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Hans Albrecht Oehler

5 Gabriel Ignaz Thum: Abendmahl. Chorfresko. Pfarrkirche St. Martin. Hirrlingen. um 1772.
Foto: H.A.Oehler

mer hatten, so daß Apostelrunde und Klostergemeinde in enge Beziehung zueinander gesetzt
waren. Für das Deckengemälde im Sigmaringer Chor hatte von Ow die Perspektive so
verändert, daß die Abendmahlstafel von vorne unten gesehen wird, der Augenpunkt sich auf
die Fußbodenebene absenkt. Am deutlichsten zeigt sich das an den Schenkeln der U-förmigen
Tafel, die jetzt nicht mehr - von oben gesehen - nach vorn fallende Linien ergeben, sondern -
von unten gesehen - steigende. Die extrem gekrümmte Stellung des vor dem Tisch knienden
Schenken im Hirrlinger Bild ergibt sich daraus, daß er, trotz der Verschiebung des Blickpunktes
, wie bei Troger mit Haupt und Rücken unterhalb der Tischkante bleibt, während man
erwarten müßte, daß sein Kopf diese nun überragen würde. Der energische Hirrlinger Maler
übernimmt seine Tischordnung also aus zweiter Hand, biegt und glättet die Tafel so, daß sie
sich ins untere Halbrund seines Bildes fügt und stülpt darüber eine schön gemalte kassettierte
Kuppel nach dem weit verbreiteten Pozzoschen Modell40. Die beiden Elemente verschmelzen
zu einem geschlossenen Rundbild außergewöhnlicher Qualität und Geschlossenheit. Von Ow
hatte seinen Abendmahlsraum noch zum Himmel hin mit Wolken und schwebenden Engeln
im barocken Geschmack geöffnet, und die Stufen, die zur Abendmahlstafel führen, hinter
Rokoko-Muschelwerk, in dem die Personifizierung der himmlischen Liebe haust, aufsteigen
lassen41. Thums Bild ist ganz biblische Geschichte, wie sie im Klassizismus so gerne dargestellt

Anm. 15. - Zum Trogerschen Abendmahl vgl. Wanda Aschenbrenner, Gregor Schweighofer: Paul
Troger. Leben und Werk. 1965. S. 71 und Abb. 105.

40 Auch bei Troger: Vierungskuppel im Dom zu Brixen, dort inzwischen verschwunden. Vgl. Aschen-
brenner, Schweighofer (wie Anm. 39) Abb. 45.

41 Dreistufigkeit: Allegorie - Handlung - offener Himmel hat von Ow schon im Widmungsfresko der
St. Anna-Kirche in Haigerloch angewandt. Vgl. Hans Albrecht Oehler: Die Fresken der St. Anna-
Kirche in Haigerloch. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 28 (1992).


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