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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0024
Hans-Dieter Lehmann

im Frühmittelalter der Schwerpunkt im Albvorland einige Kilometer flußabwärts von Rottenburg
beziehungsweise Sülchen nach Lustnau verlagert, am Hochrhein aber flußaufwärts von
Zurzach nach Schaffhausen. Zwischen den beiden Hochrheinübergängen lag der Rheinfall als
eine unüberwindliche Barriere für die Schiffahrt auf Hochrhein und Bodensee, das heißt für
den Zugang zu den Klöstern St. Gallen und Reichenau. Der Weg von den fränkischen Zentren
an Rhein und Maas hierher oder nach Zürich führte über Speyer, Pforzheim, Lustnau,
Rottweil und Schaffhausen. Der Bodensee bei Bodman war von Rottweil aus leicht erreichbar
- über Neudingen-Schaffhausen oder über Tuttlingen durch den Hegau.

Wie läßt sich die Entstehung des zu untersuchenden Fernverkehrswegs im Frühmittelalter
belegen? Im folgenden wird zuerst einmal die Straßenanbindung Rottweils in der engeren
Umgebung der Stadt untersucht. Anschließend werden die Geländespuren aufgezeigt, die
heute noch an der Linie Rottweil - Tübingen erkennbar sind. Das Alter dieser Führung wird
anhand von Orts- und Flurnamen unter Einschluß der aus Ortsnamen abzuleitenden Siedlungsvorgänge
zu erhellen versucht.

DIE ALTWEGE IN DER UMGEBUNG ROTTWEILS

Die Rottweiler Oberstadt hoch über dem Neckar wurde im Mittelalter angelegt. Das
Zentrum des römischen Rottweil dagegen lag in der Niederung, auf dem schmalen Rücken
zwischen Neckar und Prim. Dieser Ortsteil um die Pelagiuskirche trägt die Bezeichnung
»Altstadt«. Hier lag die Kreuzung der Römerstraßen. Von Süden mündete die Militärstraße
von Vindonissa her ein. Sie fand ihre Fortsetzung über die Primmündung hinweg nach
Norden mit den Zielen Rottenburg und Sulz am Neckar. Hierher kam über das Tanneck die
römische Schwarzwald-Querstraße, die als Verbindung nach Rätien durch die Primsenke zur
Donau weiterlief52.

Der mittelalterliche Königshof Rottweil lag der »Altstadt« gegenüber auf dem linken
Neckarhochufer und wurde von der vom Tanneck kommenden Straße gequert. Nach Süden,
Westen und Nordwesten dienten ihm die alten römischen Wege als Zugang, die das Straßenkreuz
in der »Altstadt« bildeten. Aus der Niederung gehen Steigen nach Osten in das
Albvorland und auf die Alb hinauf, als »Rote Steige« nach Wellendingen und weiter als
»Katzensteige« über Gosheim. Die Oberamtsbeschreibung Rottweil führt sie ohne Beweis
unter den römischen Wegen auf; das Alter der Verbindungswege der Dörfer zu ihrer
Pfarrkirche St. Pelagius in der Rottweiler »Altstadt« ist schwer abschätzbar. Als Fernziel über
die Alb hinweg kommt für diese Steigen die obere Donau im Raum Mühlheim in Frage - eine
Verbindung, die in römischer Zeit kaum von Interesse war. Dagegen spricht eine Urkunde des
Klosters Salem davon, daß 1319 zu Mühlheim an des Reiches Straße Graf Friedrich von
Zollern mit sieben Rittern zu Gerichte saß37. Damit ist wohl der Altweg gemeint, der bei der
Mühlheimer »Altstadt« (1303 die alte statt) von der Albhochfläche zur Donau herabsteigt.
Somit hätten wir auch die mittelalterliche Fernstraße von Rottweil nach Osten!

Aus dem Albvorland kommen nach Rottweil weiterhin aus Nordosten tief ausgefahrene
Hohlwege herab, von Zepfenhan über Göllsdorf auf die Rottweiler »Altstadt« zielend. Sie
überwinden die Keuperstufe zwischen »Burgstall« und »Staufenberg« In der Verlängerung
nach Norden spricht der Befund bei Schömberg dafür, daß diese Hohlwege einer Fernverbin-

52 Nach Dieter Planck (Arae Flaviae 1 Teil 1. In: Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte
in Baden-Württemberg 6/1. 1975) ist diese Straße im Primtal in der Nähe von Rottweil
archäologisch bislang nicht nachgewiesen.

53 Diese Steigen und die an ihnen im Tal des Jungbrunnenbachs abgegangenen Siedlungen wurden
bislang in der Diskussion um die unbekannten Orte »Steiga« und »Tiuinuuang« in einer Urkunde von 902
nicht berücksichtigt. Sie liegen den in der Urkunde mitgenannten Orten Rottweil und Feckenhausen
näher als alle anderen Vorschläge. Vgl. Borgolte (wie Anm. 4) Anhang Nr. 16.

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