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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0129
Die Kataloge der Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Beuron

2. DIE ENTSTEHUNG DER BIBLIOTHEKSKATALOGE

Die Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Beuron blieb nach der Säkularisation ihrem
Schicksal überlassen. Wie wir aus dem Vorbericht zum Katalog von Pfarrer Kohler, den er im
Dezember 1823 vorlegte, erfahren, stand diese bis zur Ankunft von Obervogt Karl Jakob
Schießle, der im Spätjahr 1817 sein Amt in Beuron übernommen hatte16, für jedermann
offen17. Hinsichtlich der hieraus resultierenden Konsequenzen schrieb Pfarrer Kohler in
seinem Bericht: Gemeine Lenthe nahmen nun, was ihnen unter die Hände kam, u[nd]gelehrte
das Bessere u[nd] Beßte1*. Die medizinischen Bücher hatte, wie wir aus dem Bericht ferner
erfahren, bereits der hohenzollern-sigmaringische Medizinalrat Franz Xaver Mezler
(1756-1812) übernommen19. Trotz dieser Verluste taxierte der Verfasser den Bestand der
damals in Beuron noch vorhandenen Bücher auf 17000 bis 18000 Bände20.

Von dem Zustand der ehemaligen Klosterbibliothek in Beuron hatte die Landesregierung
offensichtlich erst im Frühjahr 1820 erfahren, wie wir aus einem Erlaß vom 29. Februar
desselben Jahres entnehmen können. Darin heißt es: Man hat zu vernehmen gehabt, daß der
Zutritt zu der Closter Bibliothek hier jederman[n] offen stehe, daß einzelne Bücher von Werth
schon hinweggekom[m]en ... Das Obervogteiamt wurde angewiesen, einen Katalog über die
dort noch vorhandenen Bücher anzufertigen, ... damit darüber eine Verfügung getroffen
werden kan[n]2\

Obervogt Schießle führte in seinem Bericht vom 2. März 1820 hierzu folgendes aus:
Nachdem es übrigens für das Amt bei dem gegenwärtigen Geschäftsumfanges unmöglich wird,
die erforderliche Zeit zu Herstellung des Katalogs der noch vorhandenen Bücher auszumitteln,
so wagt man den gehorsamsten Vorschlag dahin zu machen, ob nicht hiezu der Pfarrverweser
Hohl, welchen die seelsorglichen Geschäfte ohne hin zu wenig Zeit rauben, hiezu verwendet
werden wollte22.

Pfarrverweser Hohl, der ganz und gar vom Geist der Aufklärung geprägt war, führte über
die ihm aufgetragene Arbeit mit Bericht vom 2. Juli 1820 der Landesregierung gegenüber aus:
In Hinsicht des Verzeichnisses der Bücher der hiesigen Bibliothek finde ich folgendes zu
bemerken: Es ist ein solcher Wust von alten Scarteken [= Ausschuß], faden Asketen, Prediger,
und Expositoren, und theologisch-skolastisch-thomistisch-scotistischen Traktaten vorhanden,
daß ein Jahr nicht hinreichen würde, alle diese im Staub begrabenen, und von Motten
angefressenen Himgburten herauszuwühlen, und zu verzeichnen. Niemand würde diesen
Unrath auch nur geschenkt annehmen; somit wäre das Verzeichnen derselben nutzloser als
Stroh zu dreschen. - Dagegen befinden sich in diesem Kothmeere noch viele, sehr werthvolle
und brauchbare theologische, patristische, juridische und geschichtliche Werke23.

Der Pfarrverweser schlug der Landesregierung deshalb vor: Nach meiner Meinung wäre es
zweckmäßiger, allein die guten Werke zum Verzeichnisse auszuwählen, und den übrigen
Quark seinem Schicksal, von dem er ohnehin nicht zu retten ist, zu überlassen. Ich glaube
daher, hierüber einer hohen Weisung entgegen sehen zu dürfen2*.

16 Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen Nr.9 vom H.Dezember 1817. S.202.

17 Wie Anm. 1; zit. unten S. 136; hierzu auch der Bericht des Obervogts Schießle vom 2. März 1820, zit.
bei Becker (wie Anm. 1) S. 125.

18 Wie Anm. 12; zit. unten S. 136.

19 Ebd. S. 134.

20 Ebd.

21 Wie Anm. 914.

22 Ebd. L 5.

23 Ebd. 16.

24 Ebd.

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