Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 199
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0201
Joseph Franz Xaver von Epplen auf Härtenstein

Eines jedoch erstaunt: Empfohlen wird hier eine Erschließung, die sich auf wenige
Angaben (Aussteller, Datum und Betreff bei Urkunden, Betreff und Laufzeit bei Akten)
beschränkt90, keine intensive »Einzelschriftstückverzeichnung mit beständeübergreifender
Indizierung« wie 1786. Spezial- neben Generalrepertorien, Indices zu Amtsbüchern, Generalregister
- von all dem ist keine Rede mehr. Epplens »Verzeichnungsrichtlinien« beschränken
sich auf Anleitungen für kurze Titelaufnahmen.

Warum hat Epplen 1805 darauf verzichtet, den Leser in die Methoden und möglichen
Findmittel intensiver Erschließung einzuführen? Wollte er vermeiden, archivarische Vorgehensweisen
vorzustellen, in denen er wegen des seinerzeit erfolgten Abbruchs der Erschließungsarbeiten
am Scheerer Archiv keine praktischen Erfahrungen gesammelt hatte? Dies kann
der Grund nicht sein, denn Epplen geht ja sehr wohl auf Fragen des Verzeichnens von Akten
ein. Man muß vielmehr unterstellen, daß Epplen einer archivtheoretischen Überlegung folgte,
als er wesentliche Gedanken des Berichts von 1786 bei der Überarbeitung für die Veröffentlichung
im Jahre 1804 stillschweigend unter den Tisch fallen ließ. Und diese Überlegung kann
doch nur in der Erkenntnis bestanden haben, daß ehrgeizige Pläne intensiver Erschließung
zwar wohl erstrebenswert, selten aber realisierbar sind, und daß eine bescheidenere, aber
fertiggestellte Ordnungs- und Verzeichnungsarbeit mehr Wert hat als eine großangelegte
Unternehmung, die nie oder erst in unübersehbarer Zeit ihren Abschluß finden kann.

Ganz in diesem Sinn hat Epplen in der Vorrede zu seiner Praktischen Anleitung seine
Zielsetzung bei der Publikation formuliert; der Satz wird erst voll verständlich, wenn man
weiß, daß Epplen bewußt auf die Darstellung intensiver Erschließungsschritte91 verzichtet
haben muß: leb habe geglaubt, meine Forderungen an diejenigen, welche Archive zu bearbeiten
haben, auf das Unentbehrlichste beschranken zu müßen, weil ich vorzüglich kleinere
Archive und Registraturen vor Augen hatte, bey denen oft wenige Arbeiter angestellt sind, und
auch sehr maßigen Forderungen, verschiedener Umstände willen nicht hinlänglich entsprochen
wird92.

Die Bedeutung Epplens als Archivtheoretiker ist demzufolge darin zu suchen, daß er auf
dem Boden der archivfachlichen Literatur seiner Zeit in einem handlichen Büchlein archivische
Methoden beschrieben hat, die für die Archive kleiner Territorien wie der Grafschaft
Friedberg-Scheer geeignet waren und anhand derer sich auch bei wenig Personal und geringen
Sachmitteln realisierbare Projekte zur Ordnung solcher Archivkörper planen und durchführen
ließen.

Es wäre einmal interessant zu wissen, ob bzw. wo Epplens kleine Schrift nachgewirkt
hat93.

zu viel Aengstlichkeit verfahren werden, weil ein gut verfertigtes alphabetisches Register über das
Repertorium den eingeschlichenen Gebrechen abhilft.

90 Ebenda, S.6f. und 14f.

91 Auch die Passagen zur Fertigung von Kopialbüchern sowie die Ansätze zur »Ergänzungsdokumentation
« sind 1805 weggelassen.

92 Epplen: Praktische Anleitung (wie Anm. 11) S.V.

93 In seinem Gesuch um Gehaltserhöhung von 1789 (wie Anm. 70a) bemerkt Epplen, daß der Plan des
Scheerer Archivs auch bei Einrichtung des dermaligen Hochfürstlichen Regierungsarchivs zum Grunde
gelegt wurde. Demzufolge ist davon auszugehen, daß Epplen die thurn- und taxissche Archivgeschichte
mitgeprägt hat. In welchem Ausmaß der Friedberg-Scheerer Archivplan übernommen worden war, ließe
sich nach frdl. Auskunft von Herrn Dr. Dalimeier, Regensburg, erst nach aufwendigen Rekonstruktionsversuchen
feststellen, da das Regierungsarchiv zu einem späteren Zeitpunkt auf Pertinenzbestände
aufgeteilt worden ist.

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