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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0135
St. Fidelis

Aus dieser Veranlassung, und wegen der, durch die glorreichen Siege der verbündeten
Heere bewerkstelligten Einnahme der Hauptstadt Paris ist bereits den 2. dieses Monats ein
feierliches Dankfest in der Hof- und Pfarrkirche zu Sigmaringen abgehalten worden.

Der Pfarrgeistlichkeit des Fürstenthums wird dieses zur Nachricht, und Nachachtung mit
dem Beifügen eröffnet, daß das abzuhaltende Dankfest von der Kanzel solle verkündet
werden, und daß sämmtliche Beamten, Ortsvorsteher, die Magistrate der Städte, und die
Ortsgerichte dem Gottesdienste beizuwohnen haben.

Sigmaringen den 12. April 1814

Hochfürstlich Hohenzollernsche
Regierung

Auszüge aus der Predigt von Pfarrer Christoph Schmid aus Stadion, gehalten am
24. April 1822 in der Stadtpfarrkirche in Sigmaringen (F.H. Hofbibliothek Hs 166)

Es ist ein schöner, herzerhebender Anblick, eine hohe Fürstliche Familie, Räthe und Diener,
die Geistlichen, die Einwohner dieser Stadt, das Landvolk der umliegenden Gegend vor dem
Altar versammelt zu sehen, um das Andenken eines Mannes zu feyern, der vor 245 Jahren
innerhalb der Mauern dieser Stadt gebohren wurde.

Was ist es, das diesen Mann der Vergessenheit entriß, sein Andenken auf die Nachwelt
brachte, ihm die Hochverehrung unzähliger edler Menschen erwarb, ihn zu einer Zierde dieser
Stadt, ja des ganzen Fürstenthums machte? Warum wird der Namen Fidelis noch mit Freuden
genannt - ihm zu Ehren eine solche Feyerlichkeit veranstaltet? - Von äußerem Glänze und von
der Herrlichkeit dieser Welt erbliken wir nichts an ihm. Er war nicht von hoher Geburt; er war
ein Bürgersohn dieser Stadt. Er besaß keine Reichthümer; er war ein armer Klostergeistlicher,
der gar nichts hatte. In ein rauhes Kleid vom groben Tuche gehüllt wandelte er auf Erden umher.

Was ihn in den Augen aller edlen Menschen wahrhaft verehrungswürdig macht, ist einzig
die Religion. Sie, die Religion, der fromme Glaube durch Liebe thätig, leuchtet aus seinem
ganzen Thun und Wesen hervor. Sie, die heilige Religion, war die Quelle aller seiner edlen
Handlungen; sie war gleichsam die Seele seiner Seele.

Sie machte ihn unbeschreiblich liebenswürdig. Sie adelte ihn; sie bildete ihn zu dem
wahrhaft edlen, guten, großen Manne, den wir in ihm bewundern. Durch sie ward er - um
alles Edle, Gute und wahrhaft Große, dessen die menschliche Natur fähig ist, mit einem Wort
zu bezeichnen - heilig.

Hier wollen wir mit unserer Betrachtung Stille halten.

I. Die Religion bildete den heiligen Fidelis zu einem edeln, guten, heiligen Manne.
Dieß sey das Erste, was wir betrachten wollen.

II. Nur durch Religion können auch wir wahrhaft edel, gut, ja heilig werden.
Dieß sey das Zweyte, was wir beherzigen wollen ...

Nur eines muß ich zum Schlüsse noch berühren. Fidelis starb im Jahre 1622, den 24. April,
in der zehnten Stunde. Es ist also in diesem Jahre 1822, an dem heutigen Tage, ja eben jetzt - in
dieser Stunde volle zwey hundert Jahre, daß er sein Leben für Gott und Menschen, Thron und
Altar dahingab. Dieß macht die gegenwärtige Feyerlichkeit noch rührender! ...

In jenes Land des Friedens ist Fidelis vor zwey Jahrhunderten eingegangen. Auf Erden
fand seine Tugend, sein edler Sinn keinen besseren Lohn, als Wunden und Tod; dort aber
ward ihm die wohlverdiente Siegespalme zu Theil! Dahin trachten auch wir Pilger dieser Erde!
Uns dahin zu führen, ist einzig das Werk unser heiligen Religion. Dahin - zum Himmel! -
wollen wir jetzt noch unseren Blick erheben!

Gott! Ewig liebender! Vater der Menschen! Du hast die zwey Jahrhundert seit dein treuer
Diener Fidelis seinen Glauben an Dich, an deinen Eingebohrnen, an die von ihm geoffenbarte

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