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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0030
St. Fidelis

fürs erste als Waffen dienen. Die Überrumpelung der österreichischen Soldaten gelang zwar
weitgehend, doch trotz weiterer Anfangserfolge sollte der Aufstand noch 1622 scheitern.
Damit waren allerdings die Auseinandersetzungen noch nicht beendet. Abwechselnd besetzten
in den folgenden Jahren französische und spanisch-österreichische Truppen Graubünden.
Doch am Ende konnte Graubünden im Laufe des Dreißigjährigen Krieges seine Unabhängigkeit
im alten Umfang wiedererlangen.

Zu den ersten Opfern des Palmsonntages 1622 gehörte Fidelis. Nachdem er am Morgen in
Grüsch gepredigt hatte, wanderte er hinauf nach Seewis, um auch dort Gottesdienst zu halten.
Der Predigttext war unmißverständlich: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Begleitet wurde er
von einem Hauptmann und 25 Soldaten. Dies ist im Nachhinein nicht nur ein eindrückliches
Symbol für die enge Verbindung der Mission im Prättigau mit der militärischen Macht,
sondern - da Fidelis von den konkreten Aufstandsabsichten der Seewiser sicher nichts wußte -
auch ein deutliches Indiz für die ablehnende Haltung der Prättigauer den Kapuzinern
gegenüber. Nachdem man aus der Ferne die Explosion der Munitionsvorräte der österreichischen
Soldaten in Schiers gehört hatte, kam es in der Kirche noch während des Gottesdienstes
zu Tumulten, in deren Verlauf sogar ein Schuß auf Fidelis abgegeben wurde. Fidelis eilte
nach draußen, wo er sah, daß die Prättigauer über seine militärische Begleitung herfielen. Die
Soldaten flohen, Fidelis folgte ihnen, doch es war zu spät. Ein junger Mann holte ihn ein und
versetzte ihm einen Hieb. Weitere Bauern kamen hinzu. Sie schlugen und stachen auf ihn ein,
bis er tot zusammenbrach. Seinen Leichnam ließen sie liegen, erst am folgenden Tag wurde er
auf dem Friedhof von Seewis bestattet.

DOKUMENTE'

Jörg Strammer, Stadtschreiber zu Sigmaringen, entleiht von dem Oberpfleger der
beiden Grafschaften Sigmaringen und Veringen Thussin Raye (Großvater des
Fidelis) 20 Gulden, 6. April 1558 (StAS Ho 80 U 1558 April 6)

Ich Jörg Strommer, derzeit Statschreyber zu Sigmaringenn, Bekenn offennlich vnnd thue
khundt allermenigklich mit disem brieue vnnd aigner Hanndtschrifft, das mir der Ersam
Thussin Rayee Als verordnetter Oberpflegere beder Grafschafften Sigmaringen vnnd Förin-
gen In[n] nam[m]en vnd vf gehaiß deß Wolgebornen Herrn Herrn Carln Grauen zu
Hohennzollern vnnd Sigmaringen, Herr zu Haygerloch vnd Wörstain, Erb-Chammerer,
Röfmischer] Kayfserlicher] M[ajestä]t [etcetera] Rath vnnd HofPresident [etcetera], Meins
gnedigen Herrn, tugenntlich vnnd freundtlich dargeraicht, furgestreckt vnnd gelihen hat
Zwaintzig guldin inn Müntz dises Lannds wherung, Die Ich allso baar vonn Ime empfanngen

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des Editors sind mit [...] gekennzeichnet, Textverluste der Vorlage mit /.../. Soweit Textverluste rekonstruierbar
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