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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0251
Franz Gog

Die Gründungsversammlung des Landesverbandes der CDU Südwürttemberg-Ho-
henzollern hatte bereits am 6. Januar 1946 im Gemeindesaal in Aulendorf stattgefunden.
Mit Schreiben vom 17. Januar bat der vorläufige Vorstand das Staatssekretariat in Tübingen
darum, die Zulassung der neuen Partei unter dem Namen »Christlich-Demokratische
Union«24 zu bewirken. Diese Zulassung wurde mit der Verfügung Nr. 12 vom

18. März 1946 durch den Gouverneur des französisch besetzten Gebietes von Württemberg
und Hohenzollern, Guillaume Widmer, ausgesprochen.25

Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß Weiß seit seinem Weggang aus Stuttgart und
überhaupt aus dem US-amerikanisch besetzten Land Württemberg-Baden im Oktober
1945 in Sigmaringen wohnte, wurde die alte fürstlich hohenzollern sehe Residenzstadt
»mit... ein Geburtsort der CDU Württemberg-Hohenzollerns«26, in der auch das erste
Büro (Geschäftsstelle) der jungen Partei untergebracht war.27 Wichtiger als dieses Faktum
aber war für die anfänglich zentrale Rolle Sigmaringens im Gründungsgeschehen
der Landesunion, daß die beiden ersten, 1946 stattfindenden Landesversammlungen in
Sigmaringen stattfanden.

Am 23. März, also nur fünf Tage nach der Genehmigung durch die Militärregierung,
kamen im Gasthof »Donau« die Delegierten zusammen, um eine erste programmatische
Diskussion zu führen und einen Vorsitzenden sowie einen Landesausschuß zu wählen.28
Der gewählte Vorsitzende des vorläufigen Vorstands Weiß rief dazu auf, sich »um das
Kreuz« zu scharen, denn nur aus christlichem Geist könne die »Hilfe« kommen. Der »alte
unselige Riß zwischen den beiden großen Konfessionen« schließe sich zunächst auf
politischer Ebene. Auch hier war Wirtschaftsminister Josef Andre (1879-1950) aus
Stuttgart, der »starke Mann« der nordwürttembergischen Union, wieder zugegen und
leistete, wie schon in Aulendorf, gute Dienste als »Geburtshelfer« der südwürttemberg-

über Weiß die Materialsammlung in der Persönlichkeiten-Dokumentation des Landtags-Archivs
Stuttgart (wie Anm. 17), vor allem die Pressenotiz der Pressestelle des Staatsministeriums vom

19. Februar 1954, sowie Andreas Dornheim: Adel in der bürgerlich-industrialisierten Gesellschaft
. Eine sozialwissenschaftlich-historische Fallstudie über die Familie Waldburg-Zeil. 1992.
S. 406/07. Ein Artikel über ihn von Frank Raberg wird im 3. Band der Baden-Württembergischen
Biographien (Stuttgart) erscheinen.

24 In der Niederschrift über die Tagung in Aulendorf am 6. Januar 1946 - publiziert in 10 Jahre
Landesverband der CDU Württemberg-Hohenzollern (wie Anm. 22), dokumentarischer Anhang -
ist der Name »Christliche Volkspartei« aufgeführt. Dies war eine Anlehnung und gleichzeitig Differenzierung
in puncto »Soziales« gegenüber der nordwürttembergischen Unionsgründung, bei der
man die bald in CDU geänderte Bezeichnung »Christlich-Soziale Volkspartei« gewählt hatte. Bereits
im ebenfalls vom 6. Januar 1946 datierten Aufruf der württemberg-hohenzollerischen Union
ist aber die Bezeichnung »Christlich-Demokratische Union« enthalten, und unter dieser Bezeichnung
ist am 17. Januar auch ihre Zulassung beantragt worden. ADAM (wie Anm. 22), S. 168/69, vermutet
mit einer gewissen Evidenz, daß die rasche, mit Nordwürttemberg konformgehende Umbe-
nennung auf die Intervention des in Aulendorf anwesenden nordwürttembergischen Unionsvorsitzenden
und Wirtschaftsministers Josef Andre zurückgeht. Ein Nachweis dafür ist freilich nicht zu
erbringen.

25 Veröffentlicht im Bulletin Officiel de la Delegation Superieure pour le Gouvernement Militaire
du Wurtemberg (Zone Fran^aise) No. 1 (1946), S. 5. Zugleich mit der CDU wurden für Württemberg
-Hohenzollern auch die SPD (Verfügung Nr. 11) und die KPD (Verfügung Nr. 13) offiziell zugelassen
. Die DVP wurde per Verfügung Nr. 25 vom 20. Juli 1946 genehmigt.

26 40 Jahre Kreis verband CDU Sigmaringen, Hg. vom CDU Kreis verband Sigmaringen, 1986,
S. 16.

27 Ausweislich des Zulassungsgesuchs vom 17. Januar 1946 befand sich dieses Büro in Sigmaringen
. Als Adresse war nur Postschließfach Nr. 30 angegeben.

28 Vgl. den Bericht des »Schwäbischen Tagblatts« vom 26. März 1946 über diese erste »Landeskonferenz
der CDU« (so die Schlagzeile).

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