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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0093
Großbayer und die Maler

gegliedert, daß die Achsen des Bauwerks auch von außen den Rhythmus der Architektur
sichtbar machen45.

Die zwölf Zwickelbilder, die die drei Deckengemälde begleiten, geben hier in Frommenhausen
die zwölf Apostel wieder, auch hier die Hierarchie einhaltend, von Petrus und Paulus
im Chor ausgehend46.

GROSSBAYER UND ENDERLE
Geglückte Rettung

Großbayer galt als geschickter Baumeister, der Notwendigkeiten und Leistungen abzuschätzen
wußte, und der einspringen konnte, wo andere versagt hatten. Nicht umsonst hatte
ihn der Hechinger Fürst zu seinem Bauinspektor gemacht.

Für das Oberndorfer Augustinerkloster hatte er schon 1757 die - wie es seine Art war
schlüsselfertige - Lieferung eines Wirtschaftsgebäudes übernommen. Als nun eine halbe
Generation später beim Neubau der ganzen Anlage die angefangene Kirche buchstäblich ins
Wanken geriet, als die über einem Bach erbaute »Nordwand, die schon bis zur Mauerkrone
fertig war, sich zu senken begann und Einsturzgefahr drohte«47, rief man ihn zur Hilfe herbei.
Eine Kirche dieser Größenordnung, - der Bau ist ca. 50 Meter lang -, hatte er noch nie zu
betreuen gehabt. Sein Anteil läßt sich nicht feststellen. Doch: »Die Raumschöpfung ... muß
zweifellos als Werk Großbayers angesehen werden ... Ecken von umgreifenden Pilastern
überspielt,... flache Gewölbe mit Stichkappen, dreipaßförmiger, flachgedrückter Chorbogen,
Motive, die in ähnlicher Weise bei fast allen von Großbayer gebauten Kirchen wiederkehren
«48, zeugen dafür.

Sein alter Genosse Franz Ferdinand Dent verdankte ihm vielleicht den Auftrag, im
Refektorium »an den Wänden Porträts von Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Joseph II. sowie
von den als Stifter angesehenen Herzögen Albrecht und Friedrich von Teck«49 zu malen. Für
den Kirchenbau war der schon früher im Auftrag des Ordens tätige Donauwörther Maler
Johann Baptist Enderle verpflichtet worden, und mit ihm zusammen der aus Ettringen
stammende Stuckateur Andreas Hen(c)kel, der auch selbst als Baumeister bei vielen Kirchen
im Allgäu tätig gewesen war und immer wieder mit Enderle zusammengearbeitet hatte. Das
waren zwei Künstler, die in der allgemeinen Wertschätzung höher rangierten und auch teurer
bezahlt wurden, als das im Umkreis Großbayers angezeigt war, wenn es auch im Oberndorfer
Protocollum heißt, daß mit Enderle, der seine Arbeit 1776 im Chor begonnen hat, Accord ...
keiner geschlossen, weillen man von seiner Billigkeit (will sagen: Sinn fürs Angemessene, d.V.)
schon Uberzeugt wäre50.

Das Bildprogramm ist auch hier noch einmal ganz vom Geist des Barock bestimmt in der
Durchdringung von Irdischem und Überirdischem. Das große Thema der Erlösung wird
dargestellt in Chor (Ratschluß der Erlösung), Langhaus (Beginn) und über der Orgel
(Vollendung der Erlösung).

Der »Ratschluß der Erlösung« ist »eine theologisch-ikonographische Bezeichnung für die
Verbildlichung einer mystischen Betrachtung, nämlich der vorzeitlichen Willensbestimmung

45 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 41 f.

46 Irrtümlich wird als 12. Apostel der zugewählte Matthias benannt (der durch Paulus ersetzt ist), so daß
Matthäus fehlt.

47 Eckart Hannmann: Das ehemalige Augustinerkloster. Baugeschichte und denkmalpflegerische
Problematik. In: Augustinerklosterkirche - Kulturhaus der Stadt Oberndorf am Neckar. 1978. S. 13.

48 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S.43.

49 Hannmann (wie Anm. 47) S. 13. Die Fresken sind zerstört.

50 Karl Ludwig Dasser: Johann Baptist Enderle. 1970. S. 135.

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