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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0111
St. Fidelis

Fruchtbarkeit er sich diesen wichtigen Aufgaben des Priestertums unterzog. Die Laster und
üble Gewohnheiten, die mit den unverletzlichen Gesetzen der christlichen Heiligkeit in
Widerspruch stehen, bekämpfte er mit solch treffenden Ermahnungen, mit solchem Freimut,
mit solch wunderbarer Beredsamkeit, daß man eine eigentliche Erneuerung der Sitten unter
dem Volke wahrnehmen konnte. Sorgfalt und Eifer verwandte er vor allem auch darauf, die
Irrlehren und Täuschungen der Häretiker aufzudecken, wenn er sah, daß Katholiken in
Gefahr waren, durch Überredung und Betrug von Seiten der Verführer, durch Betörung durch
den Teufel oder infolge eigener vermessener Sorglosigkeit davon befallen zu werden. Zur
Abwendung dieser Gefahren wandte er nicht nur seine eigene Mühe auf, sondern rief auch die
Autorität der Behörden und Fürsten zu Hilfe. Und seine Anstrengungen wirkten sich auch auf
diesem Gebiete recht segensreich aus.

Seine große Liebe trieb ihn an, auch in zeitlichen Dingen dem Nächsten Erleichterung und
Hilfe zu verschaffen. Allen Leidbedrückten war er mit väterlicher Liebe zugetan. Ganze
Scharen von Bedürftigen unterstützte er mit Gaben, die er überall zusammenbettelte. Schutzlosen
Waisen und Witwen erlangte er den Beistand von Reichen und Fürsten. Den Eingekerkerten
verschaffte er alle ihm nur erreichbare Erleichterung in zeitlichen und geistigen Dingen.
Kranke besuchte er mit unermüdlicher Liebe, munterte sie auf, versöhnte sie mit Gott,
bereitete sie für den letzten Kampf vor. Reichste Segensfrüchte brachte seine Nächstenliebe
besonders damals hervor, als das österreichische Heer, das in jener Gegend stationiert war, wo
Fidelis sich befand, fast in seiner Gesamtheit von einer pestartigen Krankheit befallen und so
dem Siechtum und Tod ausgeliefert wurde. In dieser Not zeigte es sich, von welcher Glut der
Liebe er beseelt war, da nicht einmal der schreckhafteste Anblick der Krankheit und des Todes
ihn abzuhalten vermochte, freudig jeden kranken Soldaten zu besuchen und zu trösten, seine
Geschwüre zu reinigen, Schweiß und Schmutz abzuwaschen, Speise und Arznei zu reichen
und mit unermüdlichem Eifer die heiligen Sakramente zu spenden.

So erwies sich Fidelis, angetrieben durch das heilige Beispiel und Wort unseres Erlösers,
voll der Gottes- und Nächstenliebe. Dadurch hatte er sich auch würdig gemacht für die
Berufung zum Apostelamt, zu dem er durch den Ratschluß Gottes, das Gutachten seiner
Ordenobern und die Autorität des Apostolischen Stuhles nun auserwählt wurde. Seine
hervorragende Liebe, die bis anhin schon in herrlichen Erweisen sich kundgetan hatte, sollte
bis zu jener heroischen Tat fortschreiten, wie sie größer niemand leisten kann: Er sollte sein
Leben hingeben für die Ehre Gottes und das Heil des Nächsten.

Damals gerade hatten die Päpste Paul V. und dann Gregor XV, seligen Andenkens,
beschlossen, in dem an Italien angrenzenden Rätien, wo die häretischen Irrlehren sich
ausgebreitet hatten, eindringlich als Gegenmittel die katholische Wahrheit predigen zu lassen
und so auch einen starken Damm aufzurichten, daß der Irrtum sich nicht noch weiter
ausdehne. Und man beschloß, ausgewählte Männer aus dem Kapuzinerorden unter Führung
und Leitung des hl. Fidelis mit dieser Aufgabe zu betrauen, in jener Gegend die durch die List
des bösen Feindes schon Getäuschten in den Schoß der Kirche zurückzuführen und die
andern, die bis anhin durch Gottes Güte vor der verderblichen Ansteckung des Irrtums
verschont geblieben waren, im Glauben der heiligen Kirche zu erhalten.

Nun war der erhabenen Tugendkraft des hl. Fidelis, die bis anhin durch die engeren
Grenzen der Betätigungsmöglichkeiten gleichsam zurückgehalten worden war, das Feld weit
geöffnet, wo sie sich entfalten und kundtun konnte. Es läßt sich nicht ausdrücken, mit
welchem Feuereifer, mit welch unbesieglicher Geduld und Beharrlichkeit, mit welch andauernden
und schweren Anstrengungen er das ihm aufgetragene Amt erfüllte. Bald mühte er sich
ab, die im Glauben Feststehenden noch zu bestärken, bald die Wankenden wieder zu stützen,
hier die Gefallenen zur Umkehr zu bewegen, dort die im Irrglauben Verhärteten mit aller
Offenheit zu tadeln und zu bekämpfen; und das tat er nicht nur in den Kirchen der
Katholiken, sondern auch in jenen der Häretiker, desgleichen auf Wegen und Straßen, in
Häusern und Hütten, auf rauhen und weglosen Bergen; Schweiß und Müdigkeit, Hunger,

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