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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0025
Eine vergessene Reichsstraße Tübingen-Rottweil-Schaffhausen

düng angehören, die auf die Lage der hochmittelalterlichen Oberstadt von Rottweil noch
keine Rücksicht nahm. In Flur »Hohe Steige« südlich von Schömberg biegt von dieser geraden
Linie die jüngere Trasse nach Westen ab, die heute Rottweil als Bundesstraße über Neukirch
erreicht. Diese Führung ist durch die Lage der hochmittelalterlichen Oberstadt Rotrweils
bedingt. Die Oberamtsbeschreibung Balingen von 1880 behauptet eine schnurgerade »römische
« Verbindung von Balingen über Erzingen, Dotternhausen (»Heerstraße«) und Schömberg
; in der Oberamtsbeschreibung Rottweil von 1875 war dies vorsichtiger ausgedrückt
worden: »Es scheint noch ein alter Weg von Rottweil aus die Katzensteige hinauf, weiter hin
das Hasengäßle und die lange Gasse, gegen Jungbrunnen, Zepfenhan, Schömberg etc. gezogen
zu sein, dessen römischer Ursprung jedoch nicht verbürgt werden kann«. Da nach dem
Historischen Atlas von Baden-Württemberg9 die Postroute als Fahrstraße Rottweil nicht
berührt hat und für die Reitpost des 18. Jahrhunderts ab Schömberg das Ziel - wie für die
moderne Straße - die Oberstadt war, sind diese tief eingefressenen Hohlwege dem frühen
Mittelalter zuzuschreiben.

DIE ALTE FÜHRUNG DER VERBINDUNG ROTTWEIL - TÜBINGEN

In Fortsetzung der geraden Linie von Rottweil/Altstadt bis Schömberg nach Norden ist
das Teilstück Erzingen - Endingen mit Sicherheit römisch und gehört - wie oben gezeigt - der
Querverbindung von Laiz/Donau nach Sulz/Neckar an. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ruht
weiterhin das Teilstück des Altweges zwischen Steinhofen und Sickinger Steige auf römischer
Trasse im Zuge der Verbindung Eyachtal - Rottenburg. Diese Teilstücke verschiedener
römischer Straßen wurden im Mittelalter zu einem durchgehenden Fernweg verbunden.
Zwischen Dotternhausen und Erzingen sowie im Tal des Zimmerner Baches unterhalb
Wessingen bezeugt dies zweimal der Flurname »Heerstraße«. Von Steinhofen führte der
Altweg über die »inneren« und die »äußeren Steigen« zur Höhe hinauf, auf welcher heute der
KZ-Friedhof Bisingen liegt. Im Wald »Steigen« dahinter senkt er sich in das Tal des
Zimmerner Baches. Hier sind im Hang Hohlwegfächer erkennbar54. Sie verdanken ihre
Entstehung der Tatsache, daß diese Trasse von der römischen Zeit bis in das 18. Jahrhundert
benutzt, dann aber nach dem Bau der Schweizerstraße über Hechingen und Wessingen nach
Steinhofen völlig aufgegeben wurde. Auf den uralten Wegen im Tal wurde es still. Hier haben
sich Zeugnisse des alten Zustandes erhalten, weil die Führung der modernen Bundesstraße
noch weiter als die Schweizerstraße nach Süden ausholt.

Altwegspuren im Zuge dieses Fernweges sind auf dem Rücken zwischen dem Starzel- und
dem Steinlachtal in der Führung über Bodelshausen kaum erkennbar. Lief um 1800 der
»Meßkircher Weg« hier unter der kleinen Straße Bodelshausen-Vierlinden-Ofterdingen, die
heute nur ein Nachbarschaftsweg ist? Die Karte Stierlins von 1717 verzeichnet die »Landstraße
« von Ofterdingen zur Wiestenmühle am Butzensee und am Hochgericht vorbeilaufend.
Sie überschritt die Paßhöhe zwischen »Butzenweiher« und »Butzenkäpfle«. Die in den Wiesen
des »Butzenwasens« bislang sichtbaren Hohlwegspuren, nach Westen in Richtung »Galgenberg
« weisend, wurden 1991 zum Teil zugefüllt. Dieser Linie könnten die Hohlwegspuren
zuzuordnen sein, die in den Wiesen des »Butzenwasens« erkennbar sind.

Im unteren Steinlachtal sind Altwegspuren nicht festzustellen. Wenn die Trasse zwischen
Ofterdingen und Dußlingen auf der linken Talseite gelaufen sein sollte, sind alle Spuren im
Ackerland vergangen. Eine der frühesten Karten, auf welcher Straßen eingetragen sind, ist die

54 Die Hohlwege im Wald »Steigen« sind deutlich gestört. Die Ursache dafür ist schrecklich: In ihnen
waren gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die im Konzentrationslager Bisingen umgekommenen
Häftlinge verscharrt worden. Nach dem Kriegsende wurden die Leichen auf den Ehrenfriedhof auf der
Höhe darüber umgebettet.

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