Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 232
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0238
Hans Wagner

wechselvolle Geschichte. Im 30-jährigen Krieg wurde sie von württembergischen und später
von bayerischen Truppen besetzt. Von 1667 bis 1771 hatte Osterreich das Recht, Soldaten auf
der Burg zu stationieren, wofür der Fürst von Hohenzollern-Hechingen als Eigentümer eine
Entschädigung erhielt. Danach verfiel die inzwischen militärisch bedeutungslos gewordene
Burg mehr und mehr. 1819 kam der damalige preußische Kronprinz nach Hechingen, um die
Stammburg seiner Ahnen zu besuchen, fand aber fast nur Ruinen vor. Der Hechinger Fürst
war hoch verschuldet und konnte nichts zur Erhaltung der Burg tun. Der Kronprinz nahm
sich vor, die Burg zu renovieren, sobald er König wäre.

1831 lernte der Kronprinz den Freiherrn von Stillfried-Rattonitz kennen, den er mit der
Erforschung der Geschichte des Hauses Hohenzollern beauftragte. Am 10.4.1835 schrieb der
Kronprinz folgenden Brief an den Fürsten von Hohenzollern-Hechingen: Der Kammerherr
Freyherr von Stillfried, aus altem Geschlecht in Schlesien angesessen, wünscht Ihnen empfohlen
zu seyn bey seiner Wanderung durch die schwäbische Alp, und ich ergreife mit Freuden diese
Gelegenheit, um mich Ihrem Andenken wieder zurückzurufen und die alte Bekanntschaft
sogleichsam wieder aufzufrischen. Herr von Stillfried ist ein Geschichts-, Geschlechts- und
Alterthumsforscher und besitzt schöne Kenntnisse darin. Ich glaube, daß die nähere Bekanntschaft
mit ihm, Ihnen Gnädigster Herr nicht unbelohnend seyn wird. Sie selbst widmen
denselben Gegenständen viel Interesse, wie ich mich erinnere, und die edlen Gesinnungen von
gutem altem Schrot und Korn des Wanderers werden Ihnen zusagen. Sein Sinn steht vorzüglich
nach unserer Stammburg, deren ungestörte gründliche Erforschung und Aufnahme allein von
Ihrer Erlaubnis, lieber Vetter, abhängt, um die ich hiermit nachzusuchen wage. ...

Als Stillfried daraufhin die Burg besichtigte, mußte er feststellen, daß das Kalksteinmauerwerk
im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse brüchig geworden war, weshalb seiner
Meinung nach eine Renovierung der alten Burg nicht in Betracht kam. Nach Berlin zurückgekehrt
, berichtete er dem Kronprinzen und setzte sich für einen Neubau der Burg ein. König
Friedrich Wilhelm III. war aber hierfür nicht zu gewinnen, weshalb vorerst nichts unternommen
werden konnte.

Am 7.6.1840 verstarb König Friedrich Wilhelm III. und der Kronprinz wurde als Friedrich
Wilhelm IV. neuer König, der Stillfried zum Zeremonienmeister ernannte. Dieser erhielt
dadurch großen Einfluß am Königshofe. Nunmehr konnte er seine Pläne für einen Neubau
der Burg Hohenzollern mit Nachdruck verfolgen. Nach den Vorstellungen Stillfrieds sollte
die Burg ein Symbol für die Einheit der verschiedenen Zweige des Zollerngeschlechts werden.
Die Baukosten sollten vom preußischen Königshause und von den Fürsten in Hechingen und
Sigmaringen gemeinsam aufgebracht werden. Stillfried zeichnete einen eigenen Entwurf und
verhandelte im Auftrag des Königs mit dem Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin in
Hechingen sowie mit dem Erbprinzen Karl Anton in Sigmaringen, um diese für den Burg
bau zu interessieren. Dem geplanten Bau standen jedoch schier unüberwindliche Schwierigkeiten
im Wege. In Hechingen waren die Kassen leer und die Untertanen des Fürsten
hatten wiederholt wegen der hohen Steuerbelastung aufbegehrt. Der württembergische
König wollte einen größeren Einfluß Preußens in Süddeutschland nicht hinnehmen. Auch
in Berlin rieten die Minister von einem Engagement ab. Stillfried ließ sich aber nicht
von seinen Plänen abbringen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen brachte
er am 14.9.1846 einen Vertrag zwischen dem preußischen König und den beiden Ho-
henzollernfürsten über den gemeinsamen Bau der Burg und die Verteilung der Kosten zustande
.

Der König beauftragte den Oberbaurat August Stüler mit der Bauleitung und der
Ausarbeitung der Baupläne. Gleichzeitig wurde eine Baukommission unter Vorsitz von
Rudolf Stillfried eingesetzt. 1847 mußte zuerst eine Zufahrtsstraße gebaut werden. Noch
bevor der eigentliche Burgbau anfing, erzwangen die politischen Unruhen im Frühjahr 1848
die vorläufige Einstellung der Arbeiten. Am 11.3. war es in Hechingen zu einem tumultartigen
Bauernaufstand gekommen, bei dem der Fürst große Zugeständnisse machen mußte.

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