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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0020
Hans-Dieter Lehmann

Verhandlung über den Verkauf von Gütern und Leuten an das Kloster Stetten bei Niederhechingen
unter freiem Himmel stattfand, altem Brauch gemäß. Noch später lag hier in der Nähe
die Richtstatt. Der Galgenrain wird 1508 urkundlich genannt; der Galgenweiher an seinem
Fuß ist heute zugeschüttet.

Ein ferner Vorfahre des Grafen - ebenfalls ein Friedrich von Zollern - war 1085 in einem
gerichtlich ausgetragenen Streit um Güter mit dem Kloster Reichenbach unterlegen. Die
Verhandlung darüber hatte unter Vorsitz des Pfalzgrafen Gottfried von Calw in Ofterdingen
stattgefunden. Einen dritten Gerichtsplatz an unserem hier diskutierten Straßenzug belegt
Jänichen37 im Jahr 1255 für Schömberg. Die dort angegebene Lokalisierung in campo apud
Schömberg zeigt wieder, daß die Verhandlung nicht in der Siedlung selber stattgefunden hat,
sondern - wie 1342 bei Hechingen - an des Reiches Straße. Weitere Gerichtsplätze an deren
Verlauf lassen sich für das Frühmittelalter vielleicht aus Flurnamen erschließen. Sie werden
unten zur Diskussion gestellt.

Urkundlich nicht belegt ist die Reichsstraße am Albfuß entlang über Balingen hinaus nach
Rottweil. Die Postrouten seit 1490 liefen laut Karte X 2 im Historischen Atlas von Baden-
Württemberg9 wie die Schweizerstraße aus der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Meidung
Rottweils nach Tuttlingen. 1764 wurden als Stationen der Schweizerstraße Stuttgart, Waldenbuch
, Tübingen, Dußlingen, Hechingen, Balingen, Aldingen, Tuttlingen, Engen und
Schaffhausen genannt, bei Schömberg ging eine Reitpost nach Rottweil und Villingen ab.

Eine Karte aus dem Jahre 171638 weist bei Engstlatt bereits den Eintrag »Landstraße
Schaffhausen-Frankfurt« auf und belegt so schon vor dem Bau der Schweizerstraße den
wichtigen Fernweg. Diese Karte von Stierlin verzeichnet »Landstraße« als Beischrift auch im
heute völlig verkehrsfreien Tal zwischen Weilheim und Wessingen sowie vor der Starzelfurt in
Hechingen-Friedrichsstraße zwischen Butzenweiher und Galgenberg. Diese Führung nördlich
um Hechingen herum entspricht nicht der Schweizerstraße, sie kann aber auch nicht als
Vorläufer der heutigen Bundesstraße gesehen werden. Beim Ausbau der Schweizerstraße
verwirklichten die hohenzollerischen Landesherren ihr altes Ziel: sie zogen die Fernverbindung
zur besseren Kontrolle direkt auf ihre Residenz Hechingen. Vom Ubergang zwischen
dem Steinlach- und dem Starzeltal beim Butzenweiher lief die neue Linie über die Steige bei
St. Luzen herab. Die alte Starzelfurt bei der Wiestenmühle verlor ihre Bedeutung wie lange
zuvor schon das wüst gefallene Niederhechingen am Martinsberg. Die heutige B 27 umgeht
Hechingen sogar südlich, das heißt noch näher am Albfuß.

Die nach Weller1 das Albvorland querende Reichsstraße Münsingen-Rottenburg dürfte
von ihm hauptsächlich aus der Tatsache gefolgert worden sein, daß bei Talheim im obersten
Steinlachtal eine württembergische Zollstelle existierte. Weiler geht davon aus, daß Reichsstraßen
mit ihren Zoll- und Geleitgerechtsamen in Schwaben spätestens in das Hochmittelalter zu
datieren sind: nach dem Untergang der Hohenstaufen habe hier eine politische Macht gefehlt,
die Reichsstraßen bestimmen und Privilegien dafür hätte ausgeben können. An dem einmal
festgelegten System aber habe man bis zum Ende des Alten Reiches festgehalten. Seine
weiteren Argumente für die Reichsstraße Münsingen-Rottenburg sind schwach. Sie stützen
sich auf Flurnamen wie »Heerweg« u. ä. Aus diesen im 15. und 16. Jahrhundert urkundlich
belegbaren Bezeichnungen hatte Ernst39 in der Oberamtsbeschreibung Münsingen auf ein
System von Heerstraßen auf der Albhochfläche geschlossen. Unerfindlich bleibt, warum
gerade Münsingen mit Rottenburg durch eine Reichsstraße hätte verbunden gewesen sein
sollen. Der Talheimer Zoll kann auch an einer Albquerung gelegen haben, die von der Straße
am Albfuß auf die Hochfläche abging. Seine Funktion an der württembergischen Landesgrenze
hätte dann eher derjenigen der Ebinger Zollstelle entsprochen.

38 Kopie einer älteren Karte von Stierlin. Lagerort: Staatsarchiv Sigmaringen. Den Hinweis auf die
Stierlin-Karte verdanke ich Herrn Otto Bogenschütz, Hechingen.

39 Viktor Ernst in: Beschreibung des Oberamts Münsingen. 1912. S.346.

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