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St. Fidelis

ihn durch vielerlei Versuchungen geführt, der ihm glänzenden Trost eingegossen, der ihm
seine Ausdauer geschenkt und schließlich sein Erdulden gekrönt hat.

28. Und ich, der ich dies mit schwacher Gesundheit beschreibe, bitte den einstmals überaus
geliebten Mitbruder, der nun ein Seliger im Himmel ist, mit demütigen Bitten und unter
Tränen inständig, daß er sich meiner, eines Sünders, beim gemeinsamen Herrn mit seiner
verherrlichten Fürsprache erinnern möge.

29. »Wehe den Reichen, die schon hier ihren Trost empfangen«: denn die Armen werden
ins Reich Gottes eintreten, sie aber werden draußen stehen und heulen.

30. Freuet euch ihr Demütigen und jubelt »ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes«;
wenn ihr euch nur nach der Wahrheit richtet.

Das Martyrium des Fidelis nach der 1627 erschienenen Chronik des Bistums
Konstanz von Jakob Merk, Stadtpfarrer von Sigmaringen (zitiert nach: Theodor
Dreher: Der Martertod des hl. Fidelis, in: Freiburger Diözesan-Archiv 23 (1893)
S. 361 ff.)

Darauff Anno 1622 den 24. Aprilis am Sontag haben die auß dem Flecken Sevis begert, daß er
hinauff komme, ihnen zu predigen, vnnd ob er gleichwol die Gefahr vor Augen gesehen, hat er
doch alsbald ihrem begehren eingewilliget, vnnd als er zuvor am selbigen morgen zu Grisch
geprediget, da er Patrem Joannem nach der Predig Beicht zuhören hinderlassen, ist er sampt
dem Herr Hauptman Felsen auff Sevis gegangen, allda geprediget super hoc themate [= über
dies Thema]: Vnus DEUS, una Fides, unum Baptisma [= ein Gott, ein Glaube, eine Taufe].

Da nun die Predig halb auß war, seynd die wütigen Rebellen von dem Hauptflecken Davos
daher kommen, in die Kirchen auff den Patrem so auff der Cantzel gewesen, geschossen, vor
außen aber in grimmigkeit die Soldaten erschlagen, den Hauptman gefangen, vnd als Pater
Fidelis diß gesehen, hat er sich mit dem Meßner bei der Chorthür für den Kirchhoff hinauß
begeben, allda ihme bei 18 oder 20 nachgangen, die er gleichwol trewlich ihres Arndts vnnd
Pflichten ermahnet, darauff sie ihn als die wütende Wolff angefahren, vnn gleich im ersten streich
mit einem Schlachtschwerdt den Kopff biß auf das recht Aug gespalten, darauff er gesagt:
JESUS, MARIA, miserere mei DEUS [- Gott erbarme Dich meiner], vnnd zu boden gesuncken.
Mit disem seynd sie noch nit ersättiget, hawen ihne noch weiters in Kopff vnnd in ein Schenckel,
ohne die Stich vnnd andere Wunden, die sie ihm todt gaben. Vnd auff daß sie ihr mörderische
That kündten verblümen, haben sie ihme ein Fäustling sampt einem Säcklin, mit Kugeln und
Pulffer angehenckt, vnd außgeben, er sey ein arger Schelm gewesen, sie haben ein Fäustling,
Kugeln vnnd Pulffer bey ihm gefunden, hat also der trewe Ritter vnnd Blutzeug Christi sein
leben geendet, vnnd widerumb in seinem Blut getaufft worden, welches Blut nit Vindictam
[= Vergeltung] vnd Räch, sonder Barmhertzigkeit, misericordiam et lumen pro populo excoe-
cato [= Mitleid und Rettung für das aus dem Gleichgewicht gebrachte Volk] in Himmel schreyt.

Nach disem ist alsbald der Handel im gantzen Land angangen. Da die Bawren Scharweiß
von allen Büheln vnd Bergen daher kommen mit grossen Schlachtschwerdten vnd Benglen,
auch so gar den kindern auff der Mutterschoß nicht verschont, sonder wie Pater Joannes selbst
gesehen, mitten entzwey gehawen. Darauff Herr Hauptmann Abundius von Salis ein Zwingli-
scher gleichwol gegen den Patribus Capucinis wolgenaigter Pündtner P. Joannem in sein Hauß
gezogen, welcher da er den Kelch in der Kirchen vergessen, laufft er denselben zuholen. In
dem hawet in disem Tumult einer gegen ihm mit einem grossen Schwerdt, trifft ihn an den
Halß, daß er zu boden gefallen, doch ist er nit starck im Halß verwundt worden, weil er deß
Habits Naht angetroffen, oder vil mehr hat Gott den Streich abgewendet. Herr Abundius
reißt ihn widerumb aus diser Gefahr, da kam ein anderer mit einem Schlachtschwerdt ihme das
Haupt abzuschlagen, darauf er nider kniet, richtet die Kappen selbst zum Streich, vnnd mit
zusammen gelegten vnnd in Himmel auffgehebten Händen, sagt er: HErr Jesu Christe, in

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