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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0172
Franz-Severin Gäßler

gestalterische Wandlung in eine straffe axiale Anlage20. Östlich der Stadt, am nordwestlichen
Ende des Langen Gartens, war ungefähr in Flucht vorhandener Gebäude das Palais der Fürstin
(1822) errichtet worden. Auf der südlichen wie auf der westlichen Seite der Ringstraße stehen
nun durch gleichmäßige Abstände voneinander getrennt, auf einer Fluchtlinie ausgerichtete,
traufständig ausgeführte, zweigeschossige Bauten.

1824 schuf Oberst von Hövel die neue Straßentrasse auf der linken Donauseite von der
Bauhofbrücke ab flußaufwärts als nördliche Umgehungsstraße; auf der gegenüberliegenden
Seite wurde von der Mühlenvorstadt flußabwärts ein hochwasserfreier Damm aufgeschüttet,
trassiert und als Allee parallel zur Donau nach Hedingen geführt21. Promenadenwege wurden
angelegt; sie erschlossen Mühlberg und Josephsberg in heute noch erhaltener Form und
dokumentieren ein neues Verhältnis zur Natur.

1.4. Residenzstädtische Verflechtungen

Die Merkmale einer Residenzstadt im 18. und 19.Jahrhundert beschränken sich nicht
allein auf das Gebiet innerhalb der Stadtmauern oder auf die Peripherie der Stadtbebauung,
sondern sie beziehen das Umland mit ein22. Das Schloß, das sich im Laufe der Jahrhunderte
aus der Burganlage entwickelt hatte, ragt weit sichtbar über die Stadt empor. Die Entwicklung
einer externen Schloßanlage in unmittelbarer Stadtnähe üeß die Topographie schwerlich zu
und war zudem funktional nicht notwendig. In seiner Höhenentwicklung und in seiner
Fassadenlänge brachte das Schloß den sozialen Status des Fürsten signifikant zum Ausdruck
und stand als pars pro toto für die allgegenwärtige Präsenz des Fürsten.

Für die Unterbringung der Zentralbehörden war 1815 nach Jahren der finanziellen
Konsolidierung mit dem Umbau des Fruchtkastens zum »Kavalierbau« begonnen worden23.
Der Fruchtkasten wurde zusammen mit dem Bauhof in der »Au« neu errichtet24. Die
Verwaltung stand damit räumlich in unmittelbarer Beziehung zum Residenzschloß.

In der Umgebung, in schnell erreichbarer Nähe, lagen Landschlösser: Schloß Krauchenwies
im Süden, das seit dem 17. Jahrhundert mit Unterbrechung als Residenz diente25 und den

20 Bei dieser Darstellung des Hofgartens könnte es sich um eine Idealisierung handeln, denn auf der
Lithographie von Dopfer, die Ende der 1830er Jahre entstanden war, ist von einer regelmäßigen
Gartenanlage nichts zu sehen.

21 Vgl. Hohenz. Volks-Zeitung (Donaubote) (1875), Nr. 154.

22 Zum Begriff Residenzstadt vgl. Busso von der Dollen: Der haupt- und residenzstädtische
Verflechtungsraum Koblenz/Ehrenbreitenstein in der frühen Neuzeit (Schriften zur rheinischen
Geschichte3). Köln 1975 S. lOff. und Seigel (wie Anm. 3).

23 Sowohl Walter Kaufhold-Rudolf Seigel: Schloß Sigmaringen und das Fürstl. Haus Hohenzol-
lern. Konstanz und Stuttgart 1966 S. 62, als auch Walther Genzmer (Hg.): Die Kunstdenkmäler
Hohenzollerns. Bd. 2. Stuttgart 1948. S. 309, sprechen den Vorgängerbau ausschließlich als Fruchtkasten
an. Das Aquarell von J. H. Bleuler aus dem Jahr 1815 (Abb. bei Max Schefold (Hg.): Hohenzollern in
alten Ansichten. Konstanz, Lindau, Stuttgart 1963. S. 73) zeigt deutlich dieses Gebäude mit dem westlich
vorgestellten runden Treppenturm im gleichen Zustand, wie ein Ölgemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
(Abb. bei Schefold: Ebd. S. 71). Beide Abbildungen zeigen die heute noch vorhandene Zäsur hinter
der dritten Fensterachse von Süden, die, bedingt durch die Lage der Fenster, einen Geschoßversatz
vermuten läßt. Ob das Gebäude in seinem gesamten Volumen als Fruchtkasten diente, bleibt fraglich,
zumal auch bei Follenweiders Aquatinta (Inv. bei Schefold: Ebd. S. 117) das Satteldach mit zahlreichen
Kaminen bestückt ist.

24 Vgl. Dorothea Muessle: Die räumliche und strukturelle Entwicklung der Stadt Sigmaringen in
preußischer Zeit. Zulassungsarbeit Tübingen. Masch. 1975. S. 17.

25 Vgl. Genzmer (wie Anm. 23) S. 214.

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