Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0125
St. Fidelis

wurde die Fidelisprozession aus Rücksicht auf das aktuelle Zeitempfinden denn auch in der
unbedenklicheren Form einer Lichterprozession durchgeführt. Danach hielt man den Gottesdienst
zu Ehren des heiligen Fidelis in den Sigmaringer Pfarrkirchen St. Johann und St. Fidelis
am 24. April zwar aufrecht, die öffentlichen Prozessionen unterblieben jedoch fortan.

1975 brachte Pfarrer Hermann Ritter von St. Fidelis eine ökumenische Note in das
Fidelisfest, indem er seine evangelischen Amtskollegen, Pfarrer Manfred Stohrer und den
Militärdekan, zum Hochamt in seine Kirche einlud. Dabei leitete Pfarrer Stohrer in einer
kurzen Ansprache aus dem allgemeinen Haß vergangener Zeiten ab, daß sich alle Christen
nunmehr als Schuldengemeinschaft, Versöhnungsgemeinschaft und Werkgemeinschaft zu
verstehen hätten. Diese ökumenische Feier zum Fidelistag fand jedoch keine Wiederholung.

Einen Ausweg aus der verquickten Situation bot Pfarrer Schell, indem er den heiligen
Fidelis als den Verkünder des Gotteswortes in den Mittelpunkt der Diskussionen stellte. Diese
Interpretation bot schließlich die Grundlage dafür, die Fidelisprozession in anderer Form zu
neuem Leben zu erwecken. Am 24. April 1979 trafen sich die Gläubigen am Fidelishaus, um
dann über die Fidelisstraße zum Saible-Eck in der Schwabstraße zu ziehen. Von der dort
aufgestellten Fideliskanzel, die Pfarrer Thomas Geiselhart 1884 in Seewis erworben hatte,
wurde sodann das Evangelium verkündet. Danach zogen die Kleriker und die Laien in die
Pfarrkirche St. Johann, wo Pfarrer Berno Keller, der Nachfolger des Geistlichen Rates Richard
Schell, mit Konzelebranten das Meßopfer feierte.

Die Teilnahme von fast 1000 Gläubigen an der Prozession machte deutlich, daß die neue
Form der Fidelisverehrung dem Zeitgeist, aber auch dem religiösen Empfinden der Sigmaringer
entsprach. Seitdem ist die Fidelisprozession, die seit wenigen Jahren als Lichterprozession
begangen wird, wiederum zu einem festen Bestandteil des religiösen Brauchtums der Vaterstadt
des heiligen Fidelis geworden.

Daß St. Fidelis auch sonst nicht obsolet geworden ist, wird ferner durch die 1992 erfolgte
Benennung der Sigmaringer Schule für geistig Behinderte in Fidelisschule bezeugt. Im Bereich
des ehemaligen Fürstentums Hohenzollern-Hechingen, wo die Fidelisverehrung nie die
Bedeutung wie in Sigmaringen erlangt hat, wurde 1983 die Sozialstation St. Fidelis Bisingen
und Haigerloch e.V. errichtet. Im Juli 1996 werden Sigmaringen und Feldkirch, deren beider
Stadtpatron der heilige Fidelis ist, offiziell die Städtepartnerschaft besiegeln.

DOKUMENTE

Fürst Friedrich Josef von Hobenzollern-Sigmaringen, Schultheiß, Bürgermeister und
Bürger der Stadt Sigmaringen bitten den Heiligen Vater, vom Bischof von Chur
einen bemerkenswerten Teil vom Körper des seligen Fidelis für die Verehrung in der
Stadtpfarrkirche in Sigmaringen zu erhalten, 27. März 1729 (Original lateinisch:
FAS DS 1 R. 78 Nr. 656).

Das Dekret der Seligsprechung des seligen Fidelis hat uns gewiß einen großen Trost bereitet,
erhoffen wir doch auf Vermittlung des Seligen dem Ort seiner Herkunft den göttlichen Segen.

Da uns aber zu einem großen Selbstvertrauen aller Reliquien des Seligen gebricht - sein
Körper ruht vielmehr in Chur vornehmlich unter Häretikern und ist somit einer würdigen
Verehrung beraubt -, bitten wir Eure Heiligkeit demütigst, dem Bischof von Chur ein Dekret
zu schreiben, einen bemerkenswerten Teil des Körpers des Seligen samt einer Authentik uns
mit der Erlaubnis zu überlassen, daß wir in unserer Pfarrkirche, in welcher der Selige das
Wasser der Taufe erhalten hat, der Verehrung der Gegenwärtigen, der Verwandten und der
übrigen Bürger ausstellen mögen. Für diese Gnade küssen wir keuchend demütigst die
heiligen Füße.

113


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0125