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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0217
Die Herrschaftsbildungen der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts

wurden. Die wirtschaftliche Lage aller zollerischen Linien war in diesen Jahren jedoch so
schlecht, daß keine Linie der anderen helfen konnten. Die Schalksburger Linie hatte seit
dem Ende des 14. Jahrhunderts großen Geldbedarf und immer wieder Besitz verpfändet
oder verkauft. Die zollerischen Vetter kamen wegen ihrer Armut als Käufer nicht in Frage
, sie kämpften selbst mit dem Uberleben. Insofern war Graf Mülli in seinen Entscheidungen
frei.

Die Herrschaft Mühlheim a. d. D., zu der neben der Burg Bronnen auch die Vogtei
über das Augustinerchorherrenstift Beuron gehörte, war zu unbekannter Zeit an die Zollern
gelangt. In karolingischer Zeit war Mühlheim Besitz der alemannischen Herzöge224
und über Gisela, eine Tochter Ludwigs des Frommen, an den Sohn Adalhard gelangt. Für
mehrere Jahrhunderte lassen uns dann die Quellen im Stich, bis Mühlheim im Jahr 1241
als zollerischer Besitz genannt wird. Damals befreite Graf Friedrich von Zollern das Zisterzienserkloster
Salem von Lasten ...in burgo nostro Mulhaim115. Mühlheim war auch
der Ausstellungsort der Urkunde, so daß auf ein zollerisches Verwaltungszentrum in einer
gerade im Entstehen befindlichen Stadt geschlossen werden kann226.

Zur Herrschaft Mühlheim wurden auch Teil der Herrschaft Winzeln gezogen. In
Winzeln (Gemeinde Hausen am Tann, Zollernalbkreis) befand sich ein alter Herrensitz,
dessen Inhaber, die Herren von Winzeln, seit der Mitte des 11. Jahrhunderts genannt
werden227. Der Leitname »Landolt« deutet darauf, daß sie mit den Vögten der Abtei Reichenau
, den Landolten, verwandt waren. Anfang des 13. Jahrhunderts wanderten die
Herren von Winzeln an den Hochrhein ab, und die Grafen von Zollern erscheinen als
Rechts- und Besitznachfolger. Die Literatur geht davon aus, daß der Besitz in Winzeln an
das Augustinerchorherrenstift Beuron im Donautal gelangt sei228. Die hierzu herangezogene
Quelle, eine angeblich 1253 ausgestellte Urkunde, ist jedoch eine gelehrte Fälschung
des Beuroner Kanzleiverwalters Pizenberger aus den Jahren um 1770/71229. Dagegen
wird Winzeln (Herrenhof in W, Gericht, Güter und Leute in Böttingen, Güter und Leute
in Thieringen, Hausen, Hossingen und Meßstetten) als Bestandteil der Herrschaft
Mühlheim genannt, als Gräfin Udilhild und Sohn Graf Friedrich von Zollern-Schalks-
burg im Jahr 1303 die Herrschaft Mühlheim an das Hochstift Konstanz verpfänden230.
Als Graf Friedrich von Zollern-Schalksburg gen. Mülli die Herschaft Mühlheim, die er
als Lehen des Hochstifts Mühlheim besaß, an den Ritter Konrad von Weitingen 1391 verkaufte
, wurde der Besitz in Winzeln nicht mehr genannt. Die Oberhoheit war an die
Grafen von Hohenberg bzw. seit 1381 an das Haus Osterreich abgegangen.

224 Blessing, Mühlheim (wie Anm. 216) S. 5.

225 Mon. Zollerana 1 S. 62 Nr. 170.

226 Die Stadtwerdung war vor 1266 abgeschlossen. In diesem Jahr wird die siegelführende Bürgerschaft
genannt: cum sigillo universitatis in Mulhain. Mon. Zollerana 1 S. 83 Nr. 201.

227 Der Landkreis Balingen 2 S. 414 f.

228 Das Land Baden-Württemberg 7 S. 247; Blessing, Mühlheim (wie Anm. 216) S. 1 ff.

229 Mon. Zollerana 1 S. 68 Nr. 179; Wirtembergisches Urkundenbuch 5 S. 19 Nr. 1258 zu 1253 Apr.
22; Wilfried Schöntag, Erwerb der Reichsunmittelbarkeit durch Kauf von Hoheitsrechten oder
durch Fälschung von Texten? Die Fälschungen des Beuroner Kanzleidirektors Johann Bartholomäus
Pizenberger (11772), in: Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte 28, 1992, S. 23-66, hier
S. 35 f. - In dem um 1330 angelegten Beuroner Urbar (Generallandesarchiv Karlsruhe Abt. 66 Ausland
Nr. 84) wird Winzeln nicht genannt. Die Feststellungen von Blessing , Mühlheim (wie Anm.
216) S. 2, bes. S. 5 über das Zubehör der Stadt Mühlheim und Beurons müssen entsprechend korrigiert
werden.

230 Mon. Zollerana 1 S. 111 Nr. 247 zu 1303 April 12; vgl. die Urkunden vom 3. 2. 1305 ebenda
S. 116 Nr. 248 bzw. S. 118 Nr. 249.

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