Freiburger historische Bestände - digital

Großbayer und die Maler

Körperhaltung oder Gesichtsausdruck. Dagegen gibt es eine ganze Reihe von Übereinstimmungen
mit den Arbeiten aus der Werkstatt, die sich für uns mit dem Namen Ignaz Thum
umschreibt. Da ist die einfache Pose des Joseph, die der des Isidor in Hirrlingen oder des
Wendelin in Frommenhausen ähnelt. Die Jahreszeiten sind im Großbayer-Haus in ihrer
Auffassung denen verwandt, die im Hirrlinger Chor Brot und Wein symbolisieren, und die
Putten, die Johannes von Nepomuk und Nikolaus begleiten, könnten aus derselben Hand
stammen wie die, die den Hirrlinger Hochaltar rahmen. Vor allem aber zeigen die Heiligen am
Großbayer-Haus den charakteristischen Schattenfleck am Kinn, der zum Kirschmund führt,
und zum Teil auch die ungelenken Finger, wie sie in Hirrlingen und Frommenhausen
auffallen.

Hier eher also würde ich den Maler des Großbayer-Hauses vermuten. Und dafür scheinen
noch zwei Dinge zu sprechen: Erstens hat Großbayer ja in den Jahren 1770 bis 1772 mit Thum
in den nahen Dörfern zusammengearbeitet. Es hätte für ihn also nahegelegen, seinen privaten
Auftrag auch hier zu plazieren. Und zweitens kann man bei Malern aus dem Alpenland
Neigung und auch Anregung für ein solches Projekt vermuten, das im Land der Lüftelmaler
viel eher zuhause scheint, als im nüchternen Hohenzollern.

Jedenfalls entstand hier, und blieb uns glücklicherweise erhalten, ein Denkmal persönlicher
Frömmigkeit, das aber neben der Demut vor der Gottesmutter und der Nähe zu den Heiligen
Raum läßt für das Bürger-Selbstbewußtsein und den Meister-Stolz Großbayers.

99