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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0211
Die Herrschaftsbildungen der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts

der Grafen von Achalm bzw. von Urach. Auch sie sind daher als deren Ministeriale oder
Angehörige der Familia anzusprechen .

Zuletzt sei nochmals auf das Patrozinium St. Lucius verwiesen, das von Chur aus von
den Grafen von Achalm über Zwiefalten nach Hechingen gebracht worden ist. Mehrere
Quellen belegen unabhängig voneinander, daß die Siedlung bei St. Luzen und benachbarte
Orte im Besitz der Grafen von Achalm bzw. Urach gewesen waren, die dann durch die
Heirat des Graf Friedrichs I. von Zollern mit Udilhild von Urach an die Zollern gelangt
sind. Teile von Hechingen sowie Schlatt und Beuren gehörten daher nicht zum altzolleri-
schen Besitz.

Weitere Güter und Rechte der Grafen von Urach lagen in der engeren Umgebung von
Hechingen. Udilhild begünstigte neben dem Reformkloster Hirsau vor allem die Familiengründung
Zwiefalten. Sie ließ von ihrem Geld eine Nikolauskapelle an das Münster in
Zwiefalten anbauen und stiftete dafür neben Paramenten und Kirchengeräten je eine
Hufe in Stetten bei Haigerloch, Hart (bei Haigerloch), Engstlatt, Streichen (heute Balingen
) und zwei Hufen in Thanheim186. In dieser Kapelle ließ sie sich zusammen mit ihrer
Mutter Kunigunde von Urach begraben. Ihr Sohn, Egino von Zollern, schenkte dem
Kloster Zwiefalten das bei Schlatt gelegene Dorf (villa) Beuren187, sein Bruder Gottfried
von Zollern- Zimmern vier Hufen im Dorf Streichen. Bei den Schenkungen von Mutter
und Söhnen muß es sich um Uracher Besitz gehandelt haben, da alle Übertragungen ohne
Hinzuziehung und Konsens des Grafen Friedrichs I. von Zollern vorgenommen wurden
. Im Gegensatz zu seiner Frau stand Graf Friedrich I. dem Kloster Zwiefalten sogar
feindselig gegenüber. Er und vielleicht auch sein Sohn Friedrich II. entzogen Zwiefalten
widerrechtlich Besitzungen188. An anderer Stelle berichtet der Chronist des Klosters, daß
die Mönche ein ihnen geschenktes Steinhaus und eine Hufe Ackerland im Dorf Hechingen
wieder verkauft hätten, weil diese zu nahe bei der Burg Zollern gelegen hätten und
»keinen Nutzen« versprachen189. Als Sitz der zollerischen Grafen und als Verwaltungszentrum
wird die Burg Zollern genannt, nicht Hechingen oder eine andere Siedlung. Der
Bericht verdeutlicht, daß die Mönche mit dem Grafen im Streit lagen und Übergriffe seitens
der Zollern erfolgt oder zu befürchten waren. Aus dieser Haltung heraus hätte der
Graf sicherlich nicht zugelassen, daß alter zollerischer Besitz von Frau und Söhnen an
das Kloster Zwiefalten verschenkt worden wäre. So ist auch zu erklären, daß er selbst
keine Schenkungen an das Kloster vorgenommen hat. Über ihre eigenen Güter konnten
seine Frau und die Kinder dagegen frei verfügen.

Die auf dem Bergsporn in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Stadt wurde von
den Grafen nur langsam zum Verwaltungszentrum ausgebildet, da diese Funktionen
noch einige Zeit von der Burg Zollern aus wahrgenommen wurden.190. Hechingen erscheint
erstmals 1283 als Ausstellerort von gräflichen Urkunden, dann 1285, 1288, 1291
und 1298. Als Graf Friedrich von Zollern 1285 in Hechingen Gericht hielt, geschah dies
im Haus des Biulini191. Dies deutet darauf, daß es damals noch keine für diesen Zweck

186 Ebenda S. 170/171.

187 Ebenda S. 243.

188 Ebenda S. 249,271, 283.

189 Ebenda S. 242/3; vgl. Bumiller, Studien (wie Anm. 177) S. 107 f. Der These S. 108, das Steinhaus
habe den ältesten Kern der späteren Stadt gebildet, kann nicht gefolgt werden, »apud« ist als
»in« zu übersetzen, d. h. das Steinhaus hat in der Siedlung bei St. Luzen gelegen.

190 1267 wurde für die Lokalisierung des Kl. Stetten der Bezugspunkt »Burg Zollern« gewählt,
nicht die Stadt Hechingen; 1285 scheint der Graf noch kein Amtshaus in der Stadt gehabt zu haben;
der Notar, Schreiber und wohl oberster Verwaltungsbeamte der Grafen nennt sich 1296 Werner, der
schriber von Zolre

191 Mon. Zollerana 8 S. 24 Nr. 57.

199


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