Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0221
Besprechungen

Tagelöhner zählten und nur noch ein Drittel als eingebürgerte Vollbauern gelten konnten.
Diese innerdörfliche Situation führte zu erheblichen sozialen Spannungen zwischen Tagelöhnern
und Vollbauern, die aber im gemeinsamen Widerstand gegen die Obrigkeit immer wieder
neutralisiert bzw. kanalisiert werden konnten.

Die feudale wirtschaftliche Belastung der Landschaft durch die Reichsstadt betraf eine
ohnehin ärmer werdende Bevölkerung, der Wirtschaftszwang - Agrarüberschüsse mußten
dem städtischen Markt zur Verfügung gestellt werden, die Landbewohner waren gezwungen,
städtische Handwerker zu beschäftigen - schränkte die persönliche und gemeindliche Selbstbestimmung
erheblich ein. Die zusätzliche Belastung, die die Kriege des späten 17. Jahrhunderts
für das Rottweiler Umland bedeutete, brachte das Faß erstmals 1684 zum Uberlaufen.
Die Wortführer des bäuerlichen Widerstands entstammten sämtlich der Mittel- und Oberschicht
der Vollbauern, die übrigens auch die Gerichte und Dorfämter monopolisiert hatten.
Ihnen gelang es auch, die Dorfarmen und Tagelöhner in ihren Widerstand gegen das städtische
Regiment hineinzuziehen oder zu zwingen.

Wie in anderen Territorien wird eine starke Verrechtlichung des Konflikts zwischen
Herrschaft und Untertanen deutlich: der Streit wurde an den obersten Reichsgerichten durch
Vermittlung gelehrter Advokaten moderat und rational - und für die bäuerliche Seite immer
wieder erfolgreich - ausgetragen. Die Teilerfolge beruhten auf einer prinzipiellen Kompromißbereitschaft
beider Seiten. Gewaltsame Auseinandersetzungen wurden womöglich vermieden
- nur einmal in der Niedereschbacher »Bauernschlacht« 1699 kam es zur blutigen
Eskalation -, aber der bewaffnete Austrag stand doch immer als Option drohend im
Hintergrund. Gegen Ende des Alten Reiches zeichnete sich in der gemeinsamen Beratung der
Landschaft eine Tendenz zum »Landtag«, zur Entwicklung landständischer Strukturen ab,
was dann aber durch die historische Entwicklung erledigt wurde.

Weber ist eine in ihren einzelnen Aussagen überzeugende Fallstudie gelungen, die durch
ihre Einbettung in die allgemeine Forschungslage ihre über die Region hinausreichende
Bedeutung erhält. Der teilweise überbordende Änmerkungsapparat stört gelegentlich den
Lesefluß, entschädigt aber immer wieder durch interessante Informationen am Rande. Der
zweibändigen Arbeit dürfte ein wichtiger Rang in der Historiographie des bäuerlichen
Widerstands im Alten Reich zufallen.

Bollschweil bei Freiburg Casimir Bumiller

Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen. Hg. im Auftrag der
Stadt Engen von Herbert Berner. Bd. 2. Sigmaringen: Jan Thorbecke 1990. 526 S., 71 Abb.

Sieben Jahre nach dem ersten Band, der die naturräumlichen, siedlungsgeschichtlichen und
topographischen Grundlagen geliefert hat, ist ein weiterer Band der Engener Stadtgeschichte
erschienen. Er umfaßt die Zeitspanne vom hohen Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert, also
von den Herren von Hewen, die um 1150 die Burg Hohenhewen bauen und für Engen
hundert Jahre später die Stadtrechte erlangen. 1399 werden die Grafen von Lupfen Ortsherren
, 1583 die Marschälle von Pappenheim und 1640 die Grafen von Fürstenberg.

Dieser Band der Engener Stadtgeschichte ist ein Strauß von 25 Beiträgen, den der Historiker
Herbert Berner, der frühere Stadtarchivar von Singen, kenntnisreich zusammengetragen
hat. Elf der Aufsätze oder zwei Fünftel des Werks stammen aus dem Nachlaß von Alois
Baader (1899-1977), Rektor in Engen, und aus den Quellen schöpfender Heimatforscher. Sein
Interesse galt vor allem der Kirchengeschichte, insbesondere dem Dominikanerkloster
St. Wolf gang und dem Kapuzinerkloster; er lieferte aber auch eine Geschichte der Hinrichtungen
im 18. Jahrhundert, der örtlichen Apotheke und der Engener Post. Die anderen Beiträge

219


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0221