Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 240
(PDF, 60 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Neues Schrifttum

Einen regionalen Bezug zum südwestdeutschen Raum weisen die Beiträge über die »Flores tem-
porum« auf, ein wohl in Schwaben entstandenes Geschichtswerk des 13.Jahrhunderts {Anna-Dorothee
von den Brincken: Anniversaristische und chronikalische Geschichtsschreibung in den »Flores tem-
porum« [um 1292], S. 195-214; Peter Johanek: Weltchronistik und regionale Geschichtsschreibung im
Spätmittelalter, S. 287-330). Johanek geht auch auf die »Gmünder Kaiserchronik« ein, ein deutschsprachiges
reichsgeschichtliches Kompendium (nachzutragen ist S.321 Anm. 138 der Titel meiner Dissertation:
Exemplarische Geschichten. Thomas Lirers »Schwäbische Chronik« und die »Gmünder Kaiserchronik«.
München 1987). Eugen Hillenbrand beschäftigt sich mit »Gallus Ohem, Geschichtsschreiber der Abtei
Reichenau und des Bistums Konstanz« (S. 727-755). Durch die Bekanntmachung der »Reichenauer
Reichschronik« in der Wiener Dissertation von G. Blaschitz (vgl. Rezensent: Aspekte zum Regionalismus
in Schwaben und am Oberrhein im Spätmittelalter. In: Oberrheinische Studien 7. 1988, S. 165-192, hier
S. 174-178) und die noch unveröffentlichten Forschungen von Felix Heinzer (Stuttgart) über die Oheim-
Autographen kann die These Hillenbrands, Öhem habe die anonyme Konstanzer Bistumschronik aus
dem Anfang des 16. Jahrhunderts verfaßt, nicht als völlig gesichert gelten. Peter Moraw legt in seinem
Beitrag (»Politische Sprache und Verfassungsdenken bei ausgewählten Geschichtsschreibern des deutschen
14. Jahrhundens«, S. 695-726) auch das Werk des Konstanzer Domherrn Heinrich von Dießenhofen
zugrunde. Aus angrenzenden Gebieten seien genannt: Dieter Mertens: Der Straßburger Ellenhard-
Codex in St. Paul im Lavanttal (S. 543-580) und Guy P. Marchai: Die Antwort der Bauern. Elemente und
Schichtungen des eidgenössischen Geschichtsbewußtseins am Ausgang des Mittelalters (S. 757-790).
Ergänzend sei auf Bd. 7 der Oberrheinischen Studien verwiesen, nämlich auf den Sammelband »Historiographie
am Oberrhein im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit« (Sigmaringen 1988).

Eine Auseinandersetzung mit methodischen und begrifflichen Fragen der spätmittelalterlichen Historiographie
kann hier nicht erfolgen. Immerhin darf vorgeschlagen werden, die von Graus (S. 55)
angesprochene »Begründung eines historisch fundierten Selbstbewußtseins (>Prestigebedürfnis<) von
Groß-Gemeinschaften (z.B. Städten), besonders aber der entstehenden spätmittelalterlichen >Nationen<«
mit dem Terminus »Herkommen« zu beschreiben (vgl. zuletzt: Rezensent: Thesen zur Verabschiedung
des Begriffs der .historischen Sage«. In: Fabula28. 1988, 21^17, hier S.45f.).

Koblenz Klaus Graf

Klaus Graf: Exemplarische Geschichten. Thomas Lirers »Schwäbische Chronik« und die »Gmünder
Kaiserchronik«. München: Wilhelm Fink Verlag 1987. 287S. (Forschungen zur Geschichte der älteren
deutschen Literatur 7).

Die Tübinger Dissertation schließt thematisch und methodisch an die 1984 unter dem Titel »Gmünder
Chroniken im 16. Jahrhundert« veröffentlichte Magisterarbeit des Verfassers an (vgl. Bd. 23 dieser
Zeitschrift von 1987, S.270L). Wiederum wird ein »Brückenschlag zwischen den Textwissenschaften,
insbesondere der Germanistik, und der Historie, insbesondere der Landesgeschichte« {Graf, S. 7) versucht

- mit Erfolg, was nicht zuletzt daran zu erkennen ist, daß die von der Geschichtswissenschaftlichen
Fakultät angenommene Arbeit in einer germanistischen Reihe veröffentlicht worden ist. Wiederum wird
nach dem »Sitz im Leben«, nach der Gebrauchssituation von historischen Texten gefragt, und wiederum
verbindet Graf einen solchen interpretatorischen Ansatz mit soliden überlieferungsgeschichtlichen Untersuchungen
. Sein Gegenstand sind diesmal die »Schwäbische Chronik« eines sich Thomas Lirer nennenden
Autors, ein in der Frühen Neuzeit weitverbreitetes Historienbuch, das wahrscheinlich zwischen 1460 und
1485 in der niederadeligen Welt des Bodenseeraumes, »vielleicht im Umkreis der Grafen von Montfort zu
Tettnang« (S.225) entstanden ist, sowie ein Geschichtskompendium aus dem ausgehenden H.Jahrhundert
, das in einigen Drucken der Chronik Lirers mitüberliefert ist und für das sich in der Forschung der
Name »Gmünder Chronik« eingebürgert hat. Da es sich bei diesem - wohl in Ostschwaben entstandenen

- Text jedoch um kein lokalhistorisches Geschichtswerk handelt, sondern um eine Darstellung der Könige
und Kaiser von Pippin bis zu Karl IV., schlägt Graf zu Recht statt dessen die Bezeichnung »Gmünder
Kaiserchronik« vor. Vorangestellt ist den intensiven Studien zu den beiden Chroniken eine konzise,
gleichwohl weit ausholende theoretische Grundlegung, in der sich Graf mit der Leistungsfähigkeit des
Begriffs »Diskurs« für das von ihm vertretene Konzept einer »historischen Textwissenschaft« auseinandersetzt
(darauf kommt er naturgemäß in seinen Schlußbetrachtungen wieder zurück). Ein erster
Hauptteil ist sodann den Inkunabeln der Schwäbischen Chronik und der Gmünder Kaiserchronik
gewidmet, wobei die Frage nach dem Grund der Rezeptionseinheit in frühen Drucken im Vordergrund

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