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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0250
Frank Raberg

Müllers wiesen Gog als politisch »unbelasteten« Juristen aus, und solche wurden nun
dringend benötigt. Im Zusammenhang mit der Erstausstattung der Juristen für das Land
hatten sich also die Wege Müllers und Gogs, die in den folgenden Jahren in der gleichen
Partei (zumeist) für die gleichen Ziele stritten, gekreuzt.

Die Partei Müllers und Gogs war die Christlich-Demokratische Union (CDU). Die
Gründung dieser neuen Partei (und damit generell parteipolitische Betätigung) war in
der französischen Besatzungszone erst möglich geworden, nachdem General Pierre Koe-
nig, der Oberkommandierende der französischen Truppen in Deutschland, per Ordonnance
Nr. 23 vom 13. Dezember 1945 die Bildung »demokratischer, antinationalsozialistischer
politischer Parteien« zugelassen hatte.21 Artikel 2 dieser Verordnung enthielt
aber den Vorbehalt, daß jede einzelne Partei der Genehmigung durch die zuständige
Militärregierung bedürfe.

Gründung und Anfänge sowohl der nord- als auch der südwürttembergischen CDU
sind vielfach geschildert worden.22 Dennoch fehlt nach wie vor eine detaillierte Gesamtdarstellung
des Themas, zumal die Unionsgründungen in beiden Landesteilen eng miteinander
verknüpft sind. Die Bemühungen zur Gründung einer interkonfessionellen
Volkspartei auch in Württemberg-Hohenzollern nach dem Vorbild der Berliner (Juni
1945) und Stuttgarter (September 1945) CDU stehen wesentlich mit der Person von
Dr. Franz Weiß, der im Herbst 1945 die Stimmung im Land zu erkundet und die Gründung
in enger Abstimmung mit der nordwürttembergischen CDU-Führung vorbereitet
hatte23, in Zusammenhang.

21 Veröffentlicht im Journal Officiel du Commandement en Chef Francis en Allemagne,
(JOCCFA) No. 9 (21. Dezember 1946), S. 54; ergänzt durch die Durchführungsbestimmung (Verfügung
Nr. 26) vom 13. Dezember 1945 des Generaladministrators der französischen Besatzungszone,
Emile Laffon, veröffentlicht ebd., S. 58.

22 Uwe Dietrich Adam: Parteien und Wahlen. In: Gögler/Richter (wie Anm. 11), S. 125-156,
und ders.: Die CDU in Württemberg-Hohenzollern. In: Die CDU in Baden-Württemberg und ihre
Geschichte. Hg. von Paul-Ludwig Weinacht. (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-
Württembergs 2). 1978, S. 163-192.; kritisch Hellmut Auerbach: Französische Besatzungsmacht,
Katholische Kirche und CDU in Württemberg-Hohenzollern 1945-1947. Schwierigkeiten mit Bildungsreform
und Demokratisierung. In: Von der Besatzungszeit zur deutsch-französischen Koope-
ration/De la periode d'occupation a la Cooperation franco-allemande. Hg. von Joseph Jurt. 1993,
S. 140-168; eher summarisch und ungenau bei Werner Burger: Die CDU in Baden-Württemberg
und die CSU in Bayern. (Hochschulsammlung Philosophie: Politikwissenschaft 3). 1984; 6. Kapitel
bei Raberg (wie Anm. 14); Hans Georg Wieck: Christliche und freie Demokraten in Hessen,
Rheinland-Pfalz, Baden und Württemberg 1945/46. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus
und der politischen Parteien 10). 1958 (die südwürttembergische Entwicklung S. 170-187). Vgl.
außerdem die Veröffentlichungen des CDU-Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern zum
10- (1956) bzw. 30jährigen (1976) Bestehen des Landesverbandes.

23 Weiß (1887-1974) stammte aus Ried (heute zur Gemeinde Ebersbach-Musbach gehörend) und
hatte dem Zentrum angehört. Er war bei Kriegsende Oberlandwirtschaftsrat. Seit 1912 war er nach
Abschluß seines Hochschulstudiums in verschiedenen Verwendungen in der Landwirtschaftsverwaltung
tätig gewesen. Der noch von den Franzosen eingesetzten Stuttgarter Landesverwaltung war
er als Landesdirektor für Ernährung und Landwirtschaft im Juni 1945 beigetreten, nach dem Machtwechsel
von den Amerikanern aber nicht übernommen und Anfang Oktober 1945 entlassen worden
. Über die Gründung der CDU Württemberg-Hohenzollern hat Weiß einen mit interessanten
Details ausgestatteten Beitrag für die Festschrift zum 10jährigen Bestehen des Landesverbands (wie
Anm. 22) verfaßt: »Aus der Gründungszeit der Christlich-Demokratischen Union« (S. 11-16). Weiß
war 1946 erster Landesvorsitzender, bis er im Dezember 1946 Staatssekretär, 1947 Minister für
Landwirtschaft wurde. In diesem Amt verblieb Weiß bis zur Auflösung des Landes 1952. Er gehörte
weder der Beratenden Landesversammlung noch dem Landtag an, war aber von 1949-1953 Bundestagsabgeordneter
des Wahlkreises Balingen-Münsingen-Hechingen-Sigmaringen, den 1953 als
sein Mandatsnachfolger Gebhard Müller gewann. Der Nachlaß Weiß befindet sich im StAS. Vgl.

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