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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0201
HANS ALBRECHT OEHLER

Synagoge oder Fides ?

Zu Johann Georg Weckenmanns Haigerlocher Altarfiguren

Unter dem Eindruck des Zwiefaltener Kirchen-Neubaus ließ Fürst Joseph Friedrich von
Hohenzollern Sigmaringen in den Jahren 1753-1755 in seinem Residenzstädtchen Haigerloch
sozusagen ein Zwiefalten in verkleinertem Maßstabe* entstehen: für die Heilige Anna als er
ihre uralte Bildnuß in einem zerfallenen Kirchlein gesehen2, und zu Ehren der Unbefleckten
Empfängnis Maria. Wem der Plan für den Bau zu verdanken ist, diese Frage bleibt noch
unbeantwortet. Mit der Ausmalung wurde der Sigmaringer Andreas Meinrad von Ow
beauftragt, dem Joseph Friedrich schon vor Jahren als blutjungem Maler den Schmuck der
Haigerlocher Schloßkirche anvertraut hatte3. Vorbild für die Altarausstattung für die neue
St. Anna-Wallfahrtskirche wurden die Arbeiten des berühmten Johann Michael Feichtmayr,
die der Bauherr in Zwiefalten kennengelernt hatte. Als Bildhauer, und das bedeutet vor allem
auch für die vier großen Altarfiguren, verpflichtete er den jungen Johann Georg Weckenmann,
den er damit ganz für Haigerloch und für seine vielfältigen Projekte gewann4.

Der Aufbau des Hochaltars der Haigerlocher St. Anna-Kirche zeigt am deutlichsten die
Abhängigkeit von Zwiefalten. Hier wie dort tragen quergestellte Sockel zu beiden Seiten des
Altars bunte Stuckmarmorsäulen mit vergoldeten Kapitellen. Zwischen verkröpftem Gebälk
und Kranzgesims vermitteln auffällige vergoldete Konsolen. Nur genügten für den intimen
Haigerlocher Kirchenraum zwei - statt drei - Säulenpaare, und darüber leichte Voluten an
Stelle der aufwendigen Architektur des Altarauszuges in Zwiefalten. Beide Altarbauten
werden eingehüllt von roten Stuckdraperien. Putti breiten sie nach den Seiten hin aus und
helfen so mit, den Übergang zu schaffen zu den Portalen, die sich rechts und links öffnen, und
zu den polimentweißen Figuren, die diese bekrönen. Denn Zwiefalten besitzt einen sogenannten
Opfergangsaltar, dessen Pforten den Durchgang zu einem weiteren rückwärtigen Opfertisch
ermöglichen. Der Haigerlocher Altar übernimmt diese Form, obwohl keine entsprechende
liturgische Funktion dies fordert.

Als Assistenzfiguren für die Portale des Zwiefaltener Hochaltars hatte der große Riedlinger
Bildhauer Johann Joseph Christian, dem Weckenmann viel verdankt, und mit dem er
vielleicht in Zwiefalten zusammengearbeitet hat5, 1754 ein Statuenpaar geschaffen, das das
Alte und das Neue Testament, den Alten und den Neuen Bund Gottes mit der Menschheit, die
Synagoge und Ecclesia, die Kirche, personifiziert. Rechts, auf der Epistelseite, zeigt die

1 Walther Genzmer: Die Wallfahrtskieche St. Anna in Haigerloch. In: Schwäbische Heimat. 6 (1955)
S.206f.

2 Sebastian Sailer: Lehrend- und Bittende Großmutter des Christenthums Heilige Anna... (Einweihungspredigt
zum Annafest 1757). Rottweil o.J. S.6. Gekürzt nachgedruckt: Marquard Guide: 200 Jahre
St. Annakirche in Haigerloch. In: Hohenzollerische Heimat. 5 (1955) SS. 22-25, 42-43, 56-57.

3 Hans Albrecht Oehler: Die Deckenfresken des Andreas Meinrad von Ow in der St. Anna-Kirche in
Haigerloch. In: Zs. f. Hohenzollerische Geschichte. 28 (1992) S. 149-163.

4 Ulrike Elisabeth Weiss: Johann Georg Weckenmann (1727-1795). In: Zs. f. Hohenzollerische
Geschichte. 28 (1992) S. 67-147.

5 Weiss (wie Anm. 4) S. 81 f.

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