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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1990/0247
Besprechungen

weit gefaßt ist, daß auch Anlagen im Vorland (etwa Urslingen, Schloßberg und Ehingerburg bei
Niedernau, Burgen bei Dettingen unter Teck) erscheinen. Rolf Götz, Oberstudienrat, zeichnet für die
Aufarbeitung der archivalischen Uberlieferung und der Literatur verantwortlich, Christoph Bizer, ehrenamtlicher
Mitarbeiter und Bezirksbeauftragter der archäologischen Denkmalpflege Baden-Württemberg,
für die Geländearbeit, Bodenfunde, Bildmaterial und die Textfassung.

Auf eine kurze Einführung in die Arbeitsweise bei der Erforschung von »vergessenen Burgen«,
insbesondere in die Bedeutung von Scherbenresten der Alltagskeramik, von aufgehendem Mauerwerk und
im Hangschutt liegenden Mauerresten für die Datierung, folgt die Beschreibung von 75 Anlagen,
beginnend im Osten mit Burgen an Brenz und Lone und endend im Südwesten bei Fridingen an der
Donau. Eine Häufung ergibt sich im Westen des Untersuchungsgebietes, besonders im Bereich der oberen
Donau zwischen Fridingen und Sigmaringen. Die Einzeldarstellungen beschreiben die Lage der Burgen,
gehen auf die Namen ein und stellen die historischen Daten - Erbauungszeit beziehungsweise erste
Erwähnung, Erbauer, wechselnde Besitzer, Funktion und Schicksal der Burgen bis zu ihrem Abgang -
zusammen, soweit sich diese aufgrund von schriftlichen Quellen, Grabungen und Funden belegen oder
aufgrund anderer Indizien vermuten lassen. Hervorgehoben sei zum einen, daß bei bereits bekannten
Anlagen weitere Burgstellen gefunden und zu regelrechten Burggruppen zusammengefaßt wurden, und
zum anderen, daß sich die Verfasser außer mit den überwiegenden Höhenburgen eingehend mit
Höhlenburgen befassen. Der Rückgriff auf Sagen und Geschichten, vor allem aus der Zimmerischen
Chronik, die ein farbiges Bild des Adels im 16. Jahrhundert malen, und die Fülle der Abbildungen von
einzelnen Burgen und Burgstellen abgegangener Anlagen, von Mauerwerken und unterschiedlichsten
Kleinfunden aus Burgen veranschaulichen die Ausführungen. Auf die Zitierung von Belegstellen mußte
wegen der Verlagsrichtlinien dagegen verzichtet werden. Statt dessen ist eine Zusammenstellung von
ausgewählter Literatur beigegeben, die dem interessierten Leser die Möglichkeit zu weiterer Beschäftigung
mit der Burgengeschichte im allgemeinen, den Burgen der Schwäbischen Alb im besonderen und mit
der Archäologie gibt.

Der Übersicht und dem Auffinden der Burgen dient eine Karte im Einband, in der die behandelten
Anlagen - unterschieden nach Burg, Burgruine, Burgstelle und Höhlenburg sowie mit Hinweisen auf
dortige vorgeschichtliche Funde - eingetragen und, in lokalen Gruppen zusammengefaßt, entsprechend
der Kapitelnumerierung durchgezählt sind. Angefügt sind außerdem ein Wegweiser, der die Anfahrt mit
dem Auto bis zu Parkplätzen und die anschließenden Fuß- und Radwege zu den einzelnen Burganlagen
beschreibt, sowie ein instruktives Stichwortregister.

Das repräsentative, lebendig und gut lesbar geschriebene Buch führt beim Erwandern der Schwäbischen
Alb in einen wichtigen und interessanten, ja oft »spannenden« Aspekt der Landes-, Kultur- und
Siedlungsgeschichte ein. Es wird nicht nur den Fachmann, sondern ebenso auch den historischen Laien
und alle Albfreunde ansprechen, die Freude am Entdecken von meist versteckten und weithin unbekannten
historischen Stätten abseits der vielbesuchten Touristenziele haben.

Sigmaringen Maren Kuhn-Rehfus

Günter Volz: Schwabens streitbare Musen. Schwäbische Literatur des 18. Jahrhunderts im Wettstreit der
deutschen Stämme. Stuttgart: Kohlhammer 1986. XII, 362 S., 8 Tafeln, 53 Faksimile-Abb. (Veröffentlichungen
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 107).

Hinter dem hier vorzustellenden Buch verbirgt sich die vom Verfasser besorgte Übersetzung einer
Pariser Dissertation, die unter dem Titel »La Souabe - Beotie de l'Allemagne? - Identite et Rehabilitation
culturelles d'une Province allemande, ä travers sa presse periodique, de 1750 ä 1790« nicht etwa eine
Untersuchung zur schwäbischen Literatur des 18.Jahrhunderts bietet, sondern eine Darstellung der
kulturellen Bewertung des Herzogtums Württemberg durch 53 süddeutsche Zeitschriften in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts ist. Insofern ist der deutsche Titel, der übrigens nicht vom Verfasser stammt,
irreführend. Die ausgewerteten Zeitschriften - ihre Titelblätter wurden im Anhang sämtliche als Faksimile
wiedergegeben - erschienen bis auf wenige Ausnahmen wie die »Schwäbische Chronick« und der
»Schwäbische Merkur« nur kurze Zeit und beschäftigten sich meist unter anderem auch damit, die
kulturelle Entwicklung in Württemberg kritisch zu begleiten, wobei häufig das Herzogtum etwas
pauschal mit Schwaben gleichgesetzt wird. So stehen im Mittelpunkt der Darstellung von Volz denn auch
die Verhältnisse in Württemberg, wobei natürlich dem verspäteten Aufschwung der schönen Literatur
aufgrund der bürgerlich-konfessionellen Hemmschwellen eine besondere Aufmerksamkeit gilt; der

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