Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 233
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0239
Rudolf Stillfried, ein Leben für das Haus Hohenzollern

Unter diesen Umständen wollte er nicht mehr regieren und bot sein Land zunächst dem
Sigmaringer Fürsten und dann dem preußischen König an, bekam aber nur Absagen. Auch in
Sigmaringen gärte es, weshalb Fürst Karl am 29.8.1848 zugunsten seines Sohnes Karl Anton
verzichtete. Der Bau der Burg war damit erneut in Frage gestellt.

Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen war mit Stillfried schon lange befreundet
. Karl Anton hatte eingesehen, daß die Zeit der deutschen Kleinstaaten vorbei war. Darüber
hatte er auch mit Stillfried gesprochen. Vermutlich wurde auch über die Möglichkeit eines
Anschlusses an Preußen diskutiert. Nun schien die Zeit dafür reif zu sein. Karl Antons
Angebot, das Fürstentum Sigmaringen mit Preußen zu verbinden, fand in Berlin keine
Zustimmung. Die Berater des Königs sprachen sich dagegen aus, weil das hohenzollerische
Gebiet zu weit von den preußischen Grenzen entfernt sei und wegen seiner Armut wohl
dauernd auf Finanzhilfe angewiesen wäre. Außerdem befürchteten sie politische Komplikationen
. Nun wandte sich Fürst Karl Anton an Stillfried mit der Bitte, dem König die schwierige
Lage in Hechingen und Sigmaringen deutlich vorzutragen und das Land seiner Ahnen nicht in
die Hände des alten württembergischen Feindes fallen zu lassen.

Mit diplomatischem Geschick gelang es Stillfried, den widerstrebenden König umzustimmen
und seine Bedenken zu zerstreuen. Der von Stillfried ausgehandelte Staatsvertrag über die
Abtretung der Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen an
Preußen wurde am 7.12.1849 unterzeichnet. Unter den veränderten politischen Verhältnissen
konnten nun die Bauarbeiten an der Burg wieder aufgenommen werden. Prinz Wilhelm von
Preußen, der Bruder und Nachfolger des Königs, legte am 23.9.1850 den Grundstein für die
neue Burg. Am 23.8.1851 kam der König nach Hechingen, um auf dem Burggelände die
feierliche Erbhuldigung seiner neuen Untertanen entgegenzunehmen. Stillfried hielt hierbei
eine Rede über den Burgbau und die vorgesehene Innenausstattung. Die Stadt Hechingen
verlieh bei dieser Gelegenheit das Ehrenbürgerrecht an den Freiherrn Rudolf von Stillfried als
den geistigen Urheber des Wiederaufbaus der Burg Hohenzollern.

Nun schritten die Bauarbeiten zügig voran. Die Baupläne mußten noch einmal überarbeitet
werden, weil das preußische Kriegsministerium den Ausbau der Burg zu einer Festung
verlangte, um das neuerworbene Land auch militärisch zu sichern. Die Befestigungsanlagen
wurden nach den Weisungen des Generals von Prittwitz ausgeführt. Sie wären allerdings
entbehrlich gewesen, denn die Burg blieb immer von Kampfhandlungen verschont. Als 1866
im Krieg zwischen Preußen und Osterreich württembergische Truppen mit 100 Mann die
Zollernburg besetzten, fanden sie keinen Widerstand, denn die preußische Besatzung war
vorsorglich nach Rastatt abgezogen worden, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Die
Württemberger gaben der Burg den Namen Olgaburg, zogen aber nach kurzer Zeit wieder ab,
weil der Krieg zu Ende war. Auf Wunsch des Königs wurde eine evangelische Burgkapelle
gebaut, in der seit 1952 die Särge des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. und Friedrichs des
Großen ruhen. Die katholische Burgkapelle blieb als einziger Rest der früheren Burganlage
erhalten.

Am 3.10.1856 fand die feierliche Übergabe des Rohbaus an den König statt. Bis zur
Fertigstellung der Inneneinrichtung vergingen noch einmal lOJahre. Am 2.1.1861 verstarb
König Friedrich Wilhelm IV. Ihm folgte der spätere Kaiser Wilhelm I. auf dem Thron. Bei der
feierlichen Einweihung der Burg am 3.10.1867 hielt Stillfried vor dem König und zahlreichen
Ehrengästen eine Ansprache, bei der er die Geschichte der Burg behandelte. Der König
ernannte ihn in Anerkennung seiner Verdienste um den Bau der Burg zum Oberburghauptmann
.

Der letzte Hechinger Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin hatte sich 1849 auf seine
schlesischen Güter zurückgezogen. Er starb 1869 auf Schloß Polnisch-Nettkow bei Guben.
Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen wurde Divisionskommandeur in Düsseldorf
und später preußischer Ministerpräsident, dem 1862 Bismarck folgte. Wie sehr er
Stillfried als Freund geschätzt hat, kann man daraus erkennen, daß er ihn 1858 gebeten hat, als

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