Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 225
(PDF, 60 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0231
Bereits 1465 Juden in Hechingen?

Einer dieser Sammelbände, der zwecks Ausmusterung in der Versenkung verschwunden war,
ist schon vor Jahren in meine Hände geraten, so daß ich die betreffende Anmerkung Nr. 26
darin mühelos überprüfen konnte. Der Kontext zu dieser Fußnote (auf S. 247) sowie die
Fußnote selbst lauten wie folgt: »Graf Eberhard gab der Medizinischen Fakultät (sc. der
Universität Tübingen) das Privileg im Freiheitsbrief, daß ohne ihre Erlaubnis niemand die
Arzneikunst oder Wundarzneikunst in der Stadt und Umgebung von Tübingen ausüben
dürfe(26). Dies galt nicht nur den abergläubischen Kurpfuschern, sondern auch den jüdischen
Ärzten und Zauberkünstlern gegenüber, die zu allen Zeiten und in allen Ländern auftraten.«

Und die hier relevante Fußnote 26 lautet in ihrem ersten Teil so: »In Hechingen übte 1465
Salomon Jud die ärztliche Heilkunst aus. Th. Schön, Zur Geschichte der Juden in Reutlingen,
in: Reutlinger Geschichtsblätter 5 (1894) S. 36f. - ...«

Salomon Jud, Arzt zu Hechingen, in Reutlingen 1565 tätig!

So weit, so gut. Doch leider hält die bei Miller angegebene Jahreszahl 1465 einer weiteren
Nachprüfung nicht stand. Bei Theodor Schön9, den er als Quelle angibt, heißt es nämlich
etwas anders: »In ganz anderer Weise, wie die bisher genannten Juden9 stand Salomo Jud von
Hechingen 1565 zu Reutlingen in Beziehungen. Er erteilte den kranken Bürgern der Stadt
ärztlichen Rat und Arznei. Es war dies offenbar ein Nachfolger jener jüdischen Aerzte, in
deren Händen während des Mittelalters vorzüglich die Heilung der Kranken lag.«

Hier ist also nicht mehr die Rede von 1465, sondern von 1565. Bei einer Divergenz von
ganzen hundert Jahren schien mir die Überprüfung auch der Schön'schen Angabe dringend
geboten. Da letzterer leider seine Quelle nicht angab, blieb mir nichts anderes übrig, als im
Stadtarchiv Reutlingen danach zu suchen. Durch die liebenswürdige und kompetente Unterstützung
des dortigen Archivleiters, Herr Dr.H.Alfred Gemeinhardt'0, war dies eine Sache
von wenigen Minuten.

Die Reichsstädtische Urkunde 4376 des Stadtarchivs Reutlingen

Bei den Reichsstädtischen Urkunden und Akten befindet sich ein Dokument vom
4. August 1565, das mehr en passant einen Hinweis auf »Salome (sie!) Jud von Hechingen«
enthält11. Bei besagtem Schriftstück handelt es sich um die »Gegeneingabe des Othmar Scheltz
gegen den Physicus Jörg Kürman und den Apotheker Hans Christof Müller, beide Inwohner
zu Reutlingen (gegen deren Eingaben vom 28.7.1565)«. Dem Othmar Scheltz, »Bürger und
altem Apotheker zu Reitlingen«, wurde von seinen beiden Kontrahenten vorgehalten, er habe

eigenen Wesens durch Fernhaltung jüdischer Einflüsse rühmen dürfen.« (S.279). Der Miller'sche Aufsatz
befindet sich übrigens im zitierten, (aus drei Jahrgängen) bestehenden Sammelband auf S. 234-279.

8 Geschichte der Juden in Reutlingen. In: Reutlinger Geschichtsblätter 5 (1894), 36-38; 59-62; 6 (1895),
64. Von Theodor Schön stammt auch der schöne Beitrag: Zur Geschichte der ältesten israelitischen
Bewohner in Tübingen. In: Tübinger Blätter 6 (1903/04), 42-43.

9 Bei den »bisher genannten Juden« (darunter auch einer von Hechingen) handelt es sich um solche, die
es »gewagt« hatten, zwecks Eintreibung ihrer Außenstände zahlungsunwillige oder -unfähige Reutlinger
Bürger vor dem Kaiserlichen Hofgericht in Rottweil zu verklagen.

10 Herr Dr. Gemeinhardt hatte mir bereits Vorjahren, als er noch am Universitätsarchiv Tübingen tätig
war, bei anderen Recherchen tatkräftig unter die Arme gegriffen. Ihm sei nochmals mein herzlicher Dank
ausgesprochen.

11 Stadtarchiv Reutlingen: Reichsstädtische Urkunden und Akten Nr. 4376. Abgedruckt in: Regesten
Bd. 11: Zünfte. Bearbeitet von Dr. Hermann Kalchreuter (maschinenschriftlich). Vgl. darin Kap.:
Ärzte Nr. 4376 (4.8.1565).

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