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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0084
Hans Albrecht Oehler

ihnen die Spannung - im Sinne rhythmischer Steigerung - ab18, dafür gewinnen sie, und damit
deuten sie voraus, eine neue Spannung. Am eindrucksvollsten hat das Hans Jakob Wörner am
Beispiel von Hirrlingen formuliert: »Die Raumgrenze in dieser Pfarrkirche wirkt hautartig
straff, gespannt: vergleichbar mit durch starken Winddruck geblähten Segeln«19, oder - an
anderer Stelle »so als hätten sie (die Wände und Gewölbe, d.V.) sich mitten im Prozeß des
Aufgeblähtwerdens verfestigt«20. Und er sieht in Großbayer den »Hauptvertreter dieser
Variante des Ubergangsstils«21.

Zu dem neuen Raumgefühl gehört ein Zurücktreten des plastischen Schmucks zugunsten
der Malerei, zunächst in der Form des freskierten Seitenaltares. Wenn Wörner allerdings dem
Deckengemälde in diesem Zusammenhang »gleitend-verschleifende(n) Funktion«22 zuweist,
fällt es schwer, ihm zu folgen, angesichts der einfacher werdenden und fest bleibenden
Rahmenformen, in denen jetzt mehr biblische Geschichte als heiliges Theater dargestellt
wird23.

Was nun die Maler anbelangt, so fällt auf, daß sich ihre Wahl mehr mit dem Auftraggeber
als mit dem Architekten verbindet. So erstreckt sich die zwanzigjährige Zusammenarbeit mit
Franz Ferdinand Dent fast ausschließlich auf die Kirchen, die im Herrschaftsbereich Hohen-
zollern-Hechingen liegen, in dem Großbayer als fürstlicher Bauinspektor amtliche Funktionen
wahrnahm, und wo Dent sich niedergelassen hatte. Für die Kirchen der Pfarrei Hirrlingen
fiel die Wahl auf ein Mitglied der Vorarlberger Sippe Thum, von dem wir nicht wissen, wie er
in unseren Raum kam; und für die einzige Kirche im heimischen Herrschaftsbereich Hohen-
zollern-Haigerloch, in Höfendorf, auf den selten genannten Gottfried Waldmann aus dem
benachbarten Wachendorf. Ein Sonderfall ist der Auftrag für Oberndorf, der einzige, für den
ein nahmhafter Stukkateur beigezogen wird, und für den ein über seinen Heimatbezirk hinaus
bekannter Maler, Johann Baptist Enderle, beauftragt wurde, so wie sich das eben ein
Augustinerkloster leisten konnte und wollte.

GROSSBAYER UND DENT

Zwanzig Jahre Zusammenarbeit

Als Großbayer und Franz Ferdinand Dent das erste Mal zu gemeinsamer Arbeit antraten,
da hatte der fünf Jahre jüngere Maler im Gebiet des Klosters Beuron (in Egesheim) und im
Fürstenbergischen (in Ringingen) schon um ihrer theologischen Problematik wegen sicher
beachtete und auch diskutierte Deckenfresken geschaffen, dazu Altarausstattungen etwa in
Reichenbach oder für die vielbesuchte Wallfahrtskirche auf dem Spaichinger Dreifaltigkeitsberg24
.

Aus dem Schatten des Riedlinger Malers Ignaz Wegscheider hatte er sich befreit, aber seine
Werke blieben saubere Handwerksarbeit ohne genialen Schwung, so wie das im Grunde auch
für die Bauten Großbayers gilt.

18 Zu Oberndorf: Hannmann,Steim (wie Anm. 1) S.43.

19 Wörner (wie Anm. 2) S. 109.

20 Wörner (wie Anm. 2) S. 264.

21 Wörner (wie Anm. 2) S. 109.

22 Wörner (wie Anm. 2) S. 109.

23 Jens-Uwe Brinkmann: Südwestdeutsche Kirchenbauten der Zopfzeit. Dissertation Köln. 1972.
S. 265 ff.

24 Albert Pfeffer: Franz Ferdinand Dent. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern 63 (1932) S. 30-52.

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