16.Jahrhundert. In: Zeitschrift für
Hohenz. Geschichte 21 (1985) S. 39-47. Augusta Steinberg: Studien zur Geschichte der Juden in der
Schweiz während des Mittelalters. Zürich 1902 S.37 nennt fürs frühe 16. Jahrhunden Beispiele für
christlich-jüdische Eheverbote. Die Bewertung dieser Quelle, die sowohl nach kanonischem Recht wie
nach der Halacha ein Unding darstellt, muß an anderer Stelle erfolgen.

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