Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
24/25(111/112).1988/89
Seite: 250
(PDF, 60 MB)
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Neues Schrifttum

über die Sorgen und Nöte der Bevölkerung sowie die Probleme der Verwaltung. Auch wenn in Tübingen
besondere, mit dem übrigen Württemberg kaum vergleichbare Verhältnisse herrschten (kaum Kriegszerstörungen
, Sitz der französischen Militärregierung für Württemberg-Hohenzollern etc.), so ist das Buch
über den lokalen Rahmen hinaus von Interesse, was nicht zuletzt der Bearbeitung von Manfred Schmid zu
verdanken ist.

Stuttgart Thomas Schnabel

Martin Walchner: Entwicklung und Struktur der Tagespresse in Südbaden und Südwürttemberg-
Hohenzollern. Sigmaringen: Thorbecke 1986. 211 S.

Diese Münchener Dissertation gibt für den Süden des Landes Baden-Württemberg einen lückenlosen
Uberblick über die strukturelle Entwicklung der Tagespresse von den Ordinari-Zeitungen des 17. Jahrhunderts
bis hin zu den letzten Konzentrationsvorgängen in den Jahren 1973/74. Auf den Seiten 33 f. wird
über die Entwicklung der hohenzollerischen Presse im 19. Jahrhundert referiert, auf den Seiten 61 f. über
die Zeitspanne von 1900 bis 1930; dabei verdient es festgehalten zu werden, daß bis in die Jahre nach dem
Ersten Weltkrieg in diesem Landstrich fünf redaktionell selbständige Blätter ihren Platz und ihr
Auskommen hatten. Ein publizistisches Kuriosum bildet die Zeitung »La France«, die 1944/45 im
Sigmaringer Refugium der Vichy-Regierung erschienen ist (S. 68).

Einen Schwerpunkt dieser faktenreichen, klar gegliederten Arbeit bildet »Die Pressepolitik der
französischen Besatzungsmacht in den Ländern Südbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern« (S. 73 ff.),
ergänzt durch einen dokumentarischen Anhang (S. 171 ff.). Unter den westlichen Alliierten übten die
Franzosen die strengsten Kontrollmaßnahmen aus; am 1. Januar 1947 ersetzten sie dann die Vorzensur
durch die Nachzensur. Andererseits legten die französischen Pressebehörden bei der Überprüfung von
Journalisten und Verlegern nicht die äußerst harten Maßstäbe der Amerikaner an; zudem achteten sie sehr
auf die berufliche Qualifikation der Herausgeber und Redakteure. Anders als Briten und Amerikaner
gaben die Franzosen die Erlaubnis zum Druck einer Zeitung nicht einzelnen Journalisten, sondern
Verlegern; damit war die Trennung von Verlag und Redaktion als Element der Presseorganisation
gewahrt. Nach vielen Daten, Erlassen und Einblicken in den redaktionellen Alltag, zu dem auch die
Rationierung des Rotationspapiers gehörte, urteilt der Autor: »Insgesamt überwiegen bei der Pressepolitik
der französischen Militärregierung die positiven Seiten. Die französische Presseführung legte es nicht
ausschließlich darauf an, die Zeitungen in ihrer Zone zu schulmeistern, sondern ließ ihnen auch die
Möglichkeit, schrittweise in die demokratische Selbstverantwortung hineinzuwachsen« (S. 115). Nach der
Gründung der Bundesrepublik Deutschland trat im Herbst 1949 das Besatzungsstatut in Kraft, das alle
Lizenzordnungen für Presseorgane aufhob. Damit konnten auch wieder die Blätter der »Altverleger«
erscheinen, die aber im Süden des Landes die Zeitungslandschaft nicht mehr nachhaltig verändern
konnten.

Vermutlich hatte Martin Walchner ursprünglich die Absicht, die Pressepolitik der französischen
Besatzungsmacht in der »Südzone« darzustellen, wie es Stephan Schölzel für die Jahre 1945 bis 1949 getan
hat, erschienen als Veröffentlichung der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes
Rheinland-Pfalz, Band 8, Mainz 1986. Dieser Ansatz und die Darstellung der weiteren Entwicklung bis in
die Gegenwart hätte die regionale Einengung auf den Süden gerechtfertigt. Doch bei den Pressekonzentrationen
der späten 60er und Mitte der 70er Jahre wird deutlich, daß mit Ulm und Stuttgart die Zentren
außerhalb des gewählten Gebiets liegen. »Die Untersuchung bezieht sich auf die geographische und
politische Region Südbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern, die eine in sich geschlossene kulturelle
Einheit darstellt«, heißt es in der Einleitung. Auf der mehrheitlich katholischen Grundierung ist sicherlich
im Süden des Landes eine Einheit der Volkskultur festzustellen, doch bei einer pressegeschichtlichen
Untersuchung kann man einfach nicht die politischen Zusammenhänge des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts
übergehen, die nun einmal in Baden und in Württemberg in Nord-Südrichtung vorgegeben sind.
Häufig genug wird bei diesen Ländern auf die Zentren Karlsruhe und Stuttgart abgehoben, immer wieder
müssen allgemeine Entwicklungen referiert und dann auf den Süden bezogen werden.

Eine Geschichte der Pressestruktur im ganzen deutschen Südwesten bleibt wohl ein Wunschtraum,
denn welcher Doktorand wird sich nun der undankbaren Aufgabe unterziehen und sozusagen die
nördliche Hälfte nachreichen?

Pfullingen Martin Blümcke

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