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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0019
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

dieser Knotenpunkt aber nichts zu tun. Nägele712 hatte schon festgestellt, daß als römisch
benutzt von einer späteren Verbindung zwischen Tübingen und Balingen nur das kurze
Teilstück zwischen Sickinger Steige und Steinhofen in Betracht kommen kann, welches
Hechingen in großem Bogen nördlich umgeht. Zingeler27 hatte sich intensiv darum bemüht, in
Hechingen eine Römerstraße nachzuweisen. Sein Fazit: »Anhaltspunkte für eine Römerstraße
Hechingen-Tübingen fand ich keine« kann heute, fast 100 Jahre später, nur bestätigt werden.

Auch wenn bei uns der moderne Verkehr an manchen Stellen noch Straßen nutzt, deren
ursprüngliche Trasse schon von römischen Straßenbauingenieuren konzipiert wurde, für die
Bundesstraße 27 in ihrer Gesamtheit trifft dies keinesfalls zu - auch nicht bei Dußlingen, wo
dies vor kurzem wieder behauptet worden ist7. Die Römerstraße hat mit der heutigen Straße
zwischen Tübingen und Schaffhausen nur wenige Punkte gemeinsam:

a. Die B 27 kreuzt die römische Straße der Peutinger Karte bei Lustnau33.

b. Auf gesicherter römischer Trasse, die aber einer zur B 27 orthogonalen Straßenführung
zuzuordnen ist, läuft das kurze Teilstück zwischen Endingen und Erzingen.

c. Es gibt Berührungspunkte südlich von Rottweil und schließlich bei Blumberg-Zollhaus.
Sauteri4 sieht wohl zu Unrecht in der Straße über den Randen in Richtung Schaffhausen ein
weiteres Teilstück. Dies kann allenfalls am Nordrand des Gebirges gelten, da die Römerstraße
in den Klettgau hinabführte. Auch Fingerlin35 nimmt an, daß die römische Militärstraße von
Zurzach her die Baar bei Blumberg-Zollhaus erreicht hat, betont aber, daß der römische
Straßenkörper erst weiter nördlich bei Behla archäologisch erfaßt worden ist.

DIE MITTELALTERLICHEN UND FRÜHNEUZEITLICHEN FERNWEGE

Für das württembergische Gebiet hat Weiler^ die mittelalterlichen Reichsstraßen zu
ermitteln versucht. Im Untersuchungsraum nennt er zum einen die Straße am Albfuß entlang
- von Tübingen bis Balingen - und ihre Fortsetzung über das Gebirge hinweg nach
Sigmaringen und zum anderen eine diese in Ofterdingen kreuzende Querverbindung von der
Albhochfläche herab - von Münsingen nach Rottenburg23. Als Reichsstraße mit württembergischem
Geleitrecht kennt er weiterhin den Zubringer in den Raum Tübingen von
Nordwesten her, der als »Rheinsträßle« bekannt ist. Weller sieht seine Fortsetzung über die
Honauer Steige bis zur Donau bei Riedlingen laufen.

Die Straße Sigmaringen-Tübingen ist 1456 durch einen Geleitsbericht bezeugt. Das Geleit
aus dem Oberland endete bei Ebingen, wo 1505 eine württembergische Zollstelle bestand.
Eine weitere Zollstelle nennt das württembergische Landschreibereibuch in Derendingen bei
Tübingen. Auf diesen Fernweg über die Alb hinweg muß sich der Name »Meßkircher Weg«
beziehen, der nach Nägeleb um 1800 bei Bodelshausen genannt wird. Ein bei Weller fehlender
Beleg für eine Reichsstraße findet sich im Urkundenbuch des Klosters Stetten bei Hechingen36
'37: 1342 saß Graf Friedrich von Zollern mit sieben adligen Beisitzern bei Hechingen an
des Reiches Straße zu Gericht. Aus dem Straßenverlauf im Mittelalter ist zu folgern, daß die

33 Eugen Nägele in: Tübinger Blätter 1901, S. 50. Vgl. V.Zipperlen: Die alte Neckarbrücke bei
Lustnau - vermutete Römerbrücke. In: Tübinger Blätter 29 (1938) S. 8.

34 Gottfried Sauter: Neuhaus auf dem Randen. Eine Verkehrs-, siedlungs- und zollgeschichtliche
Studie. In: Hegau 24/25 (1979/1980) S.27.

35 Gerhard Fingerlin: Von Hochrhein zur Donau. Archäologische Anmerkungen zu einer wichtigen
Römerstraße. In: Archäologische Nachrichten aus Baden 32 (1984) S.3.

36 Friedrich Haug, Johann Adam Kraus: Urkunden des Dominikanerinnenklosters Stetten im
Gnadental. In: Hohenzollerische Jahreshefte 15 (1955) Beilage S.40.

37 Hans Jänichen: Spätmittelalterliche Landtage oder Landgerichte der Grafen von Hohenberg und der
Pfalzgrafen von Tübingen. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 16 (1957) S. 111-134,
bes. S.131f.

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