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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0174
Franz-Severin Gäßler

Unrat aus Landwirtschaft und Handwerk und ebenfalls häusliche Abfälle aufnehmen. Hauptursache
waren die Misthaufen, der Viehbetrieb und der Mangel an ausreichend dimensionierten
und konstruktiv funktionsfähigen Dohlen, im eigentlichen Sinne aber wohl das Desinteresse
der Bevölkerung und der »Polizei«.

Die Wasserversorgung der Stadt wird ebenfalls als ungenügend beschrieben34. Die Brunnenstube
im »Wendel« war - wie Mezler berichtet - schlecht gefaßt, so daß bei Schlagregen
regelmäßig mit »trübem Wasser« zu rechnen war. Diese Quellfassung versorgte den Marktbrunnen
, der der einzige Brunnen innerhalb der Stadt war, mit Wasser. Die Zuleitung erfolgte
über »Teichein«, die hauptsächlich oberirdisch geführt wurden, oft verfault und undicht
waren und bei Hochwasser, da sie den reißenden Fluten der Donau ausgesetzt waren, meistens
von diesen weggerissen wurden. Mitschuld an den verheerenden Ausmaßen der Donauüberschwemmungen
gab Mezler dem Donauwehr, das unterhalb des Schlosses lag. Dieses Wehr
war für den Mühlenbetrieb erforderlich. Eine Donaukorrektur zum Schutz der beiden
Vorstädte sprach Mezler in seinem Werk latent an35. Er bemängelte weiterhin die Abnahme
des Waldbestandes und die Tatsache, daß mit Ausnahme der Allee nach Hedingen keine
Straße schattenspendenden Baumbestand aufwies36.

Die soziale Unausgewogenheit beschrieb Mezler mit der Erwähnung der Besitzverhältnisse
in Sigmaringen37. Ungefähr die Hälfte der Gemarkungsfläche befand sich in bürgerlichem
oder städtischem Besitz. Von ungefähr 8000Jauchen Gesamtfläche waren dies etwa
3800 Jauchert. Diese Fläche teilte sich in ca. 2000 Jauchen Wald und 1800 Jauchen Wiesen und
Ackerland. »Fünf oder sechs Familien«, die zudem noch Wirtschaften oder Handel betrieben,
besaßen »einen sehr großen Teil« dieser verbleibenden Acker- und Wiesenflächen und
erreichten dadurch eine gewisse Monopolstellung innerhalb der Stadt.

Mezler formulierte bezüglich der Wohnhygiene Kriterien, die in der Auseinandersetzung
um den Stadtbauplan wieder auftauchen sollten, ohne expressiv verbis genannt zu werden.
Der direkte Bezug auf Mezler zurück läßt sich nicht nachweisen. Mit der Schilderung und
Aufzählung unbeschönigter Fakten und der Darlegung der Zusammenhänge zwischen persönlicher
Lebensgestaltung und äußeren Einflüssen hatte Mezler konkrete Richtlinien gegeben
für den Ansatz von Änderungen und Ordnungsmaßnahmen, die primär von der Regierung in
Angriff genommen werden mußten. Es dürfte schwer zu verneinen sein, daß Mezlers Werk
Richtlinien für Reformen gesetzt hat und fähig war, Impulse hierfür zu geben.

2. DER STADTBAUPLAN VON 1836

2.1. Entstehungsprozeß

Direkter Anlaß für Regulierungsmaßnahmen im Bereich der Residenzstadt war der
geplante Wiederaufbau von Häusern an der Stelle abgebrannter Gebäude (Geb.-Nr. 76, 77, 80,
126)38. Die Landesregierung berief im November 1825 eine Kommission, die aus dem
Regierungsrat Vögel und dem technischen Referenten Oberst von Hövel bestand. Mit
gleichem Beschluß wurde festgelegt, daß Gebäude, die innerhalb der Stadt neu erbaut werden,
traufseitig zur Straße stehen sollten39; der Abstand zwischen den Giebelseiten benachbarter

34 Vgl. ebd. S. 56ff.

35 Vgl. ebd. S.5f.

36 Vgl. ebd. S. 6f., S. 13 und S. 23.

37 Vgl. ebd.S. 150ff.

38 Vgl. StAS Dep. 1, Akten Nr. 1156 bzw. StAS, Ho 199, Akten Nr. 278, vgl. Karte 5.

39 Das neue Rathaus, das 1826 anstelle des Vorgängerbaus errichtet worden war, stand traditionell
giebelständig und entsprach damit keineswegs der 1825 aufgestellten Forderung nach traufseitiger
Stellung; diesen Widerspruch hatte bereits Muessle (wie Anm.24) S.20 bemerkt. Gründe für die

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