Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0215
Besprechungen

Geographisch läßt sich das Gebiet noch relativ leicht fassen, indem man seine Grenzen
ungefähr mit denen des heutigen Landkreises Konstanz gleichsetzen kann, wobei der Schweizer
Anteil am Hegau, die Gegend um Schaffhausen, nicht vergessen werden darf. Worin aber
liegt das Gemeinsame, was konstituiert die - historischen - Zusammenhänge dieser Landschaft
? Ende des 8. Jahrhunderts wird der Begriff Hegau erstmals in mehreren sankt-gallischen
Urkunden faßbar. Damals bildete der Hegau eine Grafschaft. Bald jedoch zersplitterte die
Grafschaft, und ihre Teile erlebten eine eigenständige Geschichte, ohne daß die Verbindungen
verloren gegangen wären. Um die historische Entwicklung des Hegaus oder besser seiner
einzelnen Teile kreisen die Aufsätze Bemers.

In dem Aufsatz über die »Aufhebung des reichsritterschaftlichen Kantons Hegau-Radolf-
zell« von 1955 erfährt der Leser zunächst Wichtiges über die Organisation des Kantons,
insbesondere auch zu Schicksal und Bedeutung seines Archivs. Gerade im deutschen Südwesten
besaß die Reichsritterschaft als habsburgische Klientel eine besondere Bedeutung, und
auch im Bodenseegebiet entwickelte sich ein eigener Kantonalgeist. Im Laufe der Jahrhunderte
entstand ein kompliziertes und nicht immer unproblematisches Verhältnis zwischen Reichsritterschaft
, Habsburg, anderen Territorialherren, Reichsstädte inbegriffen, und Untertanen auf
dem Boden der Verfassung des alten Reiches. Dieses filigrane Gewebe wurde bekanntlich
durch den Federstrich Napoleons zerschnitten. Die Entwicklung der Reichsritterschaft bis zur
Mediatisierung, die sie ohnmächtig über sich ergehen lassen mußte, wird von Bemer in immer
noch vorbildlicher Weise am Beispiel der Hegauer Ritterschaft skizziert.

Einen Beitrag zur Geschichte der Landgrafschaft Nellenburg und ihren verworrenen
Territorial- und Rechtsverhältnissen, die in vielerlei Hinsicht typisch für das Verfassungsge-
füge des alten Reiches sind, stellt der folgende, erstmals 1959 in dem Sammelband von
Friedrich Metz über Vorderösterreich veröffentlichte Aufsatz dar. Der Leser gewinnt hier
einen ausgezeichneten Überblick über die komplizierten Verhältnisse der Landgrafschaft,
auch wenn naturgemäß im Lichte der neueren Forschung manches differenzierter darzustellen
wäre. So mußte beispielsweise beim damaligen Forschungsstand eine genauere Darlegung der
Verwaltungsorganisation unterbleiben, denn erst die Arbeiten Franz Quarthals schufen
hierfür eine Grundlage.

Eine wichtige Ergänzung erfährt der Beitrag in der anschließenden Abhandlung über den
»Hegau«. Das im Mittelalter bestehende Kräftefeld zwischen den Mächten im Hegau, dem
Bischof von Konstanz, dem Fiskus Bodman und den Grafen von Nellenburg, wird skizziert.
Auch werden die genealogischen Verbindungen zwischen den Grafen von Nellenburg und
denen von Veringen, die im vorangegangenen Aufsatz unberücksichtigt blieben, angesprochen
. Eine Übersicht über die frühneuzeitlichen Herrschaftsverhältnisse im Hegau und in der
Landgrafschaft Nellenburg, auf die Habsburg landeshoheitliche Ansprüche erhob, ohne sie
indes vollständig durchsetzen zu können, rundet das Bild ab. Nicht unerwähnt ist zu lassen,
daß in den beiden zuletzt genannten Beiträgen die Verfassung zweier bedeutender Städte des
Hegaus, nämlich Stockach und Radolfzell, und deren Stellung innerhalb des Territoriums
beleuchtet wird.

Eine weitere Stadt, Schaffhausen, und ihre Beziehung zum Hegau werden in einem eigenen
Beitrag untersucht. Entscheidend war für Schaffhausen seit dem ausgehenden Mittelalter bis
ins 19. Jahrhundert die enge Beziehung zur Ritterschaft. Insbesondere wird die Bedeutung der
Stadt in der frühen Neuzeit im Kräftefeld Habsburg - Württemberg - Eidgenossenschaft
herausgearbeitet, denn die Stadt respektive einer ihrer Bürger, Heinrich von Klingenberg, war
in die Ereignisse um den Übergang des Hohentwiel an Württemberg involviert.

Die folgenden Aufsätze betrachten unter verschiedenen Aspekten die Region; so werden
der Hegau als Wanderland oder die Gemeinsamkeiten des Bodenseeraums in Vergangenheit
und Gegenwart vorgestellt, um schließlich auf die Kulturdenkmale im Hegau einzugehen. Die
Historie wird in allen Beiträgen gebührend berücksichtigt.

Ein eigener Abschnitt des Sammelbandes ist Singen und dem Hohentwiel gewidmet.

213


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0215