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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0099
Großbayer und die Maler

DAS GROSSBAYER-HAUS IN HAIGERLOCH
Laudate Dominum

Nach dem Tode seines Vaters hatte Großbayer 1740 sein Elternhaus in der Haigerlocher
Unterstadt erworben61, in dem er aufgewachsen war, nun lebte, und in dem das Votivbild mit
der Schwarzen Madonna von Einsiedeln fast zwei Jahrhunderte lang verwahrt werden sollte.
Er, der reich gewordene Unternehmer, hat das Haus - vielleicht um 1772 - umbauen lassen62.
Es wurde ein Sandstein-Portal gesetzt und mit einer Marienstatue gekrönt. Vor allem aber
wurde die Fassade - für Haigerloch wohl ohne Beispiel - bemalt, und das nach einem recht
elaborierten Programm mit drei Themengruppen: Maria und die Heiligen bilden die Spitze
unter dem Giebel. Zwischen die Heiligen schieben sich sodann die Personifizierungen der
Großbayerschen Handwerke. Darunter werden die vier Jahreszeiten gesetzt, und dazwischen
mahnt eine Kartusche zum Gotteslob. Das Ganze wird dazuhin mit gemalten Eckpilastern
und Fenstereinfassungen im Rokoko-Geschmack verziert.

Die Gottesmutter mit dem Kind thront in der Giebelspitze, von einem Engel begleitet.
Wie bei den Rosenkranzbildern der Zeit üblich knien unter ihr der heilige Dominikus und eine
Dominikanerin. Er empfängt zwar nicht den Rosenkranz aus Marias Hand, trägt ihn aber
auffällig am Gürtel. Bei der Rosenkranzspende erwartet man als weibliche Heilige zunächst
Katharina von Siena. Aber die schöne Nonne im Giebel mit dem schwarzen Schleier des
Zweiten Ordens trägt nicht die Dornenkrone, sondern einen Kranz von Rosen auf dem
Haupte. Es ist die heilige Rosa von Lima, die bei der Rosenkranzspende gelegentlich an
Katharinas Stelle tritt63.

Die Gruppe, die von einem Wolkengebilde zusammengehalten wird, wird unter dem
Doppelfenster des dritten Obergeschosses von Joseph abgeschlossen, der an dem blühenden
Stab, auf den er sich stützt, als der Bräutigam Marias erkennbar ist. Die Gruppe hat unter der
Witterung sehr gelitten.

Besser erhalten sind die zwei Heiligen auf der Höhe des zweiten Stockwerks, beide von
drolligen Putti begleitet. Links steht Johannes von Nepomuk, der ja auch als Steinplastik des
in Haigerloch heimisch gewordenen Johann Georg Weckenmann den Brunnen auf dem nahen
Marktplatz besetzt, den Großbayer gebaut hat. Der Putto hält den Palmzweig des Märtyrers
und als Attribut des Heiligen das Schloß, das das Beichtgeheimnis symbolisiert, dessen
Bewahrung ins Martyrium führte.

Rechts steht in goldfarbenem Ornat und mit dem Bischofsstab der heilige Nikolaus, als
Greis mit ausladendem, gekräuseltem Bart. Ein draller Putto hält seine Mitra und auf einem
Buch die drei goldenen Kugeln, mit denen der Heilige nach der liebenswürdigen Legende drei
Jungfrauen zum Heiratsgut und damit zur Rettung ihrer Ehre verhalf.

Die Fenster dazwischen tragen als Grisaillen gemalte, also Stuck oder Stein nachbildende
gesprengte Giebel. Und diese Giebel ließ Großbayer in ihrer Kröpfung mit Personifikationen
der beiden Handwerke besetzen, die er gelernt hatte und auf die er stolz war. Links sitzt ein
kleines halbnacktes Baumeisterchen und hält Richtscheit und Winkelmaße hoch, rechts legt
ein kleiner Steinmetz mit Schlägel und Meißel letzte Hand an die Schwellung des Giebels, auf
dem er sitzt.

Darunter, im ersten Stockwerk, sind die vier Jahreszeiten dargestellt. Der Frühling trägt
einen Blumenkorb auf dem Kopf, der Sommer, vor der Sonne durch einen Strohhut geschützt,
eine Korngarbe im Arm und eine Sichel in der Hand. Der Herbst reitet als kleiner Bacchus mit
dem Tyrsusstab auf seinem Fäßchen und hält sein Glas hoch. Der Winter hat unter dem Zahn
der Zeit gelitten. Wen wundert es! Aber der Vogel, der ihm beigegeben ist, scheint ihn als

61 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 15.

62 Hannmann, Steim (wie Anm. 1) S. 17.

63 F.Tschochner: Rosa von Lima. In: Lexikon der christlichen Ikonographie. Bd. 8. Sp.286f.

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