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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0072
St. Fidelis

disputirliche Sachen an die hand nemmen / vnd wo möglich / ein vergleichung / oder zum
wenigsten ein erörterung treffen wolle: So habend doch die Commissarii nichts darvon hören
wollen / sondern die Ehrengesandten wider zu ruck nach hauß gewiesen / mit der angehengten
bedrowung / es werde einem hochloblichen Hauß Oesterreich seine iura vnd gerechtsame zu
manuteniren an mitlen nit erlangen. Alles geschehen zu Imbst den 15.(25.)Octobris 1621.

Under dessen ist grad den andern tag den 16.(26.) Octobris / 1621. das Oesterreichische
volck in grosser mänge zu roß vnd Füß in das Under Engadyn gefallen / an dreyen orten
grimmiglich angegriffen / vnd den 17.(27.) darauff in aller frühe durch das Montafuner thal in
das ClosterGricht eingebrochen / in die 200 häuser vnd Städel geplündert / vnd verbrennt / ein
grossen raub von viech vnnd narung auß der Montafuneren / als iren nechsten Nachtbaren
anleitung / auch andern mobilien weggetrieben / vnd also in eusserste armut vnd elend die
armen leut gestürtzet vnd gebracht.

Wiewol nun die redlichen Leut so wol in dem vnderen Engadin / als Zehen Grichten Pundt
den Feind vielmahlen angegriffen / geschlagen / vnnd in die flucht getrieben: So haben sie
doch endtlich / weiln von ihren benachbarten kein hülff kommen / die vornembsten Herren
im Landt wegen der Spannischen vnd Oesterreichischen auffsatzen vnd Practicken sich
reteriren, vnd hiemit ihr Haab vnnd Gütter / Hauß vnd Hoff / auch den gmeinen redlichen
Pundtman wider ihren willen nothwendig verlassen müssen / sich der erbermd ihrer feinden
vnderworffen.

Ist also in diesem Monat an seyten Ertzhertzog Leopoldi das Prettigäw / vnd vnder
Engadin / an seyten aber Spannien die Grafschafft Cleven / in die Dienstbarkeit gerahten. Die
vbrigen Gmeinden aber beyder Pündten / haben sich theils durch die Practicken der vntrewen
Landtkindern / theils auß forcht der Waffen / theils auch / weiln den Rhaetischen Papisten
grosse Promessen geschehen / in ein schmähliche / vnd bey der lieben Posteritet vnverant-
wortliche Capitulation eingelassen / in denen sie sich nicht allein ihrer Erblendern vnd
vereydeten Mittpatrioten entziegen / sondern auch der vbermütigen Spannischen Nation / zu
stabilierung der langgetraumbten Monarchey / den Paß auff Teutschlandt ewigklich verlobt
vnd versprochen. Vnder zwischen hat man die armen Landtleut disarmirt, Blockhäuser
gebawen / Sie ihrer Herrschafften / Landen / vnd Leutten / in Teutschen vnd Welschen
Landen / so sie sampt den anderen 2 Pündten mit einandern biß dahin löblich besessen / sampt
allem deren orthen habenden Einkommens de facto beraubet: Das Exercitium Evangelischer
wahrer Religion auffgehebt / die vbung der Papistischen eingeführt: Evangelische Bücher
verbrennt / die Praedicanten theils gefangen / theils verjagt / also das in kurtz darauff
volgenden tagen siebentzig fünff Evangelische Kirchen deß worts Gottes / ihrer armen Seelen
speiß beraubet / vnd auff mancherley weiß das arme Landtvolck mit vnerhörter tyranney vnnd
geübten muthwillen geplaget worden.

Nach auffgerichter Capitulation sind gantz schnürrichtig dem innhalt derselben zuwider /
nicht allein die gmeinden / ihrem versprechen nach / deß frembden Kriegßvolcks nit entlediget
/ die Grafschafft Cleven eingeraumbt / die freye vbung der Religion nicht erstattet / die
genomne Waffen nicht restituirt, sondern dieselben sind auch noch vber das hinweg in das
Oesterreichisch Landt geführt worden.

[...]

[S.25][...]

Und wiewol Ihr Hochfürstl. Durchlt. Ertzhertzog Leopoldus ihre Persone / Weib / vnd
Kinder / Haab vnd Gütter in dero gnädigsten Schutz auffgenommen / vnd sie nach aller
müglichkeit zu schützen durch einen Reverß versprachen: So ist doch aller erst die vnerhörte-
ste Tyranney an den armen wehrlosen vndertruckten Leuten verübet worden. In dem die
Landtsknecht die armen Bawren von einem Orth an das ander gleich den Pferdten geritten /

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