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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0216
Wilfried Schöntag

rechte (Kirchensatz) der Pfarrkirche in Balingen genannt219, die zum Dekanat Empfin-
gen-Haigerloch gehörte. Um 1255 gründeten die Zollern neben der dörflichen Siedlung
eine Stadt. Balingen wurde nach der Stadtgründung zum zollerischen Vorort der Herrschaft
Schalksburg ausgebaut.

Die neue Herrschaft gelangte 1288 an den jüngsten Sohn. Zur Herrschaft Schalksburg
gehörte bis 1342 die zollerische Lehnsherrschaft der Walger von Bisingen, die in diesem
Jahr an die hohenzollerischen Vettern verkauft wurde.

Auf einen systematischen Herrschaftsausbau in diesem Gebiet weisen die fast gleichzeitig
vorgenommenen Städtegründungen in Schömberg und Binsdorf.

1255 urkundete Graf Friedrich von Zollern in campo aput Schonberc110. Campus wird
mit Gerichtsplatz wie auch mit dem abgesteckten Feld für eine Stadtgründung übersetzt.
1269 werden eine Stadt (civitas) und ein Schultheiß erwähnt, so daß die Stadtgründung
als abgeschlossen angesehen werden kann. Wenige Jahre später (1268) befindet sich die
Stadt in Händen der Grafen von Hohenberg. Das Siegel der Stadt zeigt später den hohenbergischen
Schild. Der Übergang der Stadtherrschaft von den Grafen von Zollern zu den
Grafen von Hohenberg ist mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den
Zollern und Hohenbergern zu erklären. 1267 fand eine Schlacht bei Haigerloch statt221.
In diesen Kämpfen wurde die Grenze zwischen der zollerischen und Hohenberger Herrschaft
in der Weise verschoben, daß zollerische Gebiete an Hohenberg fielen.

Wenige Kilometer nordwestlich von Balingen erhoben die Grafen von Zollern das
Dorf Binsdorf (Stadt Geislingen), ein Lehen der Abtei Reichenau, zur Stadt222. Obwohl
die Stadt in den Auseinandersetzungen von 1267 an die Grafen von Hohenberg gefallen
war, behielt sie den gevierten Zollernschild bis zum Ubergang an Osterreich im Wappen
. Die Patronatsrechte über die Pfarrkirche, ursprünglich wohl auch ein Reichenauer
Lehen, blieben bis 1372 im Besitz der Grafen von Zollern.

Die Expansion der Grafen von Zollern in diesem an die Grafschaft Hohenberg angrenzenden
Gebiet muß auf Widerstand der Hohenberger gestoßen sein, der sich in kriegerischen
Auseinandersetzungen entlud. Im Falle von Schömberg, Binsdorf und einigen
Besitzungen der zollerischen Truchsessen, der Walger von Bisingen, können wir die gewaltsam
herbeigeführten Besitzverschiebungen nachvollziehen. Die Grenze der Herrschaft
Schalksburg gegenüber der Grafschaft Hohenberg ist endgültig erst in der Mitte
des 13. Jahrhunderts festgelegt worden.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bewogen Graf Friedrich Mülli und seine Frau,
die Herrschaft 1403 an den Grafen von Württemberg für 28000 Gulden zu verkaufen.
Nicht zuletzt hatte wahrscheinlich der frühzeitige Tod des einzigen Sohnes hierzu den
Ausschlag gegeben. Neben dem Allodialbesitz und den zollerischen Mannlehen gehörten
Lehen der Abtei St. Gallen (Fronhöfe in Frommern und Truchtelfingen, 1370 wird
als Lehensbestandteil auch eine Propstei Zaisselczhusen genannt, heute Hausen an der
Lauchert, Stadt Trochtelfingen)223 und des Klosters Ottmarsheim in Elsaß zu der Verkaufmasse
. Es ist immer wieder der Vorwurf erhoben worden, Graf Mülli habe mangelndes
Familienbewußtsein gezeigt, als er an den Württemberger verkaufte. Rechtlich hat er
völlig korrekt gehandelt, da die zollerischen Mannlehen aus dem Verkauf ausgenommen

219 Württembergisches Urkundenbuch 5 S. 91 Nr. 1324 zu 1255 Jan. 25; vgl. Der Landkreis Balingen
2 S. 7 f.

220 Mon. Zollerana 1 S. 71 Nr. 181 zu 1255 Jan. 25; Wirtembergisches Urkundenbuch 5 S. 91 Nr. 1324;
Der Landkreis Balingen 2 S. 738 ff.

221 Seigel, Alte Herrschaftsgebiete (wie Anm. 206) S. 91.

222 Der Landkreis Balingen 2 S. 101 f.

223 Mon. Zollerana 1 S. 213 Nr. 354 zu 1370 Juli 26; Das Land Baden-Württemberg 7 S. 77 nennt
die Propstei in Hausen nicht.

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