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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0173
Carlsplatz und Carlsstraße in Sigmaringen

Vorteil besaß, an einen weitläufigen Tiergarten anzugrenzen. Im Westen stand das Schloß
Inzigkofen, das umgebaute Amtshaus des säkularisierten gleichnamigen Klosters26.

In den Gebäuden des ehemaligen Klosters Hedingen errichtete Fürst Anton Aloys 1818
ein Gymnasium als Lehranstalt27.

Für die Erstellung eines allgemeinen Krankenhauses waren 1828 von Fürst und Erbprinz
30000fl. gestiftet worden. 1844 erfolgte die Grundsteinlegung auf dem nördlich der Donau
gelegenen Areal zwischen Mühlberg und Brenzkofen, und drei Jahre später war das Gebäude
bezugsfertig28. Zugleich war Sigmaringen militärisches Zentrum des Landes. Das Hohenzolle-
rische Leichte Infanterie Bataillon hatte 1830 das ehemalige Kloster Gorheim bezogen29.

1 .!. Sozialhygienische Topographie Sigmaringens im 1. Viertel des 19.Jahrhunderts

Einen hervorragenden Einblick in die städtebauliche Struktur, den sozialen Zustand und
die hygienischen Verhältnisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts gibt der »Versuch einer medizinischen
Topographie« Mezlers30. Für Mezler waren drei Faktoren für die Krankheitsbilder
der Bevölkerung entscheidend: Einerseits die mangelhafte einseitige Ernährung, andererseits
mangelnde Belichtung und drittens unzureichende Belüftung der Wohnungen31.

Für die beiden letztgenannten Faktoren nahm er für den ummauerten Stadtbereich eine
Differenzierung vor: Dem nördlichen Teil, der Bebauung unterhalb des Schlosses und dem
Straßenzug zwischen den beiden Stadttoren schrieb er eine »gesunde Lage« zu, da diese
Häuser Wind und Sonne ausreichend ausgesetzt seien32.

Den Gegensatz dazu bildet nach seiner Beschreibung der südliche Teil der Stadt, der durch
die Stadtmauer von den Winden abgeschirmt wird und auch, bedingt durch die Nordhanglage,
der Sonne weniger ausgesetzt ist. Zusätzliche Belastung erfahren diese Häuser durch das
Auftreten von Quellwasser, so daß sie zum Teil stark durchfeuchtet waren. Die schlechteste
Lage innerhalb des Stadtberings teilte er darum den Gebäuden zu, die direkt an die Stadtmauer
im Süden anschlössen.

Subjektiv dürfte in diese Wertung auch das Erscheinungsbild der Gebäude eingeflossen
sein. Die Häuser im südlichen Bereich der Stadt werden durch ihre niedrige und »oft
schiefwinklige« Gestalt und ihre kleineren Volumina im Vergleich zur Bauweise des nördlichen
Teils der Stadt den negativen Eindruck unterstützt haben. Kritik wird weiter geübt an
den Wohnungsgrundrissen, d.h. an Wohnungen, die untereinander nicht separiert und mit
eigenen Eingängen versehen waren, sondern nur über andere Wohnungen erschlossen werden
konnten33.

Die Hygiene im öffentlichen Bereich muß teilweie katastrophale Ausmaße erreicht haben.
Zwar waren die Straßen und Gassen zum Teil gepflastert, sie mußten jedoch den gesamten

26 Das Gebäude diente ab 1811 der Fürstin Amalie-Zephyrine als Wohnsitz; vgl. Otto H. Becker: Das
Kloster Inzigkofen nach der Säkularisation. Etappen einer Auflösung. In: Beiträge zur Landeskunde.
Regelmäßige Beilage zum Staatsanzeiger für Baden-Württemberg 6 (1984) S. 12; in späteren Jahren war es
beliebter Aufenthaltsort des Erbprinzen (Carl Anton); vgl. Karl Theodor Zingeler: Karl Anton von
Hohenzollern. Ein Lebensbild nach seinen hinterlassenen Papieren. Sigmaringen 1884. S.47.

27 Vgl. Kuhn-Rehfus (wie Anm.2) S. 171.

28 Vgl. Josef Mühlebach: Zur Geschichte des Fürst-Carl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen. In:
Hohenz. Heimat29 (1979) S.2.

29 Vgl. Kuhn-Rehfus (wie Anm.2) S. 189.

30 Franz Xaver Mezler: Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Sigmaringen. Freiburg
1822; Mezler (1756-1812) war Medizinalrat und Leibarzt des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen;
vgl. Dienerbuch. Auf die Zeitspanne von zehn Jahren, die zwischen dem Tod Mezlers und dem
Erscheinen seiner Publikation liegt, soll hier ohne weiteren Kommentar hingewiesen werden!

31 Vgl. Mezler (wie Anm. 30) S. 3ff.

32 Vgl. ebd. S. 167.

33 Vgl. ebd. S. 44 ff.

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