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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0170
St. Fidelis

Gilt das auch heute noch, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ? Oder anders gefragt:
würde Fidelis von Sigmaringen heute noch heilig gesprochen werden? Wahrscheinlich nicht.
Die Heiligsprechungen gehorchen nämlich einer pastoralen Politik, wenn nicht gerade, wie im
Fall der kleinen heiligen Therese, ein wahrer »Sturm spontaner Verehrung« alle Berechnungen
hinwegfegt.

Im allgemeinen werden aus der Vielzahl der in Rom anstehenden Fälle diejenigen
bevorzugt behandelt, die im jeweiligen Zeitpunkt dem christlichen Volke in ganz besonderer
Weise als Vorbilder und Fürsprecher zugeordnet erscheinen. Bei den Beratungen des Konzils
über das 5. Kapitel der Konstitution über die Kirche, das von der allgemeinen Berufung zu
Heiligkeit handelt, wurde sogar eigens darum gebeten, in Zukunft diesen Gesichtspunkt noch
mehr zu beachten und etwa in unserer Zeit heilige Männer und Frauen im Laienstand vor
Augen zu stellen, deren Leben Zeugnis allen Christen als Trost und Hilfe zur Nacheiferung zu
dienen vermöchten.

So wäre kaum anzunehmen, daß man heute eine kämpferische Gestalt der Gegenreformation
mit allen Zügen ausgesprochener Zeitgebundenheit und Geschichtsverhaftung heiligsprechen
würde, auch wenn der Prozeß bereits noch so lange anhängig wäre und für ihn ein noch
so machtvoller Orden in Rom fördern würde. Heißt das aber, daß der heilige Fidelis von
Sigmaringen uns Heutigen nichts mehr zu bedeuten hätte oder gar, daß die Kirche ihm den
Ehrennamen eines heiligen Blutzeugen aberkennen müßte, weil er ihn mit Mitteln erworben
hat, die unserer Zeit und auch der theologischen Einsicht der Kirche von heute nicht mehr
gemäß sind? Doch wohl kaum.

Der große Eiferer für die Einheit der Kirche, der selbstlose Liebhaber der Armut, der
Mann der Gewissenstreue bis zum Einsatz des Lebens war ein Heiliger seiner Zeit, aber er
bleibt ein Heiliger in alle Ewigkeit. Er hätte als unser Zeitgenosse mit der gleichen Treue, die
schon in seinem Namen liegt - Fidelis, der Getreue! -, auch der Kirche des Zweiten
Vatikanischen Konzils gedient; denn der Antrieb seines Lebens und die Ursache seines Todes
war einsatz- und opferbereite Liebe zu den Seelen.

Und hätte ihn das Zweite Vatikanische Konzil verurteilen wollen, so hätte er - an das
Zweite Vatikanische Konzil appellieren können und sich für sein Tun und Lassen etwa auf das
Bild vom Priester und Ordensmann berufen, das vom Dekret über den Dienst und das Leben
der Priester oder von jenem anderen über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens
entworfen wird, und das er in großherziger Weise im Leben und Sterben verwirklicht hat.
Und schließlich spräche sogar der Gesamtgeist dieses Konzils nicht gegen ihn, sondern für
ihn. Man hat mit Recht gesagt, das Zweite Vatikanische Konzil habe erstmals in der offiziellen
Lehre der Dimension des Geschichtlichen den gebührenden Platz eingeräumt. Nun, innerhalb
dieser Dimension der Geschichtlichkeit der Kirche hat Fidelis von Sigmaringen im Geiste und
mit den Mitteln seiner Zeit die Krone des ewigen Lebens erlangt; sie wird in Ewigkeit nicht
von ihm genommen werden.

»Konzilstag erhöht Bedeutung des Sigmaringer Fidelis-Fests« (zitiert aus: Schwäbische
Zeitung, Ausgabe Sigmaringen, Nr. 93 vom 23. April 1966)

Dem Sigmaringer Fidelis-Fest 1966 kommt besondere Bedeutung zu, nachdem der 24. April
zum Konzilstag für fünf Dekanate erklärt worden ist. In einer Sternfahrt werden morgen aus
den vier hohenzollerischen Kapiteln und dem benachbarten Meßkircher Dekanat zahlreiche
Katholiken nach Sigmaringen kommen. Das Konzil aber kommt - darin ist der Sinn dieses
Tages zu sehen - zu den Gläubigen, denn dieser gehört zu dem »allgemeinen außerordentlichen
Jubiläum«, das Papst Paul VI. am Tag vor der großen Schlußfeier in Rom für die Zeit
vom 1.Januar bis Pfingsten angesagt hat ...

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