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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0083
St. Fidelis

Offiziere war auch beim Prättigauer-Aufstand dabeigewesen. Dabei war er überfallen, jedoch
nicht getötet worden und hatte gesehen, wie man den Pater Br. Fidelis bestattet hatte. Einige
Zeit später wurde er durch göttlichen Beistand und die Verdienste der allerseligsten Gottesge-
bärerin auf wunderbare Weise von den Fesseln befreit. Er rettete sich durch jäh abfallende und
mächtige hohe Berge in die Freiheit und zeigte später den Kapuzinerbrüdern den Bestattungsplatz
. Der Herr Graf von Sulz begleitete unmittelbar hinterher zu Fuß den Leichnam mit
entblößtem Haupt und religiöser Andacht. Ihm folgten die Hauptleute, einige Churer Bürger
und katholische Rätier, hinter ihnen die militärische Schutztruppe mit Trommeln, Pfeifen und
Fahnen, die in der Luft flatterten.

20. Gleich beim Einmarsch in die Stadt läuteten alle Glocken der Kathedrale, beim Betreten
der Kirche setzte Orgelspiel ein, und einer der hochwürdigen Herren Kanoniker hielt auf der
Kanzel eine halbstündige Predigt. Nach der Ansprache wurde der Leichnam in die Krypta
hinuntergetragen und dort erneut der Erde anvertraut. Unterdessen sangen die hochwürdigen
Herrn Kanoniker im Wechselgesang mit der Orgel den Hymnus »Te Deum laudamus«.

21. Als der selige Pater Fidelis schon mit dem Maryrium gekrönt worden war, erschien er
einem heiligmäßigen, hochwürdigsten Abte des Ordens des heiligen Benedikt [= Placidus
Vigell], der mit Pater Fidelis sehr befreundet gewesen war, wie dies nach der eigenhändigen
Bezeugung dieses Herrn Abtes, datiert mit dem vierten Januar 1623 im Kloster Bregenz
[= Mehrerau], feststeht. Denn nach dem Festtag des heiligen Evangelisten Markus sah er im
Traum zwei Kapuzinerpatres in ein leuchtendes Gemach zu sich eintreten. Beim ersten
Anblick bemerkte er lediglich einen Lichtschein und einen strahlend hellen Glanz; dadurch
erschreckt, überlegte er, was dies sein könnte. Da erkannte er den Pater Fidelis. Voller Freude
lief er ihm entgegen und rief laut: »Oh, der Pater Fidelis kommt!« Und er versuchte, dessen
Gewandsaum zu küssen. Aber jener zog die Tunika zu sich, wie wenn er sich mit dem ganzen
Körper auf die Erde niederbeugen wollte, und sagte kein Wort, als ob er denken würde, daß es
unschicklich sei, vom Abt angesprochen zu werden; und so verschwand er wieder. Der Abt
wußte noch nicht, daß der Pater getötet und mit dem Martyrium gekrönt worden war. Am
Morgen schilderte er die Begebenheit den andern Mönchen und sagte: »Ich glaube, daß unser
Pater Fidelis den Märtyrertod gestorben ist ...«

[6. Kapitel: Von einigen Wundern, die sich nach dem Tode von Pater Fidelis ereignet haben]

ERSTES WUNDER

22. Apollonia, die Gattin des Stadtammanns von Feldkirch, fand beim Pater Fidelis als
Beichtvater und geistlichem Führer zeit seines Lebens stets eine ausgezeichnete Zuflucht und
folgte ihm auch nach seinem Martyrium mit ihrer besonderen Verehrung. Die Frau hatte
bereits ihr zehntes Kind geboren, und stets geriet sie vor, während und nach der Geburt in
eine lebensgefährliche Krankheit, so daß sie schon mehrfach für tot erklärt worden war;
dennoch konnte sie mit Heilmitteln immer wieder befreit werden. Als sie daher erneut
schwanger war und »ihre Tage schon erfüllt waren, um zu gebären«, empfahl sie sich dem
seligen Pater Fidelis als ihrem besonderen Schutzpatron. Sie ging nach christlichem Brauch zur
Beichte und zur heiligen Kommunion, kehrte dann nach Hause zurück und bat, daß ihr ein
kleiner Becher gebracht werde, aus dem der Pater Fidelis gewöhnlich trank; sie wolle daraus in
frommer Gesinnung eine Suppe und dann einen Trank einnehmen. Danach konnte sie in Tat
und Wahrheit sagen: »Vergessen sind die früheren Nöte, denn sie wurden verborgen vor
meinen Augen«. Es überkamen sie nämlich die Wehen nur leicht und in sehr erträglicher
Weise. »Das Frühere war vergessen und kam nicht mehr in den Sinn«. Fast ohne Schmerzen,
mit der Freude, dem Jubel und der Bewunderung aller gebar sie dann sogleich ein Töchterchen
, und sie fühlte sich vor, während und nach der Geburt so leicht, gesund und stark, wie
wenn sie keine Wöchnerin wäre, obwohl sie sich doch in den früheren Zeiten vor, während
und nach der Geburt in äußerster Lebensgefahr befunden hatte.

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