Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 246
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

sowie ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnissen, einem sehr sorgfältig gearbeiteten Register,
schließlich einem Bildnachweis zu den äußerst ansprechenden und instruktiven Abbildungen. Insgesamt
ein Buch, das sehr eng an den Quellen geschrieben ist und in dem immenses Wissen steckt; für die Herren
von Friedingen dürfte es geradezu Handbuchcharakter haben.

Ludwigsburg Robert Kretzschmar

Johann Franzi: Rudolf I. Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron. Graz, Wien, Köln: Styria-

Verlag 1986. 312 S., Karte, Stammbaum, Abb.
Georg Schreiber: Franz I. Stephan. An der Seite einer großen Frau. Graz, Wien, Köln: Styria-Verlag 1986.

336 S., 2 Karten in Farbe, 16 Abb., Stammbaum, Zeittafel, Register.

Beide hier vorzustellenden Bände lassen sich zwar vom Thema her nur schwer vergleichen, sind aber in
Aufmachung und Darstellungsweise gleichartig. Gehören sie doch zu einer Reihe von historischen
Biographien »Geschichte in Gestalten«, die, seit einigen Jahren im Grazer Styria-Verlag erscheinend, sich
vorgenommen hat, in allgemein verständlicher Darstellungsweise einem breiten Publikum wichtige
Gestalten der europäischen Geschichte nahe zu bringen. Bisher sind, entsprechend der Ausrichtung und
dem kulturellen Hintergrund des Verlags, vor allem habsburgische Kaiser und wichtige Persönlichkeiten
in deren Umfeld wie etwa Prinz Eugen von Savoyen, Jan Sobieski, Erzherzog Johann und Elisabeth,
Gemahlin Franz Josephs, aber auch Andreas Hofer behandelt worden, daneben aber auch einige Gelehrte
und Kirchenmänner wie Johannes Kepler, Nikolaus Kopernikus, Savonarola und Gregor der Große. Die
Autoren sind durchweg Historiker, zum Teil seit langem bekannte, zum Teil aber auch junge, die eben
erst von der Universität kommen; sie schreiben also auf wissenschaftlicher Grundlage, wollen aber
erzählen, nicht primär untersuchen oder gar erörtern. Daß dies zum Schwierigsten in der Geschichte
gehört, ist eine Banalität, hängt es doch einerseits von der künstlerischen und stilistischen Begabung eines
Autors ab, andererseits auch vom Thema und den dazu vorliegenden Quellen. Es besteht auch die
Schwierigkeit, zwischen der Wiedergabe von Allgemeinplätzen und der überzogenen Ausführung von
Details die rechte Mitte zu halten.

Für die verschiedenen Möglichkeiten historischen Erzählens, ihre Abhängigkeiten von Autor und
Quellenlage liefern beide Bücher aufschlußreiche Beispiele. »Rudolf I.«, von einem jungen österreichischen
Historiker verfaßt, verrät im Stil zum Teil noch eine gewisse Unausgewogenheit; einerseits erklärt
er zahlreiche allgemeine Vorgänge in einer zu einfachen - und damit pauschalen und schiefen - Weise,
andererseits wieder findet man Passagen, die ohne Fachwissen nur schwer verständlich erscheinen -
Gemeinplätze über das Heilige Römische Reich (etwa S. 36) oder die Königswahl (z.B. S. 88) stehen neben
nicht übersetzten lateinischen Zitaten (z.B. S. 166). Im übrigen stellt sich ihm wie jedem Historiker, der
mittelalterliche Geschichte erzählt, das besondere Problem, eine außerordentlich fremde Zeit in die
Gegenwart transponieren zu müssen. Franzi gelingt dies mit Hilfe einer breiten Nutzung der erzählenden
Quellen recht gut. Ausführlich kommen etwa die Colmarer Annalen zu Wort, die für die Frühzeit der
Habsburger sehr ergiebig sind, oder etwa Mathias von Neuenbürgs Chronik, besonders auch Ottokars
Reimchronik, die für die lange und schließlich dramatische Auseinandersetzung zwischen Rudolf und
dem Böhmenkönig von besonderer Bedeutung ist. Das Buch bietet insgesamt betrachtet eine inhaltsreiche
und lebendige Darstellung des Lebens von Rudolf in seiner Zeit, wenn auch - dies sei dem Autor als
Österreicher zugestanden - die Rolle des ersten Habsburgers auf dem deutschen Königsthron für
Österreich vielleicht etwas überbetont wird. Dem entspricht der in den Mittelpunkt gerückte Kampf
zwischen Ottokar und Rudolf, der unstreitig der Darstellung geradezu spannende Akzente verleiht.

Ähnlich und doch ganz anders verfährt Georg Schreiber in seiner Biographie des Gemahls von Maria
Theresia. Man merkt es dem Autor an, daß er schon zahlreiche historische Sachbücher schrieb; im Stil also
ausgewogener als Franzi, verfügt er aber auch über ganz andere Quellen. Der Alltag des Hoflebens im
18. Jahrhundert, dessen Schilderung eine solche Darstellung besonders lebendig macht, das Zeremoniell,
die Feste, der Hofklatsch sind durch Berichte von Diplomaten und private und halbprivate Briefe aller An
unvergleichlich viel besser bekannt, als dies etwa im 14. oder gar im 13. Jahrhundert der Fall ist. Schreiber
stellt den Kaiser aber auch als Wirtschafts- und Finanzexperten, als Politiker, als Verwaltungsfachmann
und als Soldaten dar. Besonders ausführlich hat der Autor die Tagebücher des Grafen und Fürsten
Khevenmüller-Metsch herangezogen, des Obersthofmeisters Maria Theresias; auch das Testament wird
abschließend gewürdigt.

Beide Bücher gehen chronologisch vor, wobei sich Franzi in der Regel an das Itinerar des Königs hält,

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