Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 196
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0198
Robert Kretzschmar

Wurzacher Archivar Schabet bei seinen Ordnungsarbeiten zahlreiche Archivalien kassierte
und in die Papiermühle nach Hauerz als Makulatur verkaufte691.

Und Epplen? Epplen verließ bald nach Abschluß der Extraditionen die Provinzresidenz
Scheer, um in der thurn- und taxisschen Verwaltung zu Regensburg Karriere zu machen70.
Zur abgebrochenen Archivarbeit war bald Abstand gewonnen. Am 14. September 1789 reichte
Epplen ein Gesuch um Gehaltserhöhung ein, das er - unter anderem - zurückblickend wie
folgt begründete:

Zu Scheer und ehe ich das Glück hatte, Euer Hochfürstlichen Durchlaucht zu dienen, habe ich
mir durch die äusserst mühesame Einrichtung des in der grösten Verwirrung ohne allen Schein
von Ordnung angetretenen dortigen Archives den Beifall meiner damaligen hohen Principal-
schaft in solchem Grade zu erwerben das Glücke gehabt, daß ich auf weitere Beförderung und
Belohnung einen so gewissen Anspruch gehabt hätte, als es bekannt war, daß vor mir, der
eigens aufgestellten Archivare ungeachtet, niemals an dem dortigen Archive mit solchem Eifer
gearbeitet worden, und gewiß ist, daß man bei Euer Hochfürstlichen Durchleuchtigsten
Regierungsantritte der Reichsgefürsteten Grafschaft Friedberg-Scheer alle Urkunden und
Papiere in der größten Verwirrung würde angetroffen haben und daß die wichtigsten Schriften
in den vorzüglichsten Geschäften nicht vorzufinden gewesen seyn würden, wenn ich mir die
mir gleichfalls mitobgelegene Civil- und Criminalgeschäfte, von denen ich doch nicht ganz
überhoben war, ihrer mehreren Annehmlichkeit wegen so wie meine Vorfahrer mehr als das
Archivwesen hätte angelegen sein lassen. Die erfahrenste Männer rechnen diese Art Arbeit zu
den ausserordentlichen Geschäften, und ich habe manche Stunde dazu verwandt - manche
Stunde im Staube und unter unleserlichen übelriechenden alten Rapieren durchgewühlt, die ich
ohne Gewissensvorwürfe meiner Erholung hätte widmen können. Die Neigung zu diesem
Geschäfte so wie die Hoffnung, einst wenigstens in späteren Jahren mich und die Meinigen die
Frucht meiner Mühe gemessen zu sehen, belebte mich. Das Archiv überging mit der Reichsgefürsteten
Grafschaft Friedberg-Scheer an Euer Hochfürstliche Durchlaucht, und ich glaube
nicht, daß es Verwegenheit ist, wenn ich Hoffnung schöpfe, daß Höchstdieselbe auf das
Verflossene noch eine gnädigste Rücksicht nehmen werden701.

Und das Friedberg-Scheerer Schriftgut? Da Epplens Nachfolger im Archivarsamt71 offensichtlich
wenig Zeit für die Betreuung fanden, geriet das im Scheerer Schloß verbliebene
Archiv - es war 1799 nur kurzfristig vor den Franzosen nach Augsburg geflüchtet worden72 -

69a Rauh: Inventar des Archivs Trauchburg (wie Anm.30) S. 66. - In welchem Ausmaß Scheerer
Provenienzen von den Kassationen betroffen waren, bleibt noch zu klären.

70 Im FZA sind drei Personalakten Epplens (Nr. 1914-1916) sowie zwei Gerichtsakten (Nr. 1516 und
1523) erhalten; letztere sind zur Abwicklung der Verlassenschaft nach dem Tode Epplens (f 23. Nov.
1823, 5 Uhr im Regensburger Haus Lit. C115) entstanden. Wie mir Herr Archivdirektor Dr. Martin
Dalimeier, Regensburg, freundlich mitteilte - ihm sei hier sehr herzlich gedankt - lassen sich daraus die bei
Nordmann (wie Anm. 12) S. 284 angegebenen Daten wie folgt ergänzen: Epplen war am 30. September
1786 zum Fürstlichen Hof rat bei einem Gehalt von 1000 fl ernannt und zur Regierung nach Regensburg
versetzt worden, wo er nach Abschluß einiger Scheerer Angelegenheiten (Extradition einzelner Archivalien
an das Haus Waldburg) bald ständig tätig war (vgl. auch Herberhold, wie Anm. 12, S. 271 und
S. 287, Anm. 158). Am 6. Dezember 1794 erfolgte bei weiteren 200 fl jährlich die Ernennung zum
Konsulenten beim Hofmarschallamt, 1797 dann die Beförderung zum Geheimen Hofrat und Regierungsdirektor
. Nachdem die Fürstliche Regierung im Sommer 1804 von Regensburg nach Buchau verlegt
worden war (vgl. Herberhold, ebenda, S. 271), wurde Epplen durch ein Dekret vom 16. April 1806
zurück nach Regensburg in die Geheime Kanzlei versetzt, wo er auch das Post-Departement versah,
während sein ältester Sohn Friedrich Rat bei der Regierung Buchau wurde.

70a FZA Personalakte 1916.

71 Direkter Nachfolger Epplens wurde der Hofrat und Archivarius Payr, der jedoch bald als Oberamtmann
nach Dürmentingen versetzt wurde und dessen Nachfolge dann Josef Clavel antrat; vgl. Herberhold
(wie Anm. 12) S.287, Anm. 158 sowie die Staats- und Adreßhandbücher des Schwäbischen Kreises.

72 FZA Schwäbische Akten 695.

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