Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0122
St. Fidelis

Die Überwindung der Aufklärung und die Befreiung der katholischen Kirche von den
Fesseln des Staatskirchentums durch die preußische Verfassung leitete eine neue Blütezeit der
Fidelisverehrung in den 1852 gebildeten Hohenzollerischen Landen ein. Für die Vertreter der
Erneuerung der Kirche war St. Fidelis vor allem der Verteidiger des wahren katholischen
Glaubens, dem es nachzueifern galt. Diese Aufforderung erhielt vor allem durch die Konfrontation
der nahezu katholischen Bevölkerung Hohenzollerns mit dem protestantischen
Preußen eine ganz besondere Note.

Bereits 1853 bildete sich aus den Reihen des Borromäusvereins ein Komitee, das sich die
Aufgabe stellte, in Sigmaringen, dem Sitz der preußischen Regierung der Hohenzollerischen
Lande, dem heiligen Fidelis mit dem Bau einer eigenen Kapelle ein Denkmal zu setzen. Der
Bau dieses Gotteshauses zu Ehren des Märtyrers kam schließlich nicht zustande. Dafür wurde
1859 die Gymnasialkirche Hedingen in eine Fideliskirche umgewandelt. Als solche ist die
Kirche bis zu ihrer Erweiterung als Grablege des Fürstenhauses 1889 denn auch geblieben.

Der Motor der kirchlichen Erneuerung in Hohenzollern, Pfarrer Thomas Geiselhart
(1811-1891), erwarb mit voller Absicht 1855 das Fidelishaus, das nach der Tradition als das
Geburtshaus des Heiligen galt, um dort sein Knabenseminar für den Priesternachwuchs
einzurichten. Die aus dem »Seminarium Fidelianum« hervorgegangenen Geistlichen verbreiteten
die Fidelisverehrung dann auch im Gebiet des ehemaligen Fürstentums Hohenzollern-
Hechingen und darüber hinaus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt St. Fidelis als der
Stadtpatron von Sigmaringen und Patron Hohenzollerns.

Die Verehrung des Bekenners Fidelis erhielt im Kulturkampf, der 1872 in Hohenzollern in
aller Schärfe entbrannte und zur Ausweisung der Jesuiten in Gorheim (1872), der Benediktiner
von Beuron (1875) und der Schwestern der christlichen Liebe (1879) führte, eine ganz neue
Dimension. In dem Kult manifestierte sich schließlich auch ein Stück der Selbstbehauptung
hohenzollerischer Identität.

1884 pilgerte Thomas Geiselhart zu den Wirkungsstätten des heiligen Fidelis nach Feldkirch
, Chur und Seewis, wo er die Fideliskanzel für sein Konvikt in Sigmaringen erwarb. Als
der Kulturkampf abgeflaut war, betrieb Geiselhart in hohem Alter 1887/88 die Niederlassung
von Kapuzinern in Gorheim. Die beabsichtigte Gründung eines Fidelisklosters scheiterte
jedoch am Widerstand des zuständigen Ministeriums in Berlin.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich auch die feierlichen Fidelisprozessionen
am 24. April in Sigmaringen heraus, bei denen die Fidelisfahne, die Fideliswiege und die
Fidelisreliquien der Pfarrkirche St. Johann und der Kapelle des Fidelishauses mitgeführt
wurden. Vor allem während des Kulturkampfes wurden diese Prozessionen als eindrucksvolle
Demonstrationen katholischen Bekennertums bewertet.

Für die überkommenen Formen der Fidelisverehrung stellte das Ende des Ersten Weltkrieges
in Hohenzollern keine Zäsur dar. Jedenfalls wurde das Fest zur 300-Jahrfeier des
Martyriums des Heiligen 1922 in bewährter Weise feierlich begangen. Die infolge des Krieges
in weiten Kreisen der Bevölkerung eingetretenen Zweifel an den überkommenen Werten, der
Religion und ihrer Moralvorstellungen bewirkten schließlich auch inhaltliche Veränderungen
im Fideliskult. Für die Geistlichen Hohenzollerns stand der Heilige nun nicht mehr nur als
der Bekenner, sondern auch als der Inbegriff an Tugend und Sittenreinheit im Vordergrund,
dem die Gläubigen nacheifern sollten.

Um diesem Postulat höchste geistliche Legitimation zu verleihen, erhob Papst Pius XL auf
Bitten der hohenzollerischen Geistlichkeit und mit der Unterstützung von Erzbischof
Dr. Carl Fritz Fidelis am 11. August 1926 offiziell zum Patron von Hohenzollern.

Die Verehrung des tugendhaften Bekenners fand in der Weihe der neu erbauten Fideliskirche
1925 in Stuttgart ihren Niederschlag. Die Pfarrkirche in Burladingen erhielt als erster
Kirchenneubau in Hohenzollern 1934 nach dem Ersten Weltkrieg gleichfalls das Patrozinium
St. Fidelis. 1935 erhielt der Altar auf der Evangelienseite in der Pfarrkirche in Ringingen als
Mitpatron den heiligen Fidelis.

110


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0122